Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
über eine mögliche geschäftliche Chance unterbrochen. Das zeigte Daniel, dass Mr Quinsby seine Prioritäten richtig setzte.
„Das stimmt leider nicht. Es gibt außer meinem Cousin keine Familie dort. Er ist Junggeselle.“ Daniel schnitt ein Stück Fleisch ab. „Und Sie sind Schneider?“
„Nicht wirklich.“ Mr Quinsby führte einen Bissen Fleisch zum Mund, als wäre er aus purem Gold. „Ich war Hausmeister und Handwerker-für-alles in einem bescheidenen Betrieb. Ich habe alles repariert, was so anfiel. Der Besitzer hat den Betrieb vor Kurzem verkauft, und der neue Besitzer hat beschlossen, mich durch einen Handwerker aus seiner Familie zu ersetzen.“
„Und jetzt können Sie sich nach anderen Interessen und Möglichkeiten umschauen. Ich nehme an, Sie wollen eine etwas sicherere Zukunft für Ihre Familie aufbauen.“
Mr Quinsby nickte kurz.
Sie aßen und unterhielten sich. Schließlich lehnte sich Daniel in seinem Stuhl zurück. „Ich möchte Ihnen ein Angebot machen.“
* * *
„Miss Fairweather? Mr Clark wünscht, dass Sie sofort in die Suite kommen.“
Überrascht schaute Millicent den Steward an. „Stimmt etwas nicht, Mr Tibbs?“
„Weiß ich nicht, Miss. Er hat mich nur geschickt, um Sie zu holen.“
Schnell sammelte sie die Kataloge und Papiere mit ihren Aufzeichnungen zusammen. Dabei fragte sie sich immer wieder, warum ihr Boss sie sprechen wollte. Es musste etwas Wichtiges sein, sonst würde er sicher nicht ihren freien Tag unterbrechen. Schnell lief sie den Flur entlang zur Suite sechs.
„Frank?!“ Sie blinzelte überrascht. Was machte ihr Schwager hier? Isabelle saß auf dem Sofa neben ihm und hielt seine Hand ganz fest. Sie sah ... aufgewühlt aus. „Ist etwas passiert?“
„Bitte setzen Sie sich, Miss Fairweather.“ Mr Clark deutete auf einen Stuhl.
Langsam ließ Millicent sich auf den Stuhl sinken und drückte die Kataloge an die Brust.
Mr Clark ging mit großen Schritten zum einen Ende des Wohnzimmers, drehte sich um und kam wieder zurück – bei seiner Schrittlänge dauerte das nicht lange.
Isabelle zog ein Taschentuch heraus und tupfte sich die Augen.
Länger konnte Milli die Spannung nicht mehr ertragen, deshalb fragte sie noch einmal: „Stimmt etwas nicht?“
„Was hältst du davon, wenn wir nach Texas gehen?“, platzte Isabelle heraus.
„Texas?“ Völlig verwirrt schaute Millicent von Isabelle zu Frank.
„Mr Clark hat sich einen Plan ausgedacht.“ Frank streichelte Isabelle beruhigend die Hand. „Wir würden ihn gern mit dir besprechen.“
Mr Clark nickte ihr zu. „Kurz gesagt, Miss Fairweather, habe ich mir etwas ausgedacht, wovon wir alle profitieren könnten. Sie und ihre Familie würden mit mir zusammen nach Gooding, Texas, einwandern. Frank wird mit mir in meinem neuen Laden zusammenarbeiten. Was Mrs Quinsby betrifft, sie könnte einen Bereich der Ladenfläche nutzen, um eine Schneiderei aufzumachen – dann könnten die Frauen direkt im Laden Stoffe aussuchen, die Mrs Quinsby dann verarbeiten kann.“
„Wir bräuchten erst gar nicht in die Stoffe zu investieren, und dann könnte Frank mir eine Nähmaschine kaufen!“
„Sie, Miss Fairweather, könnten weiterhin als Kindermädchen für mich arbeiten. Was sagen Sie zu diesem Plan?“
„Ich weiß überhaupt nichts über Texas.“ Die Worte kamen einfach so aus ihrem Mund gepurzelt.
„Texas ist groß. Sehr groß.“ Isabelle strahlte.
„Verglichen mit England sind die Vereinigten Staaten riesig.“
„Und es gibt Cowboys und Farmen.“ Isabelle plapperte weiter drauflos – und das kam selten genug vor. Es zeigte, wie aufgeregt sie war. „Aber wir hatten ja auch Milchkühe in England. Es ist also nicht wirklich anders dort.“
„Ich gehe einige Zeit auf Deck, damit Sie in Ruhe darüber sprechen können.“ Mr Clark sprach in seinem gewohnten Geschäftston – kurz und knapp.
Oh nein. Jetzt habe ich ihn beleidigt. Frank und Isabelle haben den Plan bereits abgesegnet, und es war reine Höflichkeit, es als eine Wahlmöglichkeit für mich darzustellen. Für ihn war der Vertrag bereits abgeschlossen.
Als er gegangen war, ging Millicent zur Kinderzimmertür und schaute durch den Spalt zum Bettchen. Dann schloss sie die Tür und ging auf Isabelle zu. Isabelle nahm die Hände ihrer Schwester und drückte sie. „Ich weiß, worüber du dir Sorgen machst. Was ist, wenn du Arthur mit der Zeit doch liebst und Mr Clark wieder heiratet?“
Noch bevor sie etwas dazu sagen konnte, fuhr Isabelle fort.
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