Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
Leibeskräften.
„Ich werde ihn sofort wieder befreien.“
Mr Clark zog die Augenbrauen hoch. „Das bezweifle ich.“
Ihr Arbeitgeber hielt Arthur fest in seinen Armen, und Millicent versuchte, so gut es ging, die Knoten wieder zu öffnen. „Könnten Sie ihn bitte etwas anheben – ja. Und jetzt etwas drehen ...“
„Selbst Seidenraupen könnten keinen so komplizierten Kokon spinnen.“ Schließlich drückte er ihr ungeduldig seinen Sohn in die Arme. „Ich habe ein Taschenmesser – in meinem Zimmer.“
„Nein!“ Millicent merkte erst gar nicht, dass sie ihn am Ärmel festhielt, bis er ihr einen seltsamen Blick zuwarf. Schnell ließ sie wieder los und sagte: „Es gibt nur diese eine Rettungsweste. Sie können sie nicht einfach zerschneiden – was sollen wir denn sonst machen, wenn wir sie später vielleicht doch für Ihren Sohn brauchen?“
„So schnell, wie Sie ihn gerade aus der Weste befreien, wird er sie immer noch anhaben, wenn wir in New York einlaufen.“ Er ging in sein Zimmer und kam mit dem Messer zurück. „Halten Sie ihn still.“
Heftig drückte sie den kleinen Jungen gegen ihre Brust und wich zurück. Dabei schrie Arthur wieder laut.
„Schschsch, mein Sohn. Papa ist ja da.“
Zu ihrer Überraschung schluchzte der Kleine noch ein paarmal, hörte aber auf zu schreien. „Setzen Sie sich hin, Miss Fairweather.“ Diese Anordnung wäre nicht nötig gewesen, denn sobald sie das Messer so nahe bei dem kleinen Jungen sah, wurden Millicents Knie weich wie Butter. Neben Arthur wirkte das Messer wie Goliaths Schwert. Die Spitze des Messers in einen der Knoten zu bekommen schien aussichtslos, deshalb schob Mr Clark die Klinge unter die Bänder und schnitt das erste Band einfach durch.
Seine großen Hände hielten einen Moment inne, bevor er den zweiten Knoten durchschnitt. „Müssen Sie das tun?“
Sie löste ihren festen Griff um Arthur ein bisschen.
„Das habe ich nicht gemeint. Sie beten die ganze Zeit.“
Sie wurde rot, denn es war ihr gar nicht aufgefallen, dass sie laut gesprochen hatte.
„Wo haben Sie denn gelernt, solche Knoten zu machen?“
„Beim Flechten meiner Haare, als ich ein Kind war.“ Verlegen biss sie sich auf die Lippe – sowohl für ihre unüberlegten Worte als auch, weil ihr plötzlich bewusst wurde, dass ihre Haare in einem dicken Zopf auf ihrem Rücken hingen. So durfte man seinem Arbeitgeber nicht gegenübertreten.
Mr Clark konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe und durchschnitt die letzten Bänder. Seine großen Hände tauchten in die weiße Rettungsweste und legten sich um seinen Sohn. Arthur zappelte und schrie vor Vergnügen.
„Ich fürchte, dass Ihr Sohn etwas zu aufgedreht ist, um gleich wieder ins Bett zu gehen.“
Mr Clark warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. „Sie sind also keine Befürworterin von Routine und Disziplin?“
„Doch, das bin ich. Aber wenn etwas Ungewöhnliches passiert, kann man von einem so jungen Kind nicht verlangen, dass es sich ganz normal verhält.“ Sie nahm ihm Arthur aus dem Arm, dann bückte sie sich, um den Kopfkissenbezug aufzuheben. Als sie wieder aufstand, rutschte ihr Zopf über ihre Schulter. Millicent versuchte sich mit dem Gedanken zu trösten, dass sie es wenigstens geschafft hatte, ihre Kleider anzuziehen. Es war wohl am besten, ihre unangemessenes Äußeres einfach zu ignorieren und zu hoffen, dass Mr Clark es auch tun würde.
Doch in diesem Moment schob er ihren Zopf mit seiner Hand wieder auf ihren Rücken. Millicent erstarrte, und seine Hand verharrte einen Moment, erschrocken über die impulsive Geste, in der Luft. Sofort stopfte er beide Hände in die Hosentaschen und sagte mit rauer Stimme: „Entschuldigung, aber Arthur zieht gerne an ...“
Sie beobachtete, wie sein Gesicht vor Verlegenheit rot wurde. Das war das erste Mal, dass er seine sonst so reservierte, ruhige Haltung verlor. Um ihm die Verlegenheit zu ersparen, brach Millicent das Schweigen. „Es ist ein Wunder, dass nicht alle Erwachsenen eine Glatze haben, wo doch die Babys und Kleinkinder ihnen büschelweise die Haare ausreißen. Wenn Babys nicht so süß wären, würde ich vermuten, dass sie das absichtlich tun, weil sie eifersüchtig auf unsere vielen Haare sind. Nur kann ich das von Arthur nicht sagen. Ich glaube nicht, dass er eifersüchtig ist. Er hat ja auch keinen Grund dafür. Ihr Sohn hat wunderschöne, volle Haare.“ Was plappere ich hier für einen Unsinn. Was ist nur mit mir los?
Mit dem Finger deutete Mr Clark
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