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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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Edwina ihm zuvorkommen würde, bevor er sie wegen des geliehenen Geldes belästigen musste. Sie war ihm eine gute Freundin und gelegentlich auch eine gute Geschäftspartnerin gewesen. Er hatte ihr einen Gefallen geschuldet und sich daher verpflichtet gefühlt, ihr aus der Verlegenheit zu helfen. Aber er hatte gewusst, dass er ihr vertrauen konnte.
    Eine Weile später warf Guy seinem schweigenden Freund einen neugierigen Blick zu. Ross starrte auf den Brief. Sein Gesicht war zu einer undurchdringlichen Maske erstarrt. Er kniff die Lippen zusammen und fluchte unhörbar.
    „Schlechte Neuigkeiten?“, fragte Guy ruhig.
    „Schlechter Zug …“, sagte Ross leise mit einem Lächeln, das seinem Freund einen Schauder über den Rücken jagte. „Sehr schlechter Zug, Edwina.“
    Mit einem humorlosen Lachen verließ er das Zimmer, während Guy ihm hinterherstarrte.

4. KAPITEL
    „Beruhigen Sie sich doch, Mrs. Sampson …“
    „Mich beruhigen!“, wiederholte Edwina fauchend. „Meine Enkelin hat mich vor nicht einmal zwei Stunden angeschrien, dass sie mich nie wiedersehen will … Und jetzt sagen Sie mir, Trelawney sei gekommen und mache ein bitterböses Gesicht! Es ist alles schiefgegangen! Wie soll ich da ruhig bleiben?“
    „Es war zu erwarten, dass Lady Elizabeth zunächst empört ist, sie ist … unabhängig … willensstark. Natürlich sind derartige Neuigkeiten erst einmal ein Schock für sie. Und der Viscount macht nach außen hin einen ruhigen Eindruck“, meinte Harry. Er gab seine übliche Zurückhaltung auf und brachte seine Bewunderung zum Ausdruck: „Ich muss sagen, er verbirgt seinen Zorn außerordentlich gut. Nur seine Nachfrage, wie es mir heute geht, klang ein wenig kühl.“
    Edwina starrte ihren Butler an und bemerkte wieder einmal den trockenen Humor, der in seinen Augen lauerte. „Das ist nicht witzig!“, schimpfte sie gereizt. „Vielleicht hätte ich mich nicht einmischen, sondern den Dingen ihren Lauf lassen sollen. Was ist, wenn Lizzie mir das nie verzeiht? Was ist, wenn Stratton sie abweist? Oh, was soll ich dann nur machen? Und sind Sie sich im Klaren darüber, mit was für einem Mann wir es zu tun haben? Der Viscount ist kein Narr, mit ihm ist nicht zu spaßen. Oh, nein!“
    „Natürlich ist er kein Narr. Er ist ein feiner Mensch. Sie sollten zuversichtlich sein, dass Lady Elizabeths künftiges Wohlergehen in guten Händen sein wird, wenn alles nach Plan läuft.“
    „Glauben Sie, ich wäre für weniger als das ein solches Risiko eingegangen?“, kreischte Edwina mit hochrotem Gesicht.
    „Nein, natürlich nicht, meine Liebe. Bitte beruhigen Sie sich.“ Harry Pettifer versuchte das Kosewort, das ihm soeben entschlüpft war, zu überspielen, indem er unerschütterlich fortfuhr: „Aber Sie müssen doch erwartet haben, dass der Viscount über Ihre Nachricht … verstimmt sein würde.“
    „ Verstimmt? Ich glaube, der Viscount ist etwas mehr als nur verstimmt darüber, dass er seine zehntausend Pfund nicht wiederhaben kann, Selbstbeherrschung hin oder her“, machte Edwina geltend. „Und meine Enkelin ebenfalls. Sind Sie sicher, dass ihre Zimmertür abgeschlossen ist?“, fragte sie und blickte sich suchend nach der Schale Konfekt um. „Wenn sie zu diesem Pfarrer flüchten sollte, würde sie ihn heiraten, nur um mir eins auszuwischen.“
    Plötzlich wurde sie ruhiger. „Es wird höchste Zeit, dass Lady Elizabeth einen passenden Gatten bekommt. All diese Herumtreiberei in Armenvierteln und Gefängnissen macht sie ebenso verletzlich wie ihre unglückliche Vergangenheit. Cadmore hat sich erst letzte Woche wieder gemeldet. Sie braucht einen Mann, der sich um sie kümmert. Einen Mann, vor dem man Respekt hat und dem man nicht in die Quere zu kommen wagt. Mir fällt niemand ein, der so verrückt wäre, Stratton hereinzulegen, Ihnen etwa?“
    „Es freut mich, das zu hören, Mrs. Sampson“, sagte eine schleppende Stimme von der Tür her. „Ich muss zugeben, ich begann um Ihren Verstand zu fürchten, als ich Ihren Brief erhielt. Ich entschuldige mich für mein Eindringen, aber meine Zeit wird knapp“, fügte er in einem trügerisch sanften Ton hinzu, der keinen Einwand zuließ.
    Edwina zwang sich zu einem Begrüßungslächeln. „Kommen Sie herein, Stratton. Nett von Ihnen, dass Sie so rasch auf meine Nachricht reagiert haben. Tee, Pettifer“, befahl sie. „Und trödeln Sie nicht. Sie haben den Viscount gehört! Er ist ein viel beschäftigter Mann und muss gleich wieder fort.“
    „Oh, und

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