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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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Blumenduft, der von ihrem zerzausten perlmuttfarbenen Haar ausgegangen war, kitzelte noch seine Nase. Die Erinnerung an sie war berauschend. Er wollte mehr. Er wollte, dass sie zurückkam, damit er sie wieder ansehen, wieder ihre samtige Haut berühren konnte.
    Er hatte sie ein Biest genannt, und seine Meinung über sie hatte sich nicht sehr geändert, ob sie nun unschuldig an einer Verschwörung mit Edwina war oder nicht. Doch Lady Elizabeth Rowe faszinierte ihn. Nur wenige Frauen sprachen nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist an, so wie sie. Er wollte alles über sie wissen. Alles, was geschehen war, seit sich ihre Blicke zum ersten Mal in jenem schwülen Sommer in Vauxhall Gardens begegnet waren.
    Schon damals hatte er sie begehrt. Aber sie war zu jung und zu beliebt gewesen … ebenso wie er. Und wie sie schon ganz richtig bemerkt hatte: Die Tochter eines Marquess ging keine Verbindung mit dem Sohn eines walisischen Freibeuters ein. Sie heiratete einen Aristokraten, und sie hatte mit der Zahl ihrer adeligen Bewunderer nicht übertrieben. Also war er ihren unschuldigen, provozierenden Blicken aus dem Weg gegangen, damit er in seiner jugendlichen Eitelkeit die Abfuhr nicht ertragen musste, die sie ihm sicher gegeben hätte.
    Damals war er zwar reich gewesen, hatte aber keinen gesellschaftlichen Rang besessen … nur seinen Ruf als Plünderer. Aber es hatte immer Frauen gegeben, die ihn eher wegen als trotz seiner unstandesgemäßen Abstammung wollten.
    Allerdings hatte er sich ebenso wie der Rest der Gesellschaft in seiner Annahme geirrt, dass Lady Elizabeth Rowe auf dem Heiratsmarkt nach einem Titel und Reichtum suchte. Ihr Liebhaber war der jüngste Sohn eines Baronets und völlig mittellos gewesen.
    Sie waren so leichtsinnig gewesen, miteinander durchzubrennen, und es hatte in einer Katastrophe geendet. Auf dem Weg nach Gretna Green war der gefühllose junge Mann angeblich in Panik geraten und geflüchtet und hatte Elizabeth den Straßenräubern überlassen, die seine Kutsche überfallen hatten. Es wurde erzählt, dass ihr Vater sie irgendwann in einer Taverne in Cambridgeshire aufgespürt hatte, wo er sie nur teilweise bekleidet alleine vorgefunden hatte. Was ihr Schicksal anging, während sie den Verbrechern auf Gedeih und Verderb ausgeliefert gewesen war, so hatte man entsprechende Schlussfolgerung gezogen. Und anscheinend hatten weder sie noch ihr Vater etwas zu ihrer Verteidigung geäußert.
    Der Skandal hatte die Gesellschaft erschüttert. Ross hatte bei White’s davon erfahren. Während er mit seinem Bruder Luke und Guy Markham Pharo gespielt hatte, waren die unanständigen Witzeleien um ihn herum immer lauter geworden. Innerlich hatte ihn ihre Schändung betrübt und erzürnt.
    Über einen Monat lang wurden in den Herrenclubs ständig anzügliche Vermutungen über die Umstände ihrer Demütigung angestellt. Und so mancher adelige Lebemann hatte ihr seinen Schutz angeboten. Ihren Äußerungen nach zu schließen, hatte jedoch keiner von ihnen sie ernsthaft in Versuchung geführt.
    Nur einer von ihnen war hartnäckig geblieben. Ross konnte es sich gut vorstellen: Linus Savage, Earl of Cadmore, war bekannt dafür, nachtragend zu sein. Vor zehn Jahren hatte alle Welt erwartet, dass seine Verlobung mit Lady Elizabeth Rowe bevorstünde. Als dann herauskam, dass sie den reichen Adeligen zum Narren gehalten hatte, indem sie ihn als Tarnung für ihre Affäre mit einem armen Offizier der Armee benutzte, war der Earl ebenfalls zum Ziel des Spotts geworden. Cadmores Wunsch nach Rache war sicher ungebrochen, obwohl es lange her war und er inzwischen eine Erbin geheiratet hatte.
    Das Letzte, was man hörte, als die Gerüchte allmählich verstummten, war, dass der Marquess seiner schönen Tochter nach wie vor zugetan war und sie in Thorneycroft ein abgeschiedenes Leben führten. Man konnte einer Frau von edler Geburt nur gratulieren, wenn es ihr gelang, nach einer solchen Erniedrigung ihren Stolz aufrechtzuerhalten. Sie war vielleicht geschändet und geächtet worden, aber sie hatte Temperament. Sie mochte ihn nicht und scheute sich nicht, ihn das wissen zu lassen. Er biss die Zähne zusammen. „Verdammt, Edwina“, murmelte er verärgert.
    Elizabeths Hände zitterten so sehr, dass es ihr nicht auf Anhieb gelang, die Geheimschublade im Schreibtisch ihrer Großmutter zu öffnen. Sie entnahm ihr eine weinrote Samtrolle, eilte damit rasch wieder die Treppe hinunter und platzte in höchst undamenhafter Weise

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