Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
Richtige.“ Er blieb auf der vorletzten Stufe stehen und schubste sie zurück in die dritte Klasse.
„Meine Schwägerin hier ist gesund.“ Frank stellte sich hinter Millie und legte ihr die Hände auf die Schultern. „Sie ist ein erfahrenes Kindermädchen. Sie könnten keine Bessere finden.“
Der Seemann schaute sie misstrauisch an. „Kommen Sie her.“
Immer noch unschlüssig, ob sie die Position wollte, ging Millie zum Fuß der Treppe. Aus der Nähe bemerkte sie sein vernarbtes Gesicht kaum noch und sah stattdessen die Sorge in seinen Augen.
„Ihre Wangen sind rot“, sagte er. „Haben Sie Fieber?“
„Das ist nur der Wind.“ Sie hob das Kinn. „Mir geht es gut.“
„Sehr gut.“ Er bedeutete ihr, ihm zu folgen.
Der Wind wehte ihr heftig ins Gesicht und endete abrupt, als sie in einen geschützten Flur auf dem oberen Deck trat. Der Mann ging mit schnellen Schritten voraus, und sie versuchte, mit ihm mitzuhalten. Sein sicherer Gang verriet, dass er schon lange zur See fuhr, doch sie musste sich erst noch an den Wellengang gewöhnen und ihre Balance finden. Ich habe das auf dem unteren Deck gar nicht gemerkt, weil alles so eng war. Dort konnte man sowieso keine großen Schritte machen, und wenn man stolperte, fiel man gleich gegen seinen Nachbarn.
Hastig schob sie sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und befestigte einige lose Haarnadeln. Als der Steward plötzlich stehen blieb, wäre sie fast gegen ihn gestoßen. Er klopfte laut gegen eine glänzende Mahagoniholztür, an der eine kupferne Sechs prangte. Eine tiefe Stimme antwortete ihm aus der Kabine, doch Millicent konnte sie nicht verstehen. Der Steward holte sofort einen Schlüssel aus seiner Westentasche und schloss die Tür auf.
Etwas verspätet strich Millicent sich den Rock glatt und musste lächeln, als sie daran dachte, dass die Kinder die Falten in ihrem Kleid ganz sicher nicht bemerken würden.
Der Steward flüsterte: „Wie heißen Sie, Miss?“
„Miss Millicent Fairweather.“
„Miss Millicent Fairweather, Sir. Sie ist ein erfahrenes Kindermädchen.“
„Das wurde aber auch Zeit!“ Ein großer, schwarzhaariger Mann kam aus einem der angrenzenden Zimmer. Er hielt ein weinendes Kleinkind auf Armlänge vor sich. Sobald er Millicent sah, blieb er abrupt stehen.
Das Kind weinte nur noch lauter und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien.
„Erlauben Sie mir.“ Millicent nahm ihm das Kind aus den Armen und trug es zurück in den Raum, aus dem der Mann gerade gekommen war. „Ich nehme an, dass Sie hier Windeln haben für ... ist es ein Junge oder ein Mädchen?“
„Ein Sohn. Arthur.“
„Kann ich noch etwas für Sie tun, Mr Clark?“
„Ja. Ich denke, ich möchte mir noch ein paar weitere mögliche Kindermädchen ansehen. Bringen Sie die nächste in einer Viertelstunde.“
Millicents Herz setzte einen Schlag aus. Will ich diese Position oder will ich sie nicht?
* * *
Die Frau bewegte sich mit unglaublicher Gelassenheit und Ruhe. Zuerst legte sie Arthur auf das Bett, dann zog sie ihn aus, schüttete Wasser in die Waschschüssel und badete ihn. Dabei sang sie leise. Offensichtlich störte sie die nasse, stinkende Windel nicht im Geringsten. Schon nach wenigen Sekunden hatte Arthur aufgehört zu weinen. Eine Falte hier, eine dort, ein paar Nadeln, und schon saß die Windel, wie sie sollte. Das war mehr, als Daniel in der letzten halben Stunde geschafft hatte. Im Auftreten und vom Temperament her wirkte Miss Fairweather wie eine Dame, und sie schien es zu genießen, mit Arthur zu spielen. Schließlich zog sie seinem Sohn ein frisches Hemdchen über den Kopf und sagte: „Kuckuck!“
Arthur kicherte und griff nach einer ihrer braunen Haarsträhnen. „Kuck!“
Sie entwand ihm die Haarsträhne und setzte ihn auf den Boden. „Bleib da mal einen Moment sitzen.“
Sofort verzog Arthur das Gesicht.
„Na, komm schon.“ Miss Fairweather sah sich suchend um. Offensichtlich schien sie nicht zu finden, was sie suchte, denn sie runzelte die Stirn und ihre Augen verengten sich. Nach kurzer Suche zog sie sich ein Armband vom Handgelenk und gab es ihm. „Siehst du? Das ist hübsch.“
„Hüsch!“ Arthur zog es ihr aus der Hand.
Sie drehte sich um, öffnete ein paar Schubladen und fand schließlich frisches Bettzeug für das durchnässte Babybett. Es dauerte nicht lange, bis das Bett wieder frisch und trocken war. Dann wusch sich die Frau die Hände, nahm einen Kopfkissenbezug und verknotete ihn ein paarmal.
Daniel
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