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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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schüttelte den Kopf und sah seine Mutter flehend an, doch sie schickte ihn fort. Mit Tränen im Gesicht schlich er zu seinem Opfer, streifte unauffällig die breite Hüfte der Frau und entkam mit einem Stück Spitze, das er rasch in seiner Faust verbarg, als er sich mit ängstlich aufgerissenen Augen zu seiner Mutter zurückbegab. Sofort hielt er ihr seine Beute hin.
    Plötzlich bemerkte Elizabeth, dass Rebecca mit ihr sprach. Sie fragte, ob sie mit in den Laden kommen wollte.
    Schockiert über das eben Gesehene, schüttelte Elizabeth den Kopf. „Mir ist etwas schwindlig, es ist ungewöhnlich warm“, sprudelte sie hervor. „Bitte seht euch nach Herzenslust um. Ich werde mit Sophie hier an der frischen Luft bleiben.“
    Sophie verstand die unausgesprochene Bitte in den Augen ihrer Freundin.
    „Wir bleiben nicht lange“, versprach Victoria, als sie mit den anderen das Geschäft betrat.
    Sobald sie außer Sicht waren, drängte Elizabeth Sophie in eine Nische und wies sie leise auf Jane und ihren Sohn hin. Hektisch flüsterte sie ihr zu, wer sie waren und was sie gerade mit angesehen hatte. „Sie bringen dem kleinen Jungen das Stehlen bei, und dabei sieht er nicht älter als sechs Jahre aus. Und so verzweifelt! Wie kann sie so grausam sein! Ich werde sie fragen, was sie da tut. Es ist ein Wunder, dass niemand den Diebstahl mitbekommen hat.“
    Sophie beobachtete Mutter und Kind. „Du liebe Zeit! Schnell, lass uns schnell machen, Lizzie, ich glaube, sie will ihn wieder losschicken!“
    Elizabeth eilte mit Sophie im Schlepptau über die Straße und hatte Jane bald erreicht.
    Ihre frühere Freundin sah sie mit großen Augen an, als sie sie erkannte. Elizabeth ergriff das Kind an den Schultern und hielt es fest. „Dein Sohn, nehme ich an?“, fragte sie Jane. „Der kleine Jack, nicht wahr?“ Sie blickte in das ernste, tränenverschmierte Gesicht des kleinen Jungen hinab. „Er scheint bekümmert zu sein …“
    Ein wachsamer Ausdruck trat in Janes fahles Gesicht. Sie sah sich vorsichtig um. Furcht sprach aus ihrer Miene.
    Elizabeth folgte ihrem Blick und erkannte sofort, weshalb die arme Frau so verängstigt war. Nathaniel Leach, in adretter dunkler Kleidung, stand in einiger Entfernung und beobachtete sie unverwandt aus zusammengekniffenen Augen. Er grüßte unverschämt, indem er sich an den Hut tippte, dann verschränkte er die Arme vor der Brust und nahm eine drohende Haltung ein.
    Elizabeth holte tief Luft. Er mochte Jane Angst einjagen, aber sie ließ sich nicht so leicht einschüchtern! „Ich habe gesehen, wie du deinen Sohn losgeschickt hast, um Taschendiebstähle zu begehen. Was, in aller Welt, soll das?“, fragte sie zornig. „Selbst wenn dieser niederträchtige Leach dich in der Gewalt hat, wie kannst du nur deinen Jungen so ausnutzen? Er ist doch noch so klein! So verwundbar!“
    „Geh weg, und lass uns in Ruhe!“, entgegnete Jane bissig und zerrte ihren Sohn in den Schutz ihrer Röcke. „Du machst alles nur noch viel schlimmer für uns beide.“
    Elizabeth legte beschwichtigend eine Hand auf ihren dünnen Arm. Sie wurde sofort abgeschüttelt. „Siehst du nicht, in welcher Gefahr er ist?“
    „Siehst du nicht, in welcher Gefahr er ist?“, entgegnete Jane bitter. „Du weißt gar nichts! Du mit deiner netten alten Großmama und deinem liebenswürdigen, frommen Pfarrer und deinen feinen Kleidern und deinem vollen Bauch! Was weißt du schon!“
    „Jane, bitte hör mir zu …“
    „Nein! Hör du mir zu“, brachte Jane verzweifelt heraus. „Wenn er überleben soll, muss er hart dafür arbeiten. Wir müssen uns auf diese Weise unser Auskommen verdienen. Denn wenn Leach ihn an einen Schornsteinfeger verkauft, wie er es mir angedroht hat, wird er den Winter nicht überstehen. So kann er wenigstens bei mir bleiben, dann kann er sich nicht verbrennen … oder verhungern … nicht bevor ich verhungert bin! Jetzt verschwindet, du und deine Freundin“, sie deutete mit dem Kopf auf Sophie, der bei allem, was sie mit angehört hatte, die Tränen in die Augen gestiegen waren.
    Elizabeth spürte eine ohnmächtige Wut in sich aufsteigen. „Das darf nicht sein! Er will deinen Sohn an einen Schornsteinfeger verkaufen? Nein!“
    „Oh, ja! Weshalb sollte er den plärrenden kleinen Bengel behalten? Das hat er gesagt.“ Jane unterdrückte ein Schluchzen.
    „Wie viel schuldest du ihm, Jane?“
    Jane lachte freudlos. „Ich habe keine Ahnung. Er hat den Gerichtsvollzieher für mich bestochen. Er hat meine

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