Ein verruchter Lord
Natürlich. «
Ihr Gesicht hellte sich auf. « Dann bin ich dafür, dass wir sofort loslegen. «
» Du bist dir sicher, dass wir niemanden finden, oder? « , meinte Pru.
» Ja, genau. Wenn diese Frau keine andere Möglichkeit sah, als Melody beim Brown’s abzusetzen, dann wusste sie sich vermutlich nicht anders zu helfen. Und das sollten wir so schnell wie möglich herausfinden – damit wir anschließend wieder zu unserem normalen Leben zurückkehren können. Und dann haben wir uns auch nichts vorzuwerfen. «
Pru lächelte sie an. » Ich glaube, damit kann ich leben. « Sie wandte sich an Colin. » Aidan und du, ihr müsst sofort anfangen. «
Colin neigte den Kopf. » Ja, meine Königin. « Er blickte zu Aidan hinüber. » Wir sollten Jack mitnehmen. Vielleicht lenken ihn die Nachforschungen etwas von seinem Kummer ab. «
Der Freund bedachte Colin mit einem überheblichen Blick. » Alles ist besser, als den ganzen Tag nur mit dir verbringen zu müssen. «
» Dekadenter Blaublüter! «
» Emporkömmling! «
Die beiden Frauen tauschten vielsagende Blicke. » Wenn ihr zwei fertig damit seid, eure künstlichen Rivalitäten auszutragen « , sagte Pru trocken, » sollten wir endlich einen Plan machen. «
» Ich hole die Tasche, die Melody bei sich hatte. Und auch das andere Zeug « , rief Madeleine und sprang auf.
Ihr Mann runzelte die Stirn. » Was soll das bringen? Colin und ich haben das Ganze bestimmt hundertmal durchgesehen « , wandte er ein, doch seine Frau war mit Pru schon zur Tür hinaus.
» Dann schauen wir eben alles noch einmal an « , rief sie ihm zu.
» Ja, meine Königin « , sagte Aidan lächelnd.
Als sie fort waren, erstarb das Lächeln auf den Gesichtern der Männer. Colin rieb sich den Nacken. » Wir haben nie wirklich nach dieser Mrs. Pruitt gesucht. «
Aidan nickte. » Ich weiß. Weil wir Angst hatten, wir könnten sie tatsächlich finden. «
Achtes Kapitel
Als Maddie und Pru den Flur hinunterhasteten, kamen sie an Bailiwick vorbei, der mit erstaunlicher Eile das neue Zimmermädchen zu Wilberforces Arbeitszimmer begleitete.
» Sei bloß leise und respektvoll « , ermahnte Bailiwick Fiona. » Und glaub nur ja nicht, du brauchst Mr. Wilberforce nur anzulächeln, damit er lieb und nett zu dir ist … «
» Lieb und nett ist normalerweise nicht das Problem « , feixte Fiona.
Bailiwick blieb abrupt stehen und schaute auf die dunkelhaarige, dunkeläugige, vollbusige Schönheit hinab, die nicht wusste, dass sie sein schüchternes Herz erobert hatte. » Willst du jetzt die Stelle oder nicht? «
Fiona verdrehte die Augen. » Ich weiß mich schon zu benehmen. Mach dir mal nicht ins Hemd. « Sie streckte die Hand aus und kniff in Bailiwicks muskulösen Arm. » Du bist hier anders als damals auf der Straße. Da hat dir mein Lächeln gefallen. Und nicht nur das. « Sie spitzte kokett die Lippen.
Worauf Fiona anspielte, war die zweifellos abenteuerlichste Episode in Bailiwicks bisherigem Leben. Einige wenige Tage lang war er Spion, Krieger und Held in einem gewesen. Auf dem Rücken des ebenso eigenwilligen wie riesigen Balthazar, der meist machte, was er wollte, war Bailiwick durch die englischen Lande geprescht und hatte es auf seiner Suche nach Sir Colin und Melody mit Entbehrungen, Hunger und Banditen aufgenommen.
Nun, eigentlich gebührte dem Schimmel die Ehre, Fiona und ihre Reisegefährten von einer Bande übler Schurken befreit zu haben, doch Bailiwick würde das niemals zugeben. Zu sehr sonnte er sich in Fionas Bewunderung – und zu sehr hatte er ihren Dank genossen. Zwar nicht mehr als ein paar atemlose Küsse, aber immerhin.
Die Erinnerung an ihre Lippen trieb ihn in den Wochen danach an den Rand des Wahnsinns, und er begann, das aufreizende Mädchen mit der fröhlichen Stimme und dem verführerischen Lachen zu vermissen. Bailiwick wandte den Blick ab. » Das war damals. Jetzt sind wir im Brown’s. «
» Wo ich das einzige Mädchen in der Dienerschaft bin. Du solltest besser nett zu mir sein, Bailiwick, oder ich angle mir einen anderen. « Sie tänzelte vor ihm her und warf ihm lächelnd einen provozierenden Blick zu. » Vielleicht sogar deinen Mr. Wilberforce … «
Kaum waren die Worte ausgesprochen, stand sie auch schon vor dem gestrengen Majordomus. » Fiona, nicht wahr « , sagte er mit tadelndem Unterton. Zweifellos hatte er ihre unpassende Bemerkung gehört.
Sie knickste eilig mit sittsam gesenktem Blick. » Ja, Sir. Ich bin Fiona. Danke, dass Sie mich nehmen, Sir.
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