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Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)

Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)

Titel: Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Marie Hake
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Während der Mann am Tisch neben ihm über geometrischen Figuren brütete, drückte ein Mann Daniel ein Buch in die Hand. „Lesen Sie laut vor.“
    „Wie Sie wünschen. ‚Je voudrais réserver une place pour le train – ‘“
    „Oops.“ Der Mann riss ihm das Buch aus der Hand. „Das war ja Französisch. Keine Probleme bei Ihnen. Gehen Sie bitte weiter und warten auf den nächsten Teil der Untersuchung, Sir.“
    Als Daniel zum nächsten Beamten gerufen wurde, musste er seine Papiere vorlegen. „Ich habe einen Gemischtwarenladen in Gooding, Texas, gekauft.“
    Er erwartete ein paar einfache Fragen und dann die erleichternde Botschaft, dass seine Einreise genehmigt sei. Statt eines Stempels „Akzeptiert“ und seinem fröhlichen „Willkommen in Amerika“ jedoch wurde er in eine andere Richtung geführt. „Bitte gehen Sie bis dorthin zur Wand, Sir.“
    „Warum?“
    „Wir müssen Sie verhaften.“

Kapitel 11
    „Was glaubst du, wo sie sind?“ Isabelle stand auf Zehenspitzen und reckte den Kopf.
    „Es wollen mehr Männer als Frauen einwandern. Deshalb dauert es wahrscheinlich einfach länger.“
    „Das hast du vor einer Stunde auch schon gesagt. Ich glaube dir jetzt genauso wenig wie beim ersten Mal. Alle Kinder sind bei den Frauen. Eigentlich hatte ich gehofft, dass die Männer schon auf uns warten!“ Enttäuscht ließ sich Isabelle wieder auf die Holzbank neben ihre Schwester sinken.
    Überall um sie herum warteten die Frauen auf ihre Männer. Man hatte sie nach Ländern geordnet zusammengesetzt, doch scheinbar wusste hier niemand, dass Schottland und Irland nicht England waren. Die Tatsache, dass alle Englisch sprachen, war alles, was die Männer hier interessierte. Eine Gruppe von Frauen in der Nähe sprach Slawisch, und etwas entfernt sprachen die Frauen auch Deutsch, Französisch, Italienisch und Griechisch. Doch lauter als jede Unterhaltung in den unterschiedlichsten Sprachen war das Geschrei der Babys und das Gejammer der Kinder zu hören.
    Obwohl sie für körperlich und geistig gesund befunden worden waren, mussten sie noch eine letzte Bedingung erfüllen. Frauen durften nicht alleine einwandern, da die Behörden Angst hatten, dass sie dem Staat auf der Tasche liegen könnten. Deshalb brauchte jede Frau einen männlichen Verwandten, der sie in Amerika versorgen würde. Sie mussten auf ihre Ehemänner, Väter oder Brüder warten. Wenn der Mann dann nach der bestandenen Untersuchung erschien und seine Frau und Kinder abholte, konnten sie Ellis Island verlassen und in die USA einwandern. Eine Handvoll unverheirateter Frauen wartete auf ihre Verlobten. Es reichte nicht, dass ein Mann in Amerika auf sie wartete. Dieser Mann musste auf Ellis Island erscheinen und sie an Ort und Stelle heiraten.
    Auf einer Seite des Raumes kaute ein Mädchen – sie war groß gewachsen und mit blonden Haaren wie viele Mädchen in Schweden – an den Fingernägeln und sprach mit einer älteren Dame.
    Millicent versuchte Arthur zu beschäftigen, damit er nicht weinte. Kurze Zeit später sagte die Frau neben ihr völlig überrascht: „Bisher habe ich es nicht für möglich gehalten, aber es ist wirklich wahr!“
    „Was?“ Isabelle beugte sich vor.
    „Sehen Sie die blonde Frau da? Die ältere Dame hat sie erst vor einer Viertelstunde zu der Gruppe junger Männer gebracht. Und jetzt geht sie mit einem von ihnen in das Büro da vorn. Sie heiratet einen komplett fremden Mann, nur um nach Amerika einreisen zu können!“
    Millicent und ihre Schwester sahen sich ungläubig an.
    „Ich hätte mir wenigstens einen gut aussehenden Mann ausgesucht“, sagte ein irisches Mädchen neben Isabelle.
    „Sie hat ihn wahrscheinlich genommen, weil sie beide dieselbe Sprache sprechen“, mutmaßte eine andere Frau in der Nähe. „Das ist ein trauriger Grund zum Heiraten.“
    Das irische Mädchen sagte nachdenklich: „Glauben Sie, dass Gott das Versprechen, sich zu lieben und zu ehren, segnen wird, wenn sie sich doch noch gar nicht kennen?“
    Isabelle drehte ihren eigenen Ehering. „Gott wird ihre Ehe segnen, die Frage ist nur, was sie aus ihrer Ehe machen.“
    Millicent zog sich ihr Armband vom Arm und dachte daran, dass die Bibel erzählte, wie Jakob seiner Frau Rahel einen Armreif zur Hochzeit geschenkt hatte. Freudestrahlend steckte Arthur seine kleine Hand immer wieder durch das silberne Armband. „In der Bibel ist es oft so, dass Männer und Frauen erst heiraten und die Liebe später kommt. Vielleicht ist es ja bei den

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