Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
weiß, dass Frank bei Jesus ist. Ihr Bruder ist auch bei Jesus. Jetzt –“, ihre Stimme zitterte – „kann ich mir vorstellen, wie mein Frank gerade Ihren Bruder auf dem Arm hat. Die Kirche ist der Ort, wo ich mit meiner Trauer hinkommen kann.“ Sie sank zurück auf die Bank. „Ich sehe auf das Kreuz, denn es erinnert mich daran, dass der Schmerz, den ich jetzt empfinde, nicht das letzte Wort haben wird.“
Da stand Daniel auf. „Piet, Sie haben Isabelle gesagt, dass sie nicht hierbleiben muss, wenn es sie so traurig macht. Sie haben ihr angeboten, mit ihr nach draußen zu gehen. Aber sie möchte gerne bleiben, deshalb mache ich Ihnen jetzt das gleiche Angebot. Wenn es zu hart für Sie ist, hierzubleiben, dann gehe ich mit Ihnen.“
Auch diesmal schüttelte Piet den Kopf. „Bleiben Sie. Es gibt Zeiten und Wege, die muss ein Mann alleine gehen.“ Er blickte den Pastor an. „Es tut mir leid, dass ich Sie unterbrochen habe.“
„Mir tut es leid, dass Sie trauern, aber es muss Ihnen nichts leidtun, was Sie gesagt oder getan haben.“ Schweigend wartete Pastor Bradle, bis Piet die Kirche verlassen hatte. „Lassen Sie uns die Predigt mit einem Gebet beenden und Gott darum bitten, unseren Glauben zu vertiefen und uns zu helfen, im Leben von anderen ein Segen zu sein.“
Nach dem Gottesdienst nahm Karl den kleinen Arthur auf die Schultern und trug ihn zurück zum Laden. „Es fühlt sich so gut an, einen kleinen Jungen zu tragen. Mrs Quinsby, wenn sich Ihr Mann mit meinem Bruder Lars auf dem Arm so fühlt wie ich gerade jetzt, dann sind die beiden sehr glücklich.“
Isabelle nickte nur.
Millicent wollte ihm Arthur nicht gleich wieder wegnehmen, deshalb trug Karl ihn bis nach oben in sein Bettchen. Danach nahm Daniel den Schmied beiseite. „Karl, es war nicht richtig von uns, den Gottesdienst zu einem Teil der Abmachung zu machen. Bitte sagen Sie Ihrem Bruder, dass weder er noch Sie jemals in die Kirche gehen müssen, es sei denn, Sie möchten es gern.“
„Ich werde es ihm sagen.“ Nachdenklich fügte Karl dann noch hinzu: „Für mich persönlich kann ich sagen, dass es gut war, wieder in die Kirche zu gehen. Das letzte Mal ist schon eine ganze Weile her, deshalb war es richtig, zurückzukommen.“
„Es wäre mir eine Ehre, wenn Sie meine Familie, sooft Sie möchten, zum Gottesdienst begleiten.“
* * *
„Ein Picknick?“ Erstaunt drehte sich Millicent zu Daniel um. „Heute?“
„Heute!“ Daniel saß auf einem Stuhl und schnürte sich die Schuhe zu. Mittlerweile trug er nicht mehr seinen Sonntagsanzug, sondern ein Paar Jeans. Die Jeans stehen ihm gut. Er wirkt darin so rau und wild.
„Es ist ein schöner Tag. Tim hat mir erzählt, dass es jetzt bald kälter wird, deshalb sollten wir das Wetter genießen, solange es noch geht. Komm, wir gehen hinunter in den Laden und schauen mal, was wir zu essen finden können. Sonntag ist der Tag der Ruhe. Warum die ganze Arbeit mit dem Kochen, wenn wir auch ohne diesen Aufwand essen können?“
Nach der Katastrophe heute Morgen ist er wahrscheinlich froh, wenn ich mir nicht in der Küche zu schaffen mache.
„Ich würde gerne Mercy Orion besuchen.“ Isabelle rückte ihren Trauerschleier zurecht. „Aber geht ihr nur allein. Ich wünsche euch viel Spaß.“
„Isabelle, wenn du den Nachmittag mit einer Freundin verbringen willst, ist das schön.“ Er drückte kurz ihre Hand. „Aber du bist bei uns immer willkommen.“
Nachdenklich strich Isabelle über Arthurs Locken und fragte dann: „Würde es euch etwas ausmachen ... nun, Heidi Orion liebt Arthur sehr. Ich würde ihn gerne mitnehmen.“
Millicent hielt den Atem an, bis Daniel schließlich sagte: „Arthur, Tante Isabelle nimmt dich mit zu Heidi. Winke-winke.“
„Winde-winde!“
Schnell schnappte sich Isabelle Arthurs Hasen. „Daniel, wenn du Arthur zur Pension tragen würdest, dann könnte ich sofort dorthin laufen und Mercy helfen, das Essen aufzutragen.“
Ein paar Minuten später blickte Daniel die Treppe hoch, als Millicent herunterkam. Er beobachtete sie so genau, dass Millicent sich bewusst am Treppengeländer festhielt, um ihn nicht unnötig zu beunruhigen. Als sie neben ihm stand, räusperte er sich. „Das Kleid – ist das nicht ein bisschen zu elegant für ein Picknick?“
Millicent sah an sich herab. Vor ein paar Jahren hatte Isabelle unzählige Stunden damit zugebracht, kleine Rüschen und goldenes Samtband in einem ausgefallenen Muster am Saum des Bahnenrocks und an den
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