Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
Seite. „Isabelle und ich können beide Kutsche fahren. Aber sie macht sich dabei immer so viele Sorgen, dass sie es lieber hat, wenn ich die Zügel halte.“
„Das hätte ich mir denken können.“ Seine Stimme klang etwas ironisch, aber Millicent hatte nur Augen für den Drachen. Einen Augenblick später erfüllte der süße Duft einer Orange die Luft. „Hier.“ Daniel hielt ihr ein Stück davon vor die Lippen.
„Hmmm. Vielen Dank.“ Sie biss hinein, und der Saft spritzte in alle Richtungen.
„Der Rest gehört mir.“ Die andere Orangenhälfte verschwand in seinem Mund, dann holte er sein Taschentuch heraus. „Schau mich mal an.“
„Ich sehe genauso aus wie Arthur nach dem Essen, hab ich recht?“
„Und auch genauso süß.“ Sein Lächeln war ehrlich, aber es verschwand sofort wieder. „Millicent, wahrscheinlich war es Gottes Güte, dass Isabelle heute in die Pension gegangen ist. Dadurch kann ich etwas mit dir besprechen.“
Seine ersten Worte verursachten ihr ein ungutes Gefühl in der Magengegend. „Was stimmt denn nicht?“
„Zuerst möchte ich dir Alastairs persönliche Versicherung übermitteln, dass es Audrey und Fiona gut geht.“
„Oh. Gut!“ Erleichtert atmete sie auf. Doch dann verengten sich ihre Augen sofort wieder. „Warte mal ... Alastair?“
„Ich fange am besten ganz von vorne an. Wahrscheinlich wird dich erschüttern, was ich dir jetzt erzählen muss. Doch bitte lass mich erst zu Ende sprechen, bevor du etwas sagst.“
Millicent biss sich auf die Lippe und nickte langsam. Mit der Drachenschnur in der Hand hörte sie ihm schweigend zu, als er ihr von dem Fahndungsplakat auf Ellis Island und seinen ersten Telegrammen erzählte. Mit vor Angst aufgerissenen Augen schaute sie ihn an, als er erklärte, dass die Schule nicht kooperativ gewesen war, und dass die Mädchen noch nichts vom Tod ihres Vaters wussten. Tränen traten ihr in die Augen, und sie fing an zu zittern.
Sanft legte Daniel seine Hand auf ihre. „Ich habe Frank mein Ehrenwort gegeben, dass ich dir und Isabelle so lange nichts davon erzählen werde, bis ich weiß, dass die Mädchen in Sicherheit sind.“ Jetzt konnte Millicent nicht länger schweigen und platzte heraus: „Aber du hast mich angelogen. Die ganze Zeit wusstest du die Wahrheit und hast mir nie etwas gesagt.“
„Ich habe Frank mein Ehrenwort gegeben – das war das Letzte, worum er mich vor seinem Tod gebeten hat. Er wusste, dass es Isabelle und dich zu sehr erschüttern würde, deshalb wollte er euch schützen. Einem Menschen den letzten Wunsch vor seinem Tod zu erfüllen ist –“
„Wichtig, das gebe ich zu. Aber ist es heiliger als das Eheversprechen?“
„Nein, Millicent, das ist es nicht. Indem ich Frank gegenüber mein Wort gehalten habe, habe ich vor dir Geheimnisse gehabt und dich sogar anlügen müssen. So habe ich nur gehandelt, um dich vor weiterer Trauer zu schützen, nachdem du deinen Schwager verloren hattest. Selbst jetzt denke ich, dass Isabelle davon nichts erfahren sollte. Gestern Abend habe ich ein Telegramm von Alastair bekommen, dass er bereit ist, Briefe und Telegramme zwischen dir und den Mädchen weiterzuleiten. Sobald ich wusste, dass die Mädchen in Sicherheit sind und du mit ihnen kommunizieren kannst, wollte ich gleich mit dir sprechen. Hätte ich vorher schon etwas gesagt, hätte ich dich damit nur unnötig beunruhigt, denn du hättest nichts tun können, als zu warten. Die Mädchen wissen immer noch nichts vom Tod ihres Vaters, Millicent, und Alastair denkt, sie sollten es auch vorerst nicht erfahren. Da er sie besuchen kann, sollten wir uns auf sein Urteil verlassen.“
„Er kann sie besuchen?“
„Ja, und er hat es auch schon getan.“
Diese Worte beruhigten sie etwas. Alastair liebte Audrey und Fiona. Er würde gut auf sie aufpassen und nicht zulassen, dass ihnen etwas zustieße. Es war immer noch eine schlimme Situation, aber wenigstens konnte sie ihren Mädchen jetzt schreiben und sie daran erinnern, dass sie sie immer noch liebte.
„Ich werde die Sache weiter untersuchen.“
Mit ihrer freien Hand rieb sie sich die Stirn, dann sah sie ihn an. „Ich kann es nicht glauben.“
Irritiert schaute Daniel sie an. „Ich habe getan, was ich tun musste, Millicent. Ich habe Frank mein Ehrenwort gegeben.“
„Nein, Daniel, das meine ich nicht. Ich kann nicht glauben, dass du es mit mir aushältst! Hier sitze ich und mache dir Vorwürfe, obwohl du alles für die Mädchen versucht hast. Du hast aus gutem
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