Ein Wirbelwind namens Millie (German Edition)
lächeln, aber so schnell wie das Lächeln gekommen war, verschwand es auch wieder. „Es tut mir so leid, dass Isabelle kein Baby hat.“ Das Besteck klapperte, als sie es in die Schälchen legte. „Dass Sie ihr jetzt Arthur anvertrauen – das ist wirklich das Beste für sie.“
„Er kann mitunter ziemlich anstrengend sein. Wenn es zu viel für Isabelle ist ...“
„Er hat sie ziemlich beschäftigt, als er wach war, aber ich habe sie zu einem Mittagsschlaf überredet, als Arthur auch geschlafen hat.“
Arthur warf sich wieder in Millicents Arme. Sie drückte ihn an sich und ging ein paar Schritte in Richtung Fenster, als wollte sie Daniel nicht zu nahe sein. Seit ihrer Diskussion im Laden hatte sie kaum mit ihm gesprochen. War sie ihm vielleicht böse? Oder verärgert? Doch er war es ihr schuldig, dass er von Anfang an die Dinge klarstellte. Seiner Ansicht nach war es die Aufgabe des Mannes, das Haupt der Familie zu sein. Vielleicht war es besser, wenn sie noch ein paar Tage hier in der Pension wohnte – damit sie sich an die neue Situation gewöhnen und ihren Stolz überwinden konnte. Mit der Zeit würde sie sich schon eingewöhnen.
Arthur rieb sich die Augen und gähnte laut und vernehmlich.
Sanft küsste Millicent seine Stirn. „Kleine, müde Jungs müssen jetzt ins Bett.“
Mit ein paar Schritten war Daniel bei ihr. „Ich trage meinen Sohn nach oben.“
Vorsichtig schaute Millicent sich um, ob sie gerade jemand hören konnte. „Das ist nicht nötig.“
„Ich habe gesagt, dass ich es tun werde. Und ich werde es auch tun“, erwiderte er ärgerlich. „Ich habe eine Frau und ein Kind verloren, weil sie die Treppe heruntergefallen sind. Ich möchte nicht noch eine Frau verlieren.“
Erschrocken schnappte Millicent nach Luft. Dann presste sie die Lippen aufeinander, bis nur noch eine dünne Linie sichtbar war. Mit übertriebener Vorsicht legte sie ihm Arthur in den Arm.
Daniel musterte sie aufmerksam. Es war die falsche Zeit und es waren die falschen Worte, ihr das zu sagen, aber wenigstens weiß sie es jetzt. Vielleicht hat sie nun mehr Verständnis für mich.
Ihr Blick folgte seinen Händen, mit denen er Arthur gegen seine Brust drückte. Ohne ein weiteres Wort schlüpfte sie an ihm vorbei und lief die Treppen hinauf.
„Papa?“ Arthur hörte sich so müde an, wie er aussah.
„Schhhh. Papa hält dich fest.“ Er wollte Millicent ein paar Minuten allein lassen, damit sie ihre Fassung wiedergewinnen konnte. Daher ging er mit Arthur auf die Veranda und setzte sich in einen Schaukelstuhl. Unter seinem Gewicht knirschte der Stuhl leise, als er sich setzte. Langsam begann er zu schaukeln. Arthur steckte seinen Daumen in den Mund, zog ihn aber gleich wieder heraus. „Hase.“
„Dein Hase ist oben. Er ...“ Wie würde Millicent das sagen? „ Dein Hase macht oben im Bett Heia.“
Zufrieden mit der Antwort steckte sich Arthur den Daumen wieder in den Mund und lehnte sich gegen Daniels Brust.
Dunkelheit legte sich über die kleine Stadt und der Nachtwächter ging singend durch die Straßen, um die Straßenlampen anzuzünden. Die Veranda knarrte leise unter dem Schaukelstuhl, und Daniel hoffte, dass Arthur bald in seinen Armen einschlafen würde.
Plötzlich richtete sich der Junge auf seinem Schoß wieder auf und rieb sich die Augen. „Heia. Hase.“
Das Abendritual, das Millicent eingeführt hatte, machte es ihm jetzt unmöglich, seinen Sohn zu beruhigen. Er stand auf. Mittlerweile hatte sie bestimmt erkannt, dass er recht gehabt hatte. Mit Arthur auf dem Arm betrat er das Haus und trug ihn die Treppe hinauf. Die Tür stand offen, was nur bedeuten konnte, dass Millicent ihn trotz seiner schroffen Worte verstanden haben musste.
Die Schwestern standen am Fenster und hielten sich tröstend eng umschlungen. Daniel fühlte sich wie ein Eindringling, deshalb überlegte er, ob er nicht einfach den Hasen, die Decke und ein paar Windeln nehmen und das Zimmer wieder verlassen sollte. Arthur konnte heute Nacht bei ihm bleiben.
Doch Millicent sah ihn. Fast unmerklich deutete sie mit dem Kopf auf das Kinderbettchen.
Als er durch das Zimmer auf das Bettchen zuging, wünschte er sich von ganzem Herzen, dass bei ihrer Ankunft im Laden alles geordnet gewesen wäre. Dann wäre alles so viel einfacher gewesen. Arthur löste sich aus seinen Armen und purzelte in das Bettchen. „Heia, Papa. Nacht-nacht.“
„Ja, mein Sohn. Schlaf süß.“ Daniel beugte sich über das Bett, deckte Arthur zu und küsste ihn
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