Ein wildes Herz
aber wissend, dass es für einen Jungen kein größeres Lob gibt.«
»Gilt das auch für Mädchen?«, will die Ehefrau wissen.
»Nein, Ma’am«, sage ich. »Leider nicht, aber so ist es nun mal. Man könnte sagen, nicht jeder Junge ist ein Beebo, aber jeder Beebo ein Junge.«
Wir diskutieren über den Preis, über Wasser und über Nutzungsrechte, all diese traurigen modernen Errungenschaften, die heutzutage ein Stück Land aufwerten, und es sind gute Leute, denke ich, sie müssen sich noch ein bisschen die Hände schmutzig machen, aber sie schaffen das schon. Sie stehen auf, um zu gehen. Wir geben uns die Hand. Es war ein langer Tag.
»Jetzt gehört das Land Ihnen. Aber es war mir wichtig, Sie daran zu erinnern, dass es nicht nur Ihr Land ist. Es hat eine Geschichte, und jetzt sind Sie ein Teil davon. Gute Nacht.«
Und weg sind sie.
Ich spüle die Kaffeekanne aus und richte den Kaffee für den Morgen her, sodass ich in der Früh nur noch auf den Knopf drücken muss. Ich stelle mir eine Tasse, einen Unterteller
hin, lege einen Silberlöffel auf den Rand, es ist das Hochzeitsporzellan meiner Mutter und ihr Hochzeitssilber, und ich benutze es jeden Tag, weil mir nur noch diese Tage bleiben, und dann gehe ich leise in Charlies Haus auf und ab, knipse die Lichter aus, eins nach dem anderen, bis nur noch der Schein der Straßenlaternen die Räume in ein geisterhaftes Licht hüllt. Ab und zu rüttelt der Wind draußen an den Dachrinnen, doch alles ist in Ordnung und gerichtet in diesem Haus, in dem ich seit fast fünfzig Jahren lebe, diesem Haus, dessen Zimmer ich kenne, Räume, in denen seither nichts, rein gar nichts geschehen ist, in denen nichts bewegt, renoviert oder verändert wurde, bis auf den heutigen Tag.
EPILOG
I ch liege im Bett und denke an diese eifrigen jungen Leute, die mit ihrem Geld zurückkehren und Pickfair übernehmen werden, und dann werden sie einige Wände einreißen, um eine Wohnlandschaft zu schaffen, wie sie es nennen, und sie werden einen Pool bauen und ihre Kinder großziehen, und ich frage mich, ob sie sich erinnern werden, ob sie es in ihren Herzen spüren werden oder ob das, was da ist, doch allmählich in Vergessenheit geraten wird. Ich habe es versucht. Ich habe versucht, alles am Leben zu erhalten. Aber das ist nicht möglich. Es ist unmöglich.
Wie ich ihnen gesagt habe, ich bin nicht mehr jung, und es ist an der Zeit, loszulassen. Ich wünschte, ich müsste es keinen Fremden überlassen, aber so ist das nun mal. Es gibt niemanden sonst. Die Welt, in der ich lebe, ist jetzt voller Fremder, die Alten sind längst nicht mehr, und den Jungen ist die Vergangenheit gleichgültig.
Nein, jetzt bin nur noch ich da. Nur noch ich.
Ich schalte das Licht aus, liege im Dunkeln und rauche beim Licht der Straßenlaterne eine Lucky Strike. In Charlie Beales Haus, in Beebos Bett. Machen Sie draus, was Sie wollen. Und plötzlich fällt mir ein, was ich ihnen sagen wollte, und ich sage es ihnen jetzt, bevor ich einschlafe:
Hier in diesem Tal gibt es ein wildes Herz, das schlägt. Es war immer da und wird es immer bleiben. Und wenn ich einmal nicht mehr da bin, wird es für euch schlagen, und wenn ihr nicht mehr da seid, für eure Kinder und deren Kindeskinder, für immer. Für immer. Bis es kein Wasser mehr gibt, keine Luft, kein Grün im Frühling oder Gold im Herbst, keine Sterne am Himmel und keinen Wind aus dem Norden.
Und wenn ihr nicht sprechen könnt, dann spricht dieses Herz für euch. Wenn ihr nicht sehen könnt, dann sieht es mit euren Augen. Und wenn ihr euch nicht erinnern könnt, wird es euer Gedächtnis sein. Euch wird es nie vergessen.
Und wenn ihr nicht treu sein könnt, dann wird es euch einen Platz für eure Rückkehr bewahren. Das ist ein Geschenk an euch, das euch niemand nehmen kann. Es gehört euch für immer.
Es ist die Geschichte dieser Welt, und das Notizbuch eures kleinen Lebens, und wenn ihr zu Asche geworden seid und im tiefen Dunkel des Grabes liegt, wird es eure Geschichte erzählen.
DANKSAGUNG
I ch glaube, ich bin der glücklichste Schriftsteller in ganz Amerika. Lynn Nesbit ist meine Agentin, Chuck Adams mein Lektor, und meine Bücher erscheinen bei Algonquin. Kein Schriftsteller schreibt ein Buch allein, und keiner könnte ein stärkeres Team um sich herum haben. Allen Verlagsleuten bei Algonquin – Chuck, Robert Miller und Michael Tackens, Ina Stern, Elisabeth Scharlatt, Kelly Bowen und Brunson Hoole, Craig Popelars und Lauren Mosley, ebenso wie
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