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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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verlockten ihn auch die Eier, und er löffelte sie mit gesundem Appetit in sich hinein.
    „Wir müssen ihn baden, Josie. Er ist ein wenig schmutzig. Hol heißes Wasser.“
    Elizabeth musste feststellen, dass es keine leichte Aufgabe war, Jack zu überreden, seine Kleidung auszuziehen. Er beäugte die Waschschüssel und die Seife in Josies Hand, als wären sie giftig. Elizabeth stöhnte innerlich. Der Pfarrer hatte zwar behauptet, er würde alles für sie tun, aber leider hatte er in seinen eigenen vier Wänden nicht die Hosen an, und seine Mutter hatte keine Skrupel gehabt, den Jungen wieder vor die Tür zu setzen, noch bevor er das Pfarrhaus richtig betreten hatte, und ihnen nur den Weg zum nächsten Findelhaus beschrieben. Da Elizabeth nicht wollte, dass Jack von einem traurigen Leben ins nächste geriet, hatte sie ihn mit zu sich genommen.
    Es hatte ihr das Herz gebrochen, ihn von seiner Mutter zu trennen. Doch nichts hatte Leach dazu bewegen können, Jane gehen zu lassen. Schließlich hatte Jane sich in ihr Schicksal ergeben und sie gebeten zu gehen, damit Jack vor Schornsteinfegern und Taschendiebstählen sicher war. Also hatte Elizabeth resigniert nachgegeben und den schluchzenden Buben mitgenommen. Unterwegs hatte Hugh die Vermutung geäußert, dass die Ehe zwischen Leach und Jane nur ein Schwindel war und er Jane einfach nur behielt, damit sie weiter für ihn arbeitete.
    Ihre Großmutter war immer noch zu Bett gewesen, und so konnte Elizabeth mit Jack unbemerkt in ihr Zimmer schleichen. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass alles hätte schlechter ausgehen können, während sie sich Jack näherte, der an das Fenster zurückwich. „Deine Mama möchte sicher gerne, dass du nett und sauber aussiehst, wenn du sie wiedersiehst. Ich werde ihr erzählen, wie brav du warst.“
    Damit schien sie das Richtige gesagt zu haben, denn er begann, seine Kleider abzulegen.
    Allerdings konnte sie den Jungen nicht ewig heimlich hier oben behalten, und es war nur noch eine Person übrig, an die sie sich um Hilfe wenden konnte: Ross. Er hatte sie einmal gebeten, ihm ihre Probleme anzuvertrauen, und sie hatte ihn grob zurückgewiesen. Jetzt wünschte sie, sie hätte ihm am Abend zuvor alles erzählt. Er besaß so viel Kraft und Erfahrung, er wusste gewiss, was nun zu tun war. Sicher würde er ärgerlich sein, weil sie ihm nicht gehorcht hatte … aber … sie brauchte ihn jetzt.
    „Es ist ein Wunder, dass er am Leben ist.“
    „Er hat ausgezeichnete Reflexe. Wie, glauben Sie, hätte er sonst so lange in einem so gefährlichen Geschäft überlebt?“, meinte Edwina.
    „Den Gerüchten zufolge hat Cadmore so früh gefeuert, dass er ihn beinahe in den Rücken geschossen hätte!“
    „Was tun Sie da, Pettifer?“, fragte Elizabeth an der Salontür. Sie sah erstaunt zu, wie der würdevolle Butler mit leicht seitwärts geneigtem Oberkörper dastand und den Arm hob, als wolle er auf etwas zielen.
    Pettifer richtete sich auf. „Äh … ich … äh … demonstriere eine spezielle Methode, wie man sich bei einem Duell selbst schützen kann, Lady Elizabeth.“
    Elizabeth kicherte. „Wollen Sie sich etwa duellieren, Pettifer? Mit wem denn, wenn ich fragen darf? Hatten Sie und meine Großmutter wieder Meinungsverschiedenheiten?“
    „Aber nein, Lady Elizabeth. Mrs. Sampson und ich kommen sehr gut miteinander aus …“ Edwinas Wangen röteten sich … und Harry lächelte, als er es sah.
    „Gut, denn sich zu duellieren ist dumm und außerdem strafbar!“
    „Aber heldenhaft“, warf Edwina ein. „Besonders wenn man sein Leben riskiert, um ein Unrecht wiedergutzumachen, das einer Dame angetan wurde.“
    Elizabeths Haut begann vor Angst zu kribbeln.
    Unvermittelt begann Harry die Kaffeetasse und die leere Konfektschale abzuräumen, bevor er leise hinausging. Sein Rückzug bestätigte Elizabeths Befürchtungen. „Worüber habt ihr gesprochen, Großmama? Was wolltest du mir vorhin erzählen?“
    „Nun, meine Liebe, gehe ich recht in der Annahme, dass du dem Viscount inzwischen sehr zugetan bist?“
    Elizabeth biss sich auf die Unterlippe und nickte stumm.
    „Er hat sich deine gute Meinung von ihm redlich verdient, Lizzie. Ross hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, um dir deinen Status und dein Ansehen zurückzugeben. Heute Morgen ist eure Verlobungsanzeige in der Zeitung erschienen, und zur selben Zeit hat er sich mit Cadmore in Wimbledon Common getroffen …“
    Mehr hörte Elizabeth nicht. Ihr Herz schlug wie verrückt, und ihr Kopf

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