Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
„Siehst du denn nicht, Millie, dass das gar kein Problem ist? Wir bleiben doch trotzdem in der Stadt. Du würdest deinen kleinen Liebling auch weiterhin sehen können. Diesmal würde dein Herz nicht zerbrechen wie vor einiger Zeit, als Mr Eberhardt dir seine Kinder entrissen hat.“
„Wenn wir beide ein Gehalt bekommen, und Isabelle ihren Laden ohne Eigenkapital und nur mit der Anschaffung einer Nähmaschine eröffnen könnte, dann haben wir viel bessere Erfolgsaussichten als irgendwo anders.“
Die Hoffnung in Isabelles Augen und Franks vernünftige Worte zeigten deutlich, wie sie über den Plan dachten. Sie wollen es so – mit allem, was dazugehört. Wenn ich dagegen bin, würden sie das Angebot ablehnen. Aber wie selbstsüchtig wäre das? Ich habe keinen Grund, das Angebot abzulehnen.
„Isabelle und ich haben schon deswegen gebetet und Gott um Rat gefragt, aber ich glaube, es war etwas voreilig. Wir hätten auf dich warten sollen.“
„Ihr habt gebetet und glaubt, dass das Gottes Wille sein könnte?“
„Ja.“ Frank winkte die beiden Frauen zu sich. „Aber wir beten noch einmal, zusammen.“
Millicent zog ihre Hände aus Isabelles Händen und schüttelte den Kopf. „Das ist Unsinn. Gott ist nicht wie die Wellen draußen auf dem Ozean, die vom Wind hin- und hergetrieben werden. Er ändert sich nicht. Wenn ihr sicher seid, dass das Gottes Wille ist, dann bin ich auch einverstanden.“ Schnell fügte sie noch hinzu. „Solange keiner von mir erwartet, dass ich koche.“
Isabelle brach in lautes Lachen aus. „Millie, das würden wir nie verlangen – um unserer selbst willen.“
„Gut, denn ich will keinen umbringen, und Selbstmord ist eine Sünde.“ Sie lachte. „Mord ist auch eine Sünde, aber ihr wisst, was ich meine.“
Frank sprang auf die Füße. „Ich werde ihm Bescheid sagen.“
Isabelle umarmte Millie. „Es wird schon funktionieren. Warte nur ab, Millie. Gott ist treu.“
Millicent drückte sie kurz. „Solange wir zusammen sind, ist es mir egal, wo wir wohnen.“
Isabelle trat einen Schritt zurück. „Das ist dein freier Tag. Jetzt geh und entspann dich ein bisschen.“
„Ich kann machen, was ich will, und ich würde gern hier bei dir bleiben.“
„Wie lange schläft Arthur denn normalerweise?“
Millicent schaute auf die Uhr im Regal. „Er kann jede Minute aufwachen.“ Sie lächelte. „Er singt vor sich hin, wenn er aufwacht. Ich verstehe kein Wort von dem Lied, aber es ist immer dasselbe Lied.“
„Er ist wirklich ein ganz lieber Junge.“ Nachdenklich schob Isabelle eine lockere Haarnadel zurück und fügte hinzu: „Irgendwann werden Frank und ich auch Kinder haben, mit denen er dann spielen kann.“
„Isabelle! Bist du ...“
„Nein. Noch nicht.“ Sie blickte traurig auf ihren Bauch. „Er hat sich keinen Zentimeter verändert seit dem Tag, an dem ich Frank geheiratet habe.“ Ihre Stimme klang sehnsüchtig.
„Isabelle, ich bin ja so erleichtert, dass du nicht auch noch die Sorge um ein Baby auf dieser Reise tragen musst.“
„Ich denke, du hast recht. Es ist besonders hart für die Frauen in der dritten Klasse, die Babys und Kleinkinder dabeihaben.“
Gesungenes Kauderwelsch kam aus dem Kinderzimmer. Beide Schwestern drehten sich zur Kinderzimmertür um.
„Heute gehört er mir.“ Isabelle schaute Millie streng an. „Lies etwas oder mach einen Spaziergang.“
„Ich zeichne noch ein Kleid aus einer der Zeitschriften ab, die ich mir geliehen habe. Es gibt hier ein kleines Zimmer, in dem sich die Dienstmädchen und Kindermädchen treffen können. Wir tauschen Zeitschriften und Bücher.“
Isabelle ging ins Kinderzimmer und schaute noch einmal kurz über die Schulter. „Heißt das, dass du Bücher über Mode hast?“
„Ja. Wusstest du, dass man jetzt überall Röcke und Blusen trägt? Außerdem gibt es Unterschiede zwischen dem englischen und französischen Stil und dem amerikanischen. Mittlerweile kann ich sie ganz gut unterscheiden. Europäische Röcke werden nach hinten gerafft oder haben aufgesetzte Falten, die wie eine kleine Schleppe wirken. Im Gegensatz dazu haben amerikanische Röcke oft immer noch Turnüren.“
„Die, wie ich feststellen muss, du auch immer noch trägst. Wirklich, Millie, das ist so altmodisch. Außerdem ist sie genauso unpraktisch hier, wo du auf ein kleines Kind aufpassen musst, wie sie unten in der engen dritten Klasse war. Es ist wichtig, dass wir nach der neuesten Mode gekleidet sind. Ich könnte wahrscheinlich
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