Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
sanft. „Für die Frauen und Kinder gibt es Milch im Speisesaal. Außerdem stehen in Ihren Schlafsälen immer Milch und Kekse bereit.“
Fast alle Frauen der dritten Klasse stellten sich an, um die Badezimmer aufzusuchen. Millicent hatte Arthur auf ihre Hüfte gesetzt und trug ihre Tasche mit der anderen Hand. „Lass uns nach draußen gehen. Vielleicht finden uns die Männer dort.“
* * *
In der Hoffnung, Isabelle und Millicent zu finden, suchten Frank und Daniel den Hof immer wieder mit den Augen ab. Als er schließlich die beiden Schwestern und seinen Sohn erspähte, war Daniel dankbar, dass sie eleganter gekleidet waren als die anderen Passagiere. Miss Fairweathers Reisekostüm war auffallend hübsch, und Mrs Quinsby konnte man in ihrem leuchtend orangefarbenen Kleid schon von Weitem erkennen.
Noch nie war er so glücklich gewesen, den kleinen, warmen Körper seines Sohnes wieder in die Arme schließen zu können.
„Frank, was ist passiert? Warum bist du und Mr Clark verhaftet worden?“ Da Frank seine Frau eng an sich gedrückt hatte, war ihre Frage kaum zu verstehen.
„Das wissen wir noch nicht.“ Mit einem Kopfnicken zu Frank schlug Daniel vor: „Wollen Sie nicht zusammen herausfinden, warum wir hier festgehalten werden?“ Er stellte Arthur auf den Boden, zog seine Jacke aus und legte sie für Miss Fairweather ins Gras. „Wir warten so lange hier.“
Nachdem sie sich gesetzt hatte, zog Miss Fairweather einen Sockenball aus der Tasche. „Mr Clark, Arthur läuft schon ziemlich sicher auf seinen Beinen. Da er heute die meiste Zeit getragen worden ist, hat er bestimmt Spaß daran, wenn Sie ihm das Fußballspielen beibringen könnten.“
Daniel nahm ihr den Ball aus der Hand und lächelte. „Das hört sich gut an.“ Arthurs Art, den Ball zu kicken, war wirklich sehr unterhaltsam. Er rannte zwar fleißig in die Richtung, wo der Ball lag, aber meist trat er entweder darauf oder fiel darüber, sodass der Ball in die unterschiedlichsten Richtungen rollte. Millicent holte ihre Häkelsachen aus der Tasche, um ihre Hände zu beschäftigen – dabei beobachtete sie Vater und Sohn. „Sehr gut, Arthur!“
Ermutigt von ihrem Lob, spielte Arthur eine ganze Weile mit seinem Vater. Als er schließlich nicht mehr rennen konnte, trug Daniel ihn zurück zu seinem Kindermädchen. Er setzte sich, streckte die Beine aus und grinste. „Ich glaube, das war ein neuer Rekord für meinen Sohn. Normalerweise ist ihm bei einem Spiel schon nach drei oder vier Minuten langweilig.“
Nach einem prüfenden Blick auf Arthur nahm Miss Fairweather eine Windel aus der Tasche und legte Arthur ins Gras. „Kinder sehnen sich nach der Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Ihr Sohn hat es wirklich gut, dass Sie sich so viel Zeit für ihn nehmen.“
Gedankenverloren spielte Daniel mit Arthurs braunen Locken. „Das ist der Grund, warum ich nach Texas gehe. Für mein Geschäft in England musste ich den größten Teil des Jahres auf Reisen sein. Als Henrietta noch lebte, hatte Arthur seine Mutter. Seit sie tot ist, hat er nur noch mich.“
Einen Moment lang schwieg Miss Fairweather. Sie blickte ihn mit unverhohlenem Mitleid an. „Es tut mir wirklich leid, dass Sie Ihre Frau verloren haben.“ Tränen traten ihr in die Augen. „Ein Sohn kann den Platz eines verlorenen Ehepartners nicht ersetzen, aber ich hoffe, dass er Sie in den kommenden Jahren immer wieder an Ihre verstorbene Frau erinnern wird und Sie an die schöne gemeinsame Zeit zurückdenken können. Ich bin mir sicher, dass Sie Arthur ein guter Vater sind und sein werden.“
Alle anderen Frauen, die er kannte, waren kühl und zurückhaltend, wie es sich gehörte. Miss Fairweather gab nicht vor, diese Zurückhaltung zu besitzen. Und ihre direkte Art machte die Ehrlichkeit ihrer Worte nur noch wertvoller für ihn. „Vielen Dank.“ Er wollte diesen besonderen Moment nicht mit Worten verderben, deshalb schwieg er.
Wenn man vom Hof nach links schaute, konnte man die Freiheitsstatue in voller Größe sehen – ein Symbol der Hoffnung auf ein besseres Leben. Nachdenklich sah Daniel zu der Statue hinauf, dann zurück zu Miss Fairweather. Hoffnung keimte in ihm auf. Er würde Arthurs Leben mit Liebe und Sicherheit füllen. Genauso, wie er ihm heute den Umgang mit dem Ball gezeigt hatte, würde er ihm auch alles andere beibringen, was ein Junge wissen musste, um ein richtiger Mann zu werden. Durch Miss Fairweathers Fantasie und großes Herz würde Arthur außerdem erleben, dass das
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