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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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fragen, warum
ich die letzten vierzehn Tage damit zugebracht hatte, mit ihr den Diplobomber-Fall
zu wälzen. Warum ich nächtelang Akten durchgeackert hatte, die am Morgen pünktlich
wieder auf ihrem Tisch zu liegen hatten. So, wie es bisher zwischen uns
gelaufen war, würde Adah, wenn ich ihr den Fall zu lösen half, den Ruhm für
sich allein beanspruchen und — Versprechen hin oder her — am Ende doch
vergessen, mich für die Belohnung vorzuschlagen.
    Aber das würde mich nicht davon
abhalten, den Fall weiterzuverfolgen. Der Bombenleger trieb sich immer noch
irgendwo in dieser Stadt herum, Und jetzt, da ich Habiba Hamids dunkelglänzende
Augen gesehen hatte, würde ich nicht lockerlassen, bis die Sache zu Ende
gebracht war. Ich würde eine Form finden, mit Adah umzugehen, so wie ich auch
eine Form gefunden hatte, mit Renshaw umzugehen. Aber verflucht noch mal — ich
hatte nicht gedacht, daß ich manipulative Spielchen mit einer Frau spielen
müßte, die ich als Freundin betrachtete.
     
     
     
     

4
    Khalil Latif, Handelsattaché am
azadischen Konsulat, war rundlich und hatte eine unselige Ähnlichkeit mit dem
seligen Richard Nixon. Er starrte finster auf die verschiedenen Tapas zwischen
uns auf dem Tisch und stocherte mit der Gabel in der Ropa vieja herum.
Latif hatte das mexikanische Restaurant in der Nähe der Valencia Street im
Mission District ausgewählt, weil er in einem Eßkulturmagazin etwas darüber
gelesen hatte, aber jetzt schien er wenig angetan.
    »Was hat der Ober gesagt, was der Name
dieses Gerichts bedeutet?« fragte er mich.
    »›Alte Klamotten‹.«
    »Wie kommen sie auf einen solchen
Namen?« Sein Oxford-Englisch hätte arrogant geklungen, wäre es nicht mit dem
weicheren Klang seiner Muttersprache unterlegt gewesen.
    »Wahrscheinlich, weil es interessanter
klingt als ›geschnetzeltes Rindfleisch‹.«
    Latif legte die Gabel hin und nippte
stirnrunzelnd an seinem Wasser.
    »Versuchen Sie das Hühnchen in
Erdnußsauce«, empfahl ich, froh, daß wir viele verschiedene Vorspeisen geordert
hatten.
    Er untersuchte das Huhn argwöhnisch,
obwohl es seine Wahl gewesen war.
    Das Restaurant war eins meiner
Lieblingslokale — hell und gemütlich, mit hervorragendem Essen und munterem
Personal, das jede Mahlzeit zu einem Festessen machte, aber es hatte mich
überrascht, daß Latif hier essen wollte — angesichts der Ernährungsvorschriften
des Islam. Ich hatte den Verdacht, daß er es nur wegen der Lage ausgesucht
hatte — in der Nähe meines Büros und möglichst weit weg vom Konsulat. Als Gage Renshaw
den Attaché um ein Treffen mit mir ersucht hatte, war Latif besorgt gewesen,
daß Mrs. Hamid davon erfahren könnte. Auch jetzt noch sah er sich immer wieder
verstohlen um, als fürchte er, sie habe mitten im Mission District Spione
postiert.
    Weil das Zivilverfahren, in dem ich als
Zeugin hatte aussagen sollen, in letzter Minute durch einen Vergleich beigelegt
worden war, hatte ich doch heute vormittag meinen Vertrag mit Renshaw
aushandeln und diesen Lunch arrangieren können. Renshaw war scharf darauf, daß
ich mit Latif sprach, weil der Attaché allem Anschein nach Malika Hamid nicht
sonderlich ergeben war und uns vielleicht nützliche Informationen liefern
konnte. Gage sagte, Latif habe ihm einmal erklärt, die Generalkonsulin habe das
Gemüt eines magenkranken alten Kamels.
    Der Attaché sezierte und testete das
Huhn, befand es für gut und nahm sich einen Tacquito. Ich entspannte mich,
froh, daß er endlich etwas gegessen hatte, und versuchte, die Konversation in
eine andere Richtung zu steuern. Seit wir hier saßen, redete Latif über die
hiesige Diplomaten-Szene: über deren vergleichsweise geringe Größe — nach der
letzten Zählung rund fünfzig konsularische Vertreter, darunter viele nur
Honorarkonsuln; über die Konsulatsaufgaben, die vom Ausstellen neuer Pässe für
hierzulande wohnhafte azadische Staatsbürger über die Bereitstellung von
Darlehen für gestrandete azadische Touristen bis zur Vorbereitung von
Handelsabkommen mit großen amerikanischen Konzernen reichten; über die
Rivalitäten und Animositäten zwischen den verschiedenen Vertretungen, die Azad
jedoch nicht zu betreffen schienen; über das gesellschaftliche Leben, das hier,
wie er bedauernd erklärte, längst nicht so üppig sei wie an der Ostküste. Jetzt
lenkte ich das Gespräch auf Azad.
    »Ich habe gestern Mrs. Hamid
kennengelernt und fand sie eine sehr interessante Frau. Ich würde gern etwas
mehr über sie

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