Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
Sie trug ein schwarzes Kleid und eine weiße Schürze. Es war ihm gar nicht aufgefallen, dass sie ihren Morgenmantel getragen hatte und ihre Haare offen gewesen waren, als sie ihn heute Morgen geweckt hatte. Doch jetzt sah sie aus wie ein vorbildliches Kindermädchen. „Ich wollte Sie nicht belauschen, Mr Clark, aber da ihr Sohn gerade Zähne bekommt ... Weidenrinde hilft manchmal, den Schmerz zu lindern. Wenn Mr Tibbs mir etwas davon bringen würde, dann könnte ich einen Sud daraus machen, wenn es nötig ist.“
Weidenrinde gegen Fieber. Sehr guter Gedanke.
„Armer Junge. Sie müssen nur nach mir rufen. Ich kann Ihnen jederzeit einen Sud kochen. Dafür bin ich ja hier.“
„Dann machen Sie doch bitte eine Kanne voll.“ Daniel nickte.
„So bitter wie der Weidenrindentee immer schmeckt, könnten Sie vielleicht auch noch etwas Honig bringen oder ein Glas Apfelsaft?“ Miss Fairweather strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Der Tee wird Arthur nicht helfen, wenn ich ihm den Tee nicht einflößen kann.“
„Ja, Miss. Ich bringe es sofort.“
Als der Steward gegangen war, murmelte Daniel: „Ich gehe in die Bibliothek. Vielleicht finde ich ja ein medizinisches Handbuch. Brauchen Sie noch irgendetwas?“
Sie sah ihm in die Augen. Trotz der angespannten Situation war ihr Blick ruhig. Nur ihre Augenfarbe hatte sich verändert – jetzt waren ihre Augen eher grau als grün als Zeichen für den Sturm, der hinter ihrem ruhigen Äußeren tobte. „Mir fällt nichts mehr ein. Ich wünschte nur, wir könnten Frank und Isabelle davon unterrichten, dann würden sie für Arthur beten.“
„Wenn das jemand mitbekommt, könnte eine Panik ausbrechen. Das Ganze muss ein Geheimnis zwischen uns bleiben.“
Sie nickte zustimmend.
„Essen Sie. Ich hole das Buch.“
„Mr Clark ...“ Er drehte sich zu ihr um. Mitleid und Sorge mischten sich in ihrem Gesicht. „Ich werde beten.“
„Tun Sie das.“
Nur fünf Minuten später kam Daniel mit einem Stapel Bücher zurück in die Suite. „Wie geht es ihm?“
Miss Fairweather versuchte gerade, Arthur eine Flüssigkeit einzuflößen. „Unruhig und fiebrig. Haben Sie ein Buch gefunden?“
„Das habe ich.“ Er legte die anderen Bücher zur Seite und kam mit dem medizinischen Handbuch zum Tisch. Langsam überflog er das Inhaltsverzeichnis, fand Windpocken und las die angegebenen Seiten. „Hier heißt es: erkältungsartige Symptome, Rückenschmerzen und Ähnliches treten auf, bevor der Ausschlag und das Fieber ausbrechen.“
„Genau so war es bei Arthur.“ Der kleine Junge wurde wieder unruhig, deshalb zog sie ihr silbernes Armband aus. „Hier, mein Schatz. Hübsch.“
„Hüsch.“ Er kaute darauf herum.
„Dem Buch zufolge ist jetzt gerade die Jahreszeit für Windpocken.“ Er schaute seinen Sohn besorgt an. „Angeblich sind Windpocken eine Frühlingskrankheit, aber das Gleiche gilt auch für die Pocken, soweit ich mich erinnere.“
„Die beiden Mädchen haben die Windpocken direkt an Ostern gehabt.“
„Gut. Gut.“ Daniel brach erschrocken ab. „Ich meine nicht, dass die Mädchen krank waren – nur, dass Sie sich daran erinnern, dass die Mädchen die Windpocken auch zu dieser Jahreszeit hatten.“
Miss Fairweather strich Arthur mit dem kühlen Lappen über die verschwitzten Locken und brachte ihn dazu, noch einen Schluck Tee zu trinken.
Obwohl er das Buch lieber zuschlagen wollte, zwang sich Daniel dazu, auch noch die Pocken nachzuschlagen. Sein Mund wurde trocken. „Das andere ... Bevor der Ausschlag ausbricht, scheint der Patient eine Erkältung zu bekommen, seine Nase läuft und er niest. Das Fieber und der Ausschlag treten danach auf.“
Miss Fairweather biss sich auf die Lippe. Sie blickte ihm ins Gesicht. „Bei Masern fängt der Ausschlag ganz anders an als bei anderen Kinderkrankheiten. Wie soll der Ausschlag für ... die denn aussehen?“
„Hauptsächlich im Gesicht, an den Armen und Beinen. Besonders an den Handflächen und Fußsohlen. Bei Windpocken ist der Ausschlag hauptsächlich am Rumpf.“ Ungeduldig schob er das Buch zur Seite und besah sich seinen Sohn aus der Nähe.
„Der Ausschlag ist auf seiner Brust und seinem Rücken.“ Miss Fairweathers Stimme klang erleichtert. „Sehen Sie? Es sind nur die Windpocken. Jetzt bin ich mir ganz sicher!“
Vorsichtig prüfte Daniel jeden Quadratzentimeter auf dem Körper seines Sohnes. Schließlich drückte er ihn an seine Brust. Mit geschlossenen Augen seufzte er: „Danke,
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