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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Wir haben alles unter
Kontrolle.«
    Sie hatten alles unter Kontrolle, aber
das brachte gar nichts. Es würde keine Lösegeldforderung eingehen, und niemand
aus der Nachbarschaft würde irgend etwas über Mavis’ und Habibas Verschwinden
sagen können. Meinem Gefühl nach war es ein abgekartetes Spiel — vermutlich von
Malika Hamid inszeniert, damit sie die beiden in der Hand behielt.
    Die Generalkonsulin fixierte Long und
mich. Ihr Blick war wachsam. Ich sah sie meinerseits an, studierte ihre
Körpersprache und ihren Gesichtsausdruck. Einen Moment lang hielt sie dagegen,
als wollte sie mich einschüchtern; dann schlug sie in gespielter Ermattung die
Augen nieder. Malika Hamid wußte, was ich vermutete.
    Ich wandte mich Long zu. »Wenn Mr.
Renshaw kommt, sagen Sie ihm, ich muß ihn sprechen. Er erreicht mich in der
Green Street, über Charlotte Keims Apparat.«
     
    Charlotte Keim sagte: »Ihr Assistent
ist ja süß wie ein Läusearsch.«
    Das mußte eine texanische Redensart
sein, denn sie sagte es in jenem gedehnten Tonfall, den sie sich, wie sie mir
einmal erzählt hatte, abzulegen bemühte, seit sie von daheim weggegangen war.
»Sie haben Mick kennengelernt?«
    »Aber ja doch. Er kam heute morgen auf
dem Weg ins Büro hier vorbei, um mir Ihre Liste zu bringen.« Sie schwenkte auf
ihrem Drehstuhl herum und warf ihre langen, brünetten Locken zurück. »Wie alt
ist er?«
    »Achtzehn.« Ich ließ mich auf dem Stuhl
nieder, der zwischen den Schreibtisch und die Wand ihrer Bürozelle gequetscht
war. Die Leute hier in der Data-Search-Abteilung arbeiteten nicht gerade in
großzügigen räumlichen Verhältnissen.
    »Ach, wirkt aber älter. Hat er eine
Freundin?«
    »Ja, er lebt mit einer Frau zusammen.
Sie wollen doch nicht etwa sagen, Sie sind interessiert?«
    »Warum nicht?«
    »Wegen des Altersunterschieds.«
    Charlotte Keim warf den Kopf in den
Nacken und lachte — ein ungehemmtes Lachen, tief aus dem Bauch. »Du liebe Güte,
Sharon, ich bin erst fünfundzwanzig. Und jüngere Männer sind so
begeisterungsfähig— und so dankbar.«
    Ich wollte ihr sagen, sie solle die
Finger von Mick lassen, ermahnte mich dann aber, mich da rauszuhalten. Letzten
Herbst hatte ich gelobt, das ohnehin schon verschlissene Schürzenband vollends
zu kappen, und bis jetzt hatte ich mich daran gehalten. Außerdem war Charlotte
mit ihrer Stupsnase und ihren frech funkelnden Augen so gar nicht der Typ des
männermordenden Vamps.
    »Na ja, brechen Sie ihm nur nicht das
Herz«, sagte ich. »Was dagegen, daß ich ein paar Anrufe erledige?«
    »Ich werde behutsam mit ihm sein.« Sie
zeigte auf das Telefon. »In der Zwischenzeit kann ich ja schon mal ausdrucken,
was ich für Sie gefunden habe.«
    Ich dankte ihr und wählte Greg Marcus’
Nummer. Auf keinem meiner Anrufbeantworter war eine Botschaft von ihm gewesen;
ich ging davon aus, daß die Computerchecks, die er für mich durchgeführt hatte,
ergebnislos geblieben waren, wollte es aber bestätigt haben. Doch Greg war
nicht in seinem Büro. Als nächstes rief ich Mick an. Nichts los, sagte er, ihm
sei langweilig. Angerufen habe nur Hy. Er sei bei mir zu Hause und warte
darauf, daß ich mich meldete.
    »Danke«, sagte ich. »Dann komme ich
wahrscheinlich heute nicht mehr ins Büro.«
    »Macht nichts. Es ist so ruhig hier,
daß ich am Computer Solitaire spiele. Ach, übrigens, ich habe die Liste mit den
Sachen, die du wissen willst, selbst bei Charlotte Keim vorbeigebracht.«
    »Ich weiß; ich rufe von ihrem Büro aus
an.«
    Er dämpfte seine Stimme, als glaubte
er, das Telefon sei an einen Lautsprecher angeschlossen. Ȁh, wie alt ist sie
eigentlich?«
    »Fünfundzwanzig.« Ich sah amüsiert zu
Charlotte hinüber, deren Kopf herumfuhr. Ihre Augenbrauen waren fragend
hochgezogen. »Wieso?«
    »Reine Neugier.«
    »Ach. Du schaust dich jetzt schon nach
anderen Frauen um, wo du erst so kurz mit Maggie zusammen bist?«
    »Shar, ich sehe Maggie kaum, weil sie
soviel arbeitet. Irgend jemanden muß ich doch anschauen.«
    »Bei mir ist dein Geheimnis sicher
aufgehoben.«
    Er schnaubte empört und legte auf.
    »Einen noch«, sagte ich zu Charlotte
und wählte meine Privatnummer.
    Als Hy meine Stimme hörte, sagte er:
»Okay — wo hast du sie gelassen?«
    »Wen?«
    »Die Schlüssel der Citabria.«
    »O Gott.« Ich sah sie auf dem Grund
meiner Handtasche liegen. »Ich habe mir schon so was gedacht. Da leihe ich dir
einmal mein Flugzeug, und schon reißt du es dir unter den Nagel. Und ich habe
mir die

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