Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Winter mit Baudelaire

Ein Winter mit Baudelaire

Titel: Ein Winter mit Baudelaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Cobert
Vom Netzwerk:
Einkommenserklärung zugeschickt, die Sie ausgefüllt ans Sozialamt zurückschicken – auch wenn Sie nicht gearbeitet haben –, denn aufgrund Ihrer Erklärung wird dann errechnet, welche AnsprücheSie für die nächsten drei Monate haben. Außerdem werden Sie zu regelmäßigen Terminen bei einem Berater des Arbeitslosenamtes eingeladen, die Pflicht sind. Ich wiederhole: Wenn Sie zu diesen Vorladungen nicht erscheinen, kann die Zahlung Ihrer Sozialhilfe eingestellt werden. Wenn Sie dann eine Wohnung finden, haben Sie weiterhin Anspruch auf eine Unterstützung, deren Höhe von Ihrer Miete und der Größe Ihrer Wohnung abhängt. Sobald Sie wieder Arbeit gefunden haben, können Sie in den ersten drei Monaten Ihrer wiederaufgenommenen Erwerbstätigkeit sowohl Sozialhilfe als auch Ihr Gehalt beziehen, hinzu kommt dann die Rückkehrprämie in die Berufstätigkeit in Höhe von 1000 Euro.«
    »…«
    »Ich weiß, das klingt alles ein bisschen kompliziert und verklausuliert, aber ich schreibe Ihnen die wichtigsten Dinge auf, machen Sie sich keine Gedanken. Alles in allem sind Sie eigentlich ziemlich reich … Was jetzt also, Überweisung oder Bargeld?«
    »Bargeld …«
    Eine Viertelstunde später war alles ausgefüllt.
    »Gut! Morgen früh klären Sie das mit Ihrer Postlagerung, rufen mich unter dieser Nummer an, damit ich die verschiedenen Unterlagen vervollständigen kann, und dann reiche ich alles ein.«
    »Danke …«, sagte Philippe, als er das Blatt Papier entgegennahm, auf dem sie alles für ihn notiert hatte.
    »Und jetzt gehen Sie gleich noch zu David. Ich bin mir sicher, dass er erfreuliche Nachrichten hat, was Ihre Tochter betrifft …«
    Philippe war direkt ins nächste Zimmer gegangen. Nach seiner Schilderung der Lage lächelte der Anwalt verschmitztwie ein Junge, der sich im Voraus über den bösen Streich freut, den er im Schilde führt.
    »Für mich ist die Sache klar: Sie werden Ihre Tochter sehr bald wiedersehen.«
    »Wirklich?«
    »Natürlich werden Sie Ihr anteiliges Sorgerecht zunächst nicht voll ausüben können, aber Ihre frühere Ehefrau wird nicht verhindern können, dass Sie Ihre Tochter einen Nachmittag pro Woche zu sich nehmen, am Wochenende oder am schulfreien Mittwoch.«
    »Und was muss ich dafür tun?«
    »Am besten versuchen Sie, ehe Sie ihr den Krieg erklären, erst einmal auf diplomatischem Weg zum Ziel zu kommen, das heißt eine gütliche Einigung zu erreichen. Dafür müssen Sie als Erstes mit Ihrer Ex-Frau sprechen. Wenn ich das richtig verstanden habe, besteht das Problem darin, dass sie umgezogen ist, ihre Rufnummer nicht bei der Auskunft hat eintragen lassen und dass Sie ihre neue Adresse nicht kennen?«
    »Genau.«
    »Und ihr Handy? Haben Sie versucht, sie übers Handy zu erreichen?«
    »Nein, aber ich bin mir sicher, dass sie eine neue Nummer hat.«
    »Wahrscheinlich. Aber versuchen Sie es trotzdem, man kann nie wissen. Sie können auch zur Schule Ihrer Tochter gehen. Ihre Ex-Frau wird ja sicher irgendwann einmal dort auftauchen, um sie abzuholen.«
    »Es sei denn, sie hat Claire an einer anderen Schule angemeldet.«
    »Das steht wirklich zu befürchten, schließlich ist sie auch umgezogen, ohne eine Adresse zu hinterlassen. Aber rufenSie trotzdem bei der Schule an. Auch hier kann man nie wissen. Sehen Sie sonst irgendeine Möglichkeit, sie aufzuspüren?«
    »Ihre Eltern. Aber zwischen denen und mir war es nie wirklich …«
    »Verstehe. Versuchen Sie auch das. Und sollte es wirklich so sein, dass …«
    Er zückte eine Visitenkarte und notierte etwas auf der Rückseite.
    »… dass bei all dem nichts herauskommt, dass Sie Ihre Ex-Frau vielleicht finden, sie sich aber weigert, Ihnen Ihre Tochter einmal pro Woche für einen Tag anzuvertrauen, oder dass Sie sie gar nicht erst finden, dann rufen Sie mich an. Wir werden uns an das zuständige Familiengericht wenden, und ich habe keinen Zweifel daran, dass der Richter die Machenschaften Ihrer Frau richtig bewerten wird. Die bloße Tatsache, dass sie in Versailles geboren ist, verleiht ihr nicht mehr Rechte als Ihnen …«
    Er gab ihm seine Karte, auf der er seine Handynummer notiert hatte.
    »So oder so halten Sie mich auf dem Laufenden. Entweder per Telefon oder in zwei Wochen hier, einverstanden?«
    Philippe nickte und steckte die Karte in seine hintere Hosentasche.
    »Eine Sache noch«, fügte der Anwalt hinzu und lächelte dabei so vielsagend wie jemand, der Blut gerochen hat. »Schauen Sie doch mal nach, ob in der Poststelle

Weitere Kostenlose Bücher