Ein wunderbarer Liebhaber
„Ich brauche keinen neuen.“
„Anteilseigner, Junge.“ Daniel schob die Karten beiseite. „Wenn Sie Geld machen wollen, müssen Sie es erst streuen. Ein Mann, der so spielt wie Sie, weiß das.“ Seine blassblauen Augen richteten sich auf Justin. „Ich leihe Ihnen das Geld und kaufe mich mit zehn Prozent ein. Wenn Sie schlau sind, behalten Sie sechzig und streuen den Rest.“ Er ließ den Scotch im Glas kreisen, leerte es und grinste. „Sie werden reich werden.“
„Ich weiß.“
Daniels Lachen ließ die Fensterscheibe vibrieren. „Bleiben Sie zum Abendessen“, sagte er und stemmte sich aus dem Sessel.
Justin blieb zum Abendessen und wurde reich. Er nannte sein Hotel „Comanche“ und machte es zu einem der besten Hotel-Casinos in Vegas. Er kaufte ein fast bankrottes Haus in Tahoe und wiederholte seinen Erfolg. Ein Jahrzehnt später besaß er fünf florierende Hotels und Anteile an diversen Unternehmen in den USA und Europa. Seit dem Gespräch im Turmzimmer war er einige dutzend Mal im Haus der MacGregors gewesen, hatte Daniel und Anna in seinen eigenen Hotels empfangen und war mit ihren Söhnen zum Angeln gefahren. Aber die Tochter hatte er nie getroffen.
„Kluges Mädchen“, sagte Daniel hin und wieder. „Kommt leider nicht zur Ruhe. Braucht einen guten Mann – du soll test sie kennen lernen.“
Und Justin hatte sich gegen alle nicht sonderlich diskreten Versuche gewehrt, ihn und Serena MacGregor zusammenzubringen. Jedenfalls hatte er das gedacht…
„Dieser alte Teufel“, murmelte er und zog sich das Hemd über.
Es war Daniel gewesen, der ihn zu der Kreuzfahrt gedrängt hatte. Nichts entspannt einen überarbeiteten Mann so gut wie Seeluft und halb nackte Frauen, hatte er gesagt. Justin hatte gezögert, doch dann war der Brief von Daniel gekommen. Mit den Tickets und der Bitte um eine Kiste zollfreien Scotch.
Also zieht der alte Pirat noch immer seine Fäden, dachte Justin belustigt. Daniel konnte sich denken, dass er seine Zeit im Bordcasino verbringen würde. Lachend knöpfte Justin sich das Hemd zu. Was der Alte wohl sagen würde, wenn er wüsste, dass sein Freund und Geschäftspartner sichgerade erst mit seiner Tochter am Strand gewälzt hatte? Justin fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Daniel MacGregors Tochter. Guter Gott.
Justin nahm sich ein Jackett aus dem Schrank und knallte ihn zu. Der gerissene Kerl hätte es nicht besser verdient gehabt, wenn ich seine Tochter verführt hätte, dachte er. Vielleicht sollte ich ihr für den Rest der Kreuzfahrt aus dem Weg gehen und sie ihm gegenüber mit keinem Wort erwähnen. Der alte Schotte würde durchdrehen. Justin sah in den Spiegel. Ein dunkelhaariger schlanker Mann in Schwarz und Weiß blickte ihm entgegen.
„Und wenn du glaubst, du könntest ihr aus dem Weg gehen, hast du den Verstand verloren“, murmelte er.
Als er das Casino betrat, stand Serena neben einem Monitor und sprach mit ihrem Vorgesetzten. Sie lachte über etwas, das er sagte, und schüttelte den Kopf. Justins Blick wurde misstrauisch, als Dale mit einem Finger über ihre Wange strich. Er wusste, wie die Haut sich anfühlte – weich und kühl. Dale grinste, rückte ihre Fliege gerade und sprach leise auf sie ein. Obwohl Justin seinen Ärger als kleinliche Eifersucht identifizierte, hatte er Mühe, ihn in den Griff zu bekommen. Binnen weniger Tage hatte Serena in ihm Verlangen, Wut und Eifersucht ausgelöst – Emotionen, die er normalerweise im Zaum hielt. Er verfluchte ihren Vater und ging hinüber.
„Serena.“ Er registrierte, wie sie die Schultern straffte, bevor sie sich umdrehte. „Gibst du heute Abend keine Karten?“
„Ich bin gerade aus der Pause gekommen. Ich habe dich gestern Abend nicht gesehen. Ich dachte schon, du wärest über Bord gefallen.“ Serena hörte, wie Dale heftig einatmete, und wandte sich ihm zu. „Dale, dies ist Justin Blade. Als ich am Strand in Nassau seinem Charme widerstanden habe, hat er mich einfach ins Wasser geworfen.“
„Ich verstehe.“ Dale streckte die Hand aus. „Das habe ich noch nie probiert. Hat es funktioniert?“
„Halt den Mund, Dale!“ sagte Serena.
„Sie müssen sie entschuldigen“ meinte Dale zu Justin.
„Das Leben auf See macht einige von uns reizbar. Genießen Sie die Reise, Mr. Blade?“
„Ja.“ Justin warf Serena einen Blick zu. „Bisher war sie ein echtes Erlebnis.“
„Entschuldigt mich“, sagte sie übertrieben höflich. „Ich muss Tony ablösen.“ Sie schenkte den drei Spielern am
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