Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
– sie bekommen schnell hohes Fieber.“
„Wie können Sie da so sicher sein?“ Er wollte ihr so gerne glauben. „Sie haben doch gesagt, dass Sie erst eine Stellung hatten.“
„Ja, aber Fiona und Audrey durften immer Kinder zum Spielen einladen. Es ist wichtig für Kinder, dass sie auch kleine Freunde haben. Als einer der kleinen Jungen bei uns plötzlich krank wurde, hat Mrs Witherspoon, die Haushälterin, gesagt, dass Kinder durch das hohe Fieber wieder gesund werden. Sie hat es mit dem läuternden Feuer verglichen, das den ganzen Dreck und Schmutz wegbrennt.“
Langsam und sanft fuhren ihre Hände mit dem feuchten, lauwarmen Lappen immer wieder über Arthurs kleinen heißen Körper, um ihn zu kühlen.
Allmächtiger Gott, bitte nimm mir nicht auch noch meinen Sohn. „Wenn es aber nicht die Windpocken sind ...“ Daniel warf ihr einen verzweifelten Blick zu.
„Arthur bleibt hier bei mir im Kinderzimmer. Keiner muss ihn sehen. Haben Sie sie gehabt?“
„Pocken? Nein.“
Sie schüttelte den Kopf. Um ihre Stirn hatten sich ein paar Haarsträhnen gelöst. Dadurch wirkte ihr Gesicht zart und zerbrechlich. „Nicht die. Windpocken, meine ich.“
„Oh. Ja. Natürlich. Haben nicht alle Kinder mal Windpocken gehabt?“
„Papa!“ Müde streckte ihm Arthur seine kleinen Ärmchen entgegen.
„Komm her.“ Zärtlich drückte er seinen Sohn an seine Brust und spürte die Hitze, die von seinem kleinen Körper ausging. „Armer Junge.“
„Ich sollte ihn besser nehmen, Sir.“ Miss Fairweather legte den Lappen zur Seite. „Wirklich, ich glaube nicht, dass es –“, ihre Stimme war nur noch ein Flüstern – „die Pocken sind. Aber wenn es irgendjemand sonst denkt, dann werden wir hier in der Suite unter Quarantäne gestellt und können uns nicht wehren. Ich werde ihn im Kinderzimmer behalten, damit ihn niemand sieht.“
Sie hatte recht. „Geh zu Miss Fairweather.“ Vorsichtig drückte er seinem Sohn einen Kuss auf die Stirn und legte ihn in ihren Arm.
Miss Fairweather war erst ein paar Schritte gegangen, als es an der Tür klopfte. Sofort rannte sie los und schloss gerade die Tür hinter sich, als der Steward eintrat.
„Guten Morgen, Sir. Das Frühstück für den Jungen und das Kindermädchen.“ Etwas verwirrt stellte er das Tablett auf den Tisch und sah sich in der Suite um.
Sonst waren sie immer hier im Wohnzimmer und warteten schon auf ihn. Stimmte irgendetwas nicht? „Miss Fairweather ist mit meinem Sohn gerade noch einmal ins Kinderzimmer gegangen.“
„Ich verstehe. Der kleine Arthur ist ein Frühaufsteher – sein Frühstück ist immer das erste, das ich serviere.“ Geübt stellte der Steward die Teller und Tassen auf den Tisch und arrangierte alles wie sonst. An seinen Bewegungen merkte Daniel, dass er schon lange in seinem Beruf arbeitete – jede Bewegung war präzise und schnell. Als der Tisch gedeckt war, richtete sich der Steward wieder auf. „Da die Reise länger als erwartet dauern wird, müssen die Gerichte etwas verändert werden. Doch der Koch hat mir versichert, dass es noch genug zu essen gibt.“
Statt zwei Eiern auf jedem Teller gab es jetzt nur noch ein Ei für jeden. Toast, Speck und Haferbrei standen neben den Tellern. „Es ist mehr als ausreichend.“ Plötzlich runzelte er nachdenklich die Stirn. „Was ist mit der Sahne?“
„Milch ist in der kleinen Karaffe.“
„Dosenmilch?“
„Ja, Sir. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“
Nur für den Fall, dass das Schlimmste eintrifft und wir hier länger festsitzen ... „Ja, Arthur bekommt Zähne. Bringen Sie bitte in paar harte Kekse für ihn.“
„Ich habe den feuchten Lappen gesehen.“ Mr Tibbs leerte die Waschschüssel in einen Eimer. „Meine Schwester hat ihren Kleinen immer einen feuchten Lappen zum Kauen gegeben. Sie behauptete, dass es hilft.“
„Dann bringen Sie auf jeden Fall welche vorbei.“ Ein schrecklicher Gedanke schoss Daniel durch den Kopf. „Was ist mit frischem Wasser? Da die Reise so viel länger dauern wird als ursprünglich gedacht ...“
„In der dritten Klasse waschen sie sich jetzt mit Meerwasser. Unser Trinkwasservorrat ist mehr als ausreichend. Ich werde mich darum kümmern, dass Ihr Sohn immer genug harte Kekse hat. Gibt es sonst noch etwas, Sir?“
Die Kinderzimmertür öffnete und schloss sich wieder. Ruhig und freundlich stand Miss Fairweather mit vor der Schürze gefalteten Händen im Wohnzimmer. Es dauerte einen Moment, bevor Daniel merkte, was anders an ihr war.
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