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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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worden. Myron war das schon damals seltsam vorgekommen. Ein Klavier- und Orgelgeschäft in einer Shopping Mall. Man ging in eine Mall, um sich Kleidung zu kaufen, eine CD, Spielzeug oder vielleicht eine Stereo-Anlage. Aber wer kaufte sich in einer Shopping Mall ein Klavier?
    Offenbar nicht genug Menschen.
    Die Klaviere und Orgeln waren verschwunden. Planet Music verkaufte CDs und kleinere Musikinstrumente. Man konnte auch Instrumente mieten. Trompeten, Klarinetten, Geigen … wahrscheinlich verdiente man bei Planet Music ziemlich gut am Musikunterricht.
    Der Junge hinter dem Verkaufstresen war vielleicht 23 Jahre alt, trug einen Hanf-Poncho und sah etwas schmieriger aus als der durchschnittliche Starbucks-Barmann. Er hatte eine staubige Strickmütze auf dem rasierten Kopf. Dazu trug er das offenbar unvermeidliche Unterlippenbärtchen.
    Myron sah ihn streng an und knallte das Foto auf den Tresen. »Kennst du die?«
    Der junge Mann zögerte etwas zu lange. Myron legte nach.
    »Wenn du meine Frage beantwortest, wirst du nicht festgenommen.«
    »Wieso festgenommen?«
    »Kennst du sie?«

    Er nickte. »Das ist Aimee.«
    »Kauft sie hier ein?«
    »Klar, dauernd«, sagte er, während sein Blick hektisch hin und her schoss und nur Myrons Gesicht mied. »Sie versteht auch was von Musik. Die meisten Leute, die hier reinkommen, fragen nur nach den neuesten CDs von irgendwelchen Boygroups.« Boygroups sprach er so aus, wie die meisten anderen Menschen vielleicht Sodomie ausgesprochen hätten. »Aber Aimee rockt.«
    »Wie gut kennst du sie?«
    »Nicht besonders. Sie kommt ja nicht meinetwegen.«
    Dann brach der Ponchoträger ab.
    »Wen trifft sie hier denn?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Weil ich mich nicht gezwungen sehen will, dich aufzufordern, deine Taschen auszuleeren.
    Er hob die Hände. »Hey, ich bin absolut sauber.«
    »Dann schieb ich dir was unter.«
    »Aber … meinen Sie das ernst?«
    »Todernst.« Myron bearbeitete ihn wieder mit dem strengen Blick. Strenges Blicken war nicht seine Stärke. Er bekam davon Kopfschmerzen. »Und mit wem trifft sie sich hier?«
    »Mit dem stellvertretenden Geschäftsführer.«
    »Hat der Herr auch einen Namen?«
    »Drew. Drew Van Dyne.«
    »Ist er da?«
    »Nein. Er kommt heute Nachmittag.«
    »Haben Sie seine Adresse? Oder die Telefonnummer?«
    »Hey«, sagte der Junge plötzlich. »Zeigen Sie mir doch mal Ihre Marke.«
    »Bis später.«
    Myron verließ den Laden. Er ging zurück zu Sally Ann.
    Sie ließ den Kaugummi knallen. »Sie sind aber schnell wieder zurück.«

    »Ich hab’s nicht länger ausgehalten«, sagte Myron. »Kennen Sie einen Mann namens Drew Van Dyne? Er arbeitet bei Planet Music .«
    »Oh«, sagte sie, als wäre jetzt alles klar. »Na sicher doch.«

34
    Als das Telefon klingelte, sprang Claire auf.
    Seit Aimee vermisst wurde, hatte sie nicht mehr geschlafen. In den letzten beiden Tagen hatte sie ihrem Körper so viel Koffein zugeführt, dass sie bei jedem noch so leisen Geräusch aufschreckte. Sie dachte immer wieder an den Besuch der Rochesters zurück, an den Zorn des Vaters und die Unterwürfigkeit der Mutter. Die Mutter, Joan Rochester. Mit der stimmte definitiv irgendwas nicht.
    Am Vormittag hatte Claire Aimees Zimmer noch einmal durchsucht und dabei überlegt, wie sie Joan Rochester zum Reden bringen könnte. Vielleicht ein Gespräch von Mutter zu Mutter. In Aimees Zimmer hatte sie nichts gefunden. Claire hatte angefangen, Kisten zu durchwühlen, in denen sie die Dinge aufbewahrte, die Aimee selbst gebastelt hatte oder die ihr besonders wichtig gewesen waren. Den Stiftständer, den Aimee in der Vorschule für Erik gebastelt hatte. Ihr erstes Zeugnis – lauter Einsen und ein Kommentar von Mrs Rohrbach, dass Aimee eine talentierte Schülerin war, die sie gern unterrichtete und der eine strahlende Zukunft bevorstand. Die Worte strahlende Zukunft stachen heraus, als wollten sie Claire verhöhnen.
    Das Telefon riss sie aus der Trance. Sie sprang auf und hoffte wieder einmal, dass Aimee am Apparat war, sich das Ganze als ein dummes Missverständnis herausstellte und es für Aimees Abwesenheit eine vollkommen vernünftige Erklärung gab.
    »Hallo?«
    »Es geht ihr gut.«

    Die Stimme klang roboterhaft. Weder männlich noch weiblich. Wie eine etwas gereizte Version der Tonbandstimmen, die einem sagten, dass alle Leitungen besetzt seien, man einen Moment Geduld haben solle und mit dem nächsten freien Mitarbeiter verbunden werde.
    »Wer sind Sie?«
    »Es

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