Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
Vom Netzwerk:
Biest, das durch einen Skandal ruiniert ist, zur Gattin nehmen.“ Er drehte sich um und blickte sie gleichgültig an. „Ich glaube, es ist in Ihrem eigenen Interesse, Edwina zu überzeugen, Vernunft anzunehmen. Geben Sie sich geschlagen. Geben Sie mir mein Geld zurück, und die ganze Angelegenheit ist erledigt.“
    Er war nicht sicher, ob sie so kalkweiß geworden war, weil seine deutlichen Worte sie schockiert oder erzürnt hatten. In freundlicherem Ton fügte er hinzu: „Ich bin kein Narr, und ich bin auch nicht rachsüchtig. Ich will meinem schlechten Ruf als rücksichtsloser Schuft nicht gerecht werden, indem ich Ihre Großmutter im Schuldnergefängnis enden lasse … oder Sie in meinem Bett.“ Einen Augenblick lang herrschte Totenstille im Raum, dann fuhr er fort: „Wenn ich so großzügig wäre, Ihnen zu gestatten, die Schulden bei mir abzuarbeiten, für zweitausend Pfund pro Jahr einschließlich der fälligen Zinsen, dann müssten Sie mir sechs Jahre lang zu Diensten sein. Vielleicht ist Ihr Ruf ein wenig besudelt, wenn ich Sie aber nach mehreren Jahre als eine meiner Geliebten fallen lasse, sind Sie eine Kurtisane, die auf Mitte dreißig zugeht. Sie werden Ihre Ansprüche herunterschrauben müssen und Ihre Schönheit einbüßen. Schließlich werden Sie dankbar sein, wenn Sie sich als Tavernenhure Ihren Lebensunterhalt zusammenkratzen können.“
    Elizabeth versuchte zu sprechen, brachte jedoch kein Wort heraus. Nie zuvor in ihrem Leben, selbst unmittelbar nach dieser entsetzlichen Schande nicht, auf die er anspielte, hatte jemand mit so brutaler Offenheit mit ihr gesprochen.
    Und sie wusste, wovon er redete. Beinahe jede Woche begegnete sie ähnlich elenden Frauenzimmern, wie er sie beschrieben hatte, wenn sie nach Newgate oder Bridewell fuhr. Manchmal sah sie sie auch hohläugig an einer Mauer in der Gegend der Barrow Road herumlungern. Ihr Äußeres verriet das harte Gewerbe, von dem sie lebten. Aber manchmal entdeckte man Anzeichen von ehemals würdevollem Benehmen oder einen kultivierten Tonfall, der verriet, dass sie einst eine hohe gesellschaftliche Stellung innegehabt hatten. Und dann versuchte sie, unter den grauen, vom Gin zerstörten Masken den Stolz und die Lebendigkeit zu entdecken, die früher einmal in ihren Gesichtern geleuchtet haben mussten.
    Und seine Worte hatten aus Ungeduld und nicht aus Boshaftigkeit so scharf geklungen. Doch seine Gleichgültigkeit machte alles nur noch viel schlimmer.
    Sie akzeptierte nun die Tatsache, dass die Großmutter ihm ein Vermögen schuldete und er es zurückhaben wollte. Es bedeutete für ihn nichts weiter als eine ärgerliche Zeitverschwendung, sich mit ihr befassen zu müssen. Sie wollte ihn anschreien, dass sie nichts mit Edwinas Plan zu tun hatte. Stattdessen starrte sie ihn nur an, und ihre glänzenden veilchenblauen Augen wirkten riesig in dem starren weißen Gesicht.
    „Überzeugen Sie Edwina, dass es besser wäre, wenn sie mir bis vier Uhr heute Nachmittag einen Bankwechsel über zehntausend Pfund zum Grosvenor Square schicken würde. Ich werde vorerst auf die Zinsen verzichten. Sie haben die Wahl, aber lassen Sie sich gesagt sein, Mylady, ich will das, was mir zusteht. Sich von dem Geld zu trennen ist vielleicht weniger schmerzlich. Meiner Meinung nach sollten Sie sich dafür entscheiden.“
    Elizabeth holte zitternd Luft und fand endlich die Sprache wieder. „Wenn Sie mir noch etwas Ihrer kostbaren Zeit gewähren würden, dann möchte ich Ihnen meine Meinung sagen.“ Sie unterdrückte ihre Erschütterung, ihren Schock und die bittere Erniedrigung, die sie vor wenigen Augenblicken beinahe überwältigt hätte. Der Zorn gab ihr den Mut, auf ihn zuzugehen, ihn halb zu umrunden und dabei seine kraftvolle Gestalt von oben bis unten zu mustern. „Erstens“, sagte sie langsam, „muss ich Ihnen zu Ihrem ausgezeichneten Gedächtnis gratulieren. Ja, ich wurde vor zehn Jahren kompromittiert. Ja, ich wurde von Leuten geschnitten, die meinten, sie wären etwas Besseres als ich. Leute wie Sie, die ihre abscheulichen Manieren hinter vorgetäuschter Moral verbergen. Zweitens: Sollte ich je den Wunsch haben, wieder in die beau monde zurückzukehren, dann würde ich mir edlere Frackschöße aussuchen, an denen ich mich festhalten könnte. Vielleicht bilden Sie sich ein, ich müsste Ihnen dankbar sein … mich sogar geschmeichelt fühlen, ein Angebot von einem Rüpel wie Ihnen, einem Emporkömmling von einem Viscount, erhalten zu haben, dem es gelungen ist,

Weitere Kostenlose Bücher