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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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sie nicht nachgeben, denn zu groß war ihre Furcht, aufs Neue vereinnahmt zu werden und das bisschen Eigenständigkeit, das sie sich mühsam erkämpft hatte, erneut zu verlieren.
    Tief einatmend erhob sie sich. Vorn auf ihrem Kleid zeugte ein feuchter Fleck von dem, was sich soeben hier abgespielt hatte. Rasch legte sie sich einen langen Schal um die Schulter, dessen Enden die Spuren verdeckten. Erst dann drehte sie sich zu Jack um, der sich inzwischen ebenfalls erhoben hatte und seine Erektion diskret unter seinem Rock zu verbergen suchte.
    Unsicher schauten sie einander an, doch in der hereinbrechenden Dämmerung ließ sich im Gesicht des Gegenübers kaum mehr lesen. Laurel reckte das Kinn. » Ich brauche Kerzen. «
    Einen langen Moment stand er stumm da wie ein dunkler Schattenriss vor dem noch spärlich erhellten Fenster. » Bist du damit einverstanden, deinen Plan aufzugeben, mit Melody aus London zu fliehen? « , fragte er urplötzlich, ohne auf ihre Bitte einzugehen.
    » Würdest du mir glauben, wenn ich Ja sage? «
    » Das würde ich. «
    » Du weißt schon, dass ich trotzdem einfach mit ihr weglaufen könnte. «
    Er nickte. » Daran zweifle ich nicht, aber ich würde dich überall finden. « Er legte den Kopf ein wenig schief. » Allerdings lügst du nicht, Laurel. «
    Sie verschränkte die Arme. Wie leicht er sie durchschaute! » Egal, denn ich bin nicht damit einverstanden. Ich beanspruche das Recht, meine Tochter mitzunehmen. Wohin immer ich will. «
    Seine Finger glitten in seine Westentasche und zogen den Schlüssel heraus. Laurel erschrak, als sie an ihren eigenen Schlüssel dachte, der noch immer an einem Band in ihrem Mieder steckte, das er ihr um ein Haar mit ihrer Erlaubnis vom Körper gerissen hätte. Sie konnte sich gerade noch zurückhalten, schützend danach zu greifen.
    » Dann muss ich dich leider eine weitere Nacht darüber nachdenken lassen. « Er ging zur Tür, drehte sich jedoch noch einmal um, bevor er die Kammer verließ. » Danke « , sagte er leise. » Du warst schon immer eine gute Zuhörerin. «
    Dann war er fort, und das Letzte, was sie von ihm hörte, war das Schnappen des Türschlosses.
    Jack kehrte in sein Apartment zurück und machte sich, nachdem er sich umgezogen hatte, auf die Suche nach seinen Freunden, ihren Frauen und den Kindern. Bestimmt saßen sie alle in dem ehemaligen Kartenzimmer zusammen, das inzwischen einem Salon für die ganze Familie glich, wo jeder seiner jeweiligen Beschäftigung nachging.
    Aidan und Colin würden wissen wollen, wo er gesteckt hatte, und ihm einen dieser prüfenden Blicke zuwerfen, mit denen sie stets seinen momentanen Geisteszustand zu taxieren schienen. Wer konnte ihnen deshalb einen Vorwurf machen? Er bestimmt nicht – ein Mann, der die Mutter seines Kindes auf dem Dachboden einsperrte und das auch noch ausnutzte. Schließlich hätte er sie beinahe gegen ihren Willen genommen.
    Er wünschte bloß, er müsste nicht jedes Mal, wenn er einen Raum betrat, ihre fragenden Blicke ertragen. Tief einatmend legte er die Hand auf die Klinke und drückte die große, eichene Doppeltür auf. Und musste verwundert feststellen, dass zur Abwechslung niemand von seinem Kommen Notiz nahm. Sie alle – Colin, Pru, Aidan, Madeleine, Evan und die Altherrenriege – scharten sich um etwas am anderen Ende des Raumes.
    » Wie wäre es mit einem Stück Zitronenkuchen, Liebes? « , hörte er Colin betteln. » Möchtest du nicht eines – das magst du doch so gerne? «
    Pru boxte ihren Ehemann in den Arm. » Der Koch hat heute keinen gebacken « , zischte sie ihn an.
    Colin zuckte die Achseln. » Sorry « , murmelte er. » Ich bin irgendwie völlig ratlos. «
    Jack dämmerte langsam, welche Tragödie sich da abspielte. Und dann vernahm er auch schon das stockende Atmen eines Kindes, das sich völlig in sein Weinen hineingesteigert hatte. » Ich … ich will zu Tante Pruitt! « Eilig bahnte er sich einen Weg durch die Menge, schob dabei Lord Aldrich ebenso zur Seite wie Madeleine und befand sich endlich im Auge des Sturmes. Bei seiner Tochter.
    Er kniete vor ihr nieder. Melody, deren Gesicht fleckig und tränenverschmiert war, heulte von Neuem los und warf sich ihm in die Arme. » Ich … ich will …! « Dann versiegte der Tränenstrom etwas. Jack wiegte sie wie ein Baby und erhob sich. Ohne ein Wort zu verlieren, drehte er sich um und verließ mit ihr den Salon.
    Sorgenvoll blieben die anderen zurück. » Wohin bringt er sie? « , fragte Pru zaghaft.
    » Mach dir

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