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Ein Winter mit Baudelaire

Ein Winter mit Baudelaire

Titel: Ein Winter mit Baudelaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Cobert
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Tage«, wurde ihm versprochen. Als Nächstes hat er bei der Auskunft angerufen und sich mit der Schule seiner Tochter verbinden lassen – »Sie besucht seit Januar eine andere Einrichtung«, erklärte ihm eine junge Frau am Ende der Leitung. Daraufhin konnte er endlich wie besprochen seine beiden Unterstützer anrufen.
    »Wunderbar, die Anträge gehen noch heute raus«, verkündete ihm die Sozialarbeiterin.
    »Gut, Ihre Ex-Frau macht einen Fehler nach dem anderen. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie alles zusammen haben«, war die Reaktion des Anwalts.
    Als er Le Fleuron an diesem Morgen verlassen hat, ist er als Erstes zu Ahmed gegangen, um zu frühstücken, dann zum Bahnhof, um zu duschen, und schließlich zur Post, die er nun mit drei Umschlägen verlässt: Bei zweien handelt es sich um nachgesendete Briefe, der dritte ist ein ganz normaler Briefumschlag. Auf allen die enge, gedrängte Schrift von Sandrine, auf keinem ein Absender.
    Die beiden ersten, datiert in der zweiten Junihälfte, beinhalten den Kündigungsbrief für seinen Handy-Vertrag aufgrund unterlassener Zahlungen und das Schreiben, das ihn darüber in Kenntnis setzt, dass sein Konto gesperrt wurde. Das dritte Schreiben mit Poststempel vom 12. September entspricht voll und ganz den Erwartungen des Anwalts: kein Hinweis auf den Absender, dafür ein handgeschriebener, erboster Brief von Sandrine.
    »Das wird ja immer schöner.
    Seit letztem Juli immer noch keine Unterhaltszahlung von Dir. Ich habe alles versucht, um Dich zu erreichen. Handy, Mails, Briefe. Entweder hat mir eineStimme vom Band mitgeteilt, dass es Deine Nummer nicht mehr gibt, oder meine Briefe sind zurückgekommen. Mein Anwalt hat bei Deiner Bank angerufen, aber man hat ihm gesagt, Dein Konto sei gesperrt worden.
    Das wird ja wirklich immer schöner.
    Ich weiß nicht, ob Du diesen Brief bekommen wirst. Aber Du sollst wissen, dass ich umziehen werde, dass Du mich nicht wiederfinden und auch Deine Tochter nicht wiedersehen wirst, solange Du mir nicht den Unterhalt zahlst, den Du mir für die vergangenen und kommenden Monate schuldest.
    Ich dachte, wenn ich Dich endlich vor die Tür setze, würde Dich das wachrütteln, Dir Dampf machen. Fehlanzeige.
    Du bist erbärmlich.
    Sandrine.«
    Philippe lächelt, geht in die Poststelle zurück, fotokopiert den Brief und stellt sich nochmals an. Am Schalter kauft er einen vorfrankierten Umschlag, auf den er die Adresse der Anwaltskanzlei schreibt. Er schiebt die Fotokopie hinein, dazu einen Zettel mit folgendem Kommentar:
    »Ausgewählte Lesestücke. Herzliche Grüße, Philippe.«

Fatimas Hand
    Philippe sitzt gegenüber von Bébère am Tisch. Er liest die letzten Zeilen von Sandrines Brief, während Baudelaire seine Fleischbällchen vertilgt, um anschließend mit lautem Schmatzen die Innenwände seines Napfes blank zu lecken. Fatima hat aufgehört, ihr Fleisch in Stücke zu schneiden. Ahmed, der Philippe begleitet hat, lehnt mit verschränkten Armen am Kühlschrank, die Augen auf den Boden gerichtet, verloren im Geflecht der weißen Kacheln.
    »Das wär’s …«, beendet Philippe seine Lektüre und faltet den Brief zusammen.
    Schweigen. Baudelaire hat seine Mahlzeit beendet und schaut mit gespitzten Ohren in die Runde. Dann leckt er sich die Lefzen, jault fragend und lehnt sich an Philippe, der ihm einen Arm um den Hals legt und ihm den Bauch streichelt. Der Kühlschrank springt wieder an. Sein friedliches Brummen erfüllt die kleine Küche.
    »Darf ich … darf ich ihn mal sehen?«, fragt Bébère, nachdem er sich geräuspert hat.
    Philippe gibt ihm den Brief. Bébère faltet ihn auseinander und überfliegt ihn.
    »Kannst du ihn in die Dose tun, zu meinem Geld?«
    »Natürlich!«
    »Und … was hat der Anwalt gesagt?«, erkundigt sich Ahmed.
    »Dass ich es zuerst auf dem diplomatischen Weg versuchen soll.«
    »Das heißt?«, fragt Bébère nach.
    »Sandrine wiederfinden und sich auf gütlichem Weg einigen. Es jedenfalls versuchen …«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das mit so einem Weibsbild geht …«, bemerkt Bébère.
    »Und wie sollst du das überhaupt anstellen, du hast doch ihre Adresse gar nicht, und sie hat deine Tochter von der Schule genommen …«, fügt Ahmed hinzu, worauf ihm ein leises »Hurentochter!« herausrutscht und er sich mit einem nachgeschobenen »Entschuldigung, Madame!« schnell zur Ordnung ruft. Dabei wirft er Fatima einen Seitenblick zu und hält sich die Hand vor den Mund.
    »Wenn es überhaupt eine Möglichkeit gibt

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