Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
Oder es verfangen sich kleine Vögel darin und kommen nicht mehr heraus. Sie könnten darin nisten, und ich würde es noch nicht einmal mitbekommen.«
»Du trägst ein Kleid für dreitausend Pfund, Jess. Versuch wenigstens ein Minimum an Wertschätzung an den Tag zu legen, ja?«
Ich spürte, wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich. »Dreitausend Pfund? Ist das dein Ernst? Für dreitausend Pfund kauft man normalerweise ein Auto. Davon könnte ich sechs Monate meine Miete bezahlen. Dreitausend Mäuse?«
Helen schüttelte den Kopf. »So viel kosten Hochzeitskleider nun mal.«
»Ich habe aber keine dreitausend Pfund«, wandte ich kleinlaut ein.
»Nein, aber bald wirst du sie haben«, erklärte Helen und verdrehte die Augen.
»Dafür gebe ich bestimmt keine dreitausend Pfund aus«, verkündete ich schmollend. »Das Teil ist potthässlich.«
»Gut«, gab Helen nach. »Dann probier gleich das nächste.«
Beim nächsten Kleid handelte es sich um eine Kreation, die vielleicht Paris Hilton tragen könnte: ein schmal geschnittenes Etuikleid mit gewagtem Dekolletee und Ausschnitten im Stoff, die den Blick auf einen flachen, gut trainierten Bauch freigeben sollten. Das Problem bei der Sache war nur, dass ich keinen flachen, gut trainierten Bauch hatte. Ich hatte einen Bauch, meinen Bauch eben, und selbst Helen schüttelte den Kopf, kaum dass ich es angezogen hatte.
Als nächstes zog sie ein Exemplar aus Spitze aus dem Stapel, rümpfte jedoch sofort die Nase. »Das hier kostet gerade mal zweihundertfünfzig, und das sieht man ihm auch an«, meinte sie abfällig. »Die Spitze ist bretthart.«
Ich nahm es ihr aus der Hand. »Zweihundertfünfzig Pfund sind kein Pappenstiel, und es fühlt sich überhaupt nicht hart und steif an«, sagte ich verärgert, obwohl ich wusste, dass sie recht hatte, sobald ich es in der Hand hielt. Das Ding fühlte sich nicht richtig an, es kratzte auf der Haut. Ich streifte es mir über den Kopf, und Helen zog den Reißverschluss hoch.
»Sieht ganz okay aus«, sagte sie und zog die Nase kraus. »Was den Schnitt angeht, meine ich. Aber es ist nichts Besonderes. Ich meine, es ist eben ein Kleid. Nicht … du weißt schon … das Kleid.«
Ich betrachtete mein Spiegelbild. Helen hatte recht. Ich sah wie aus dem Versandhauskatalog aus.
»Also gut, mach den Reißverschluss auf«, sagte ich. »Wie viele haben wir noch?«
Helen zählte. »Zehn.«
Sie reichte mir ein anderes Kleid. Dann noch eines, doch keines passte. Entweder wirkte ich zu farblos, oder sie trugen auf oder ließen mich aussehen, als würde ich mich um eine Rolle in einer Pantomime bewerben.
»Ich werde nie etwas finden«, stöhnte ich niedergeschlagen, »vielleicht bin ich einfach nicht der Typ für ein Hochzeitskleid.«
Helen verdrehte die Augen. »So was gibt es nicht.« Sie reichte mir das nächste Kleid, ein Traum aus Seidenorganza, das sich butterweich und zart in meinen Händen anfühlte. Seufzend schlüpfte ich hinein. Es war trägerlos, bis zur Taille schmal und hatte einen Rock mit schrägem Saum.
»Ein schräger Saum steht mir nie im Leben«, erklärte ich abfällig, während sie die Knöpfe schloss. »Das betont meine Hüften nur noch mehr.« Ich trat vor den Spiegel, ohne aufzusehen.
»O Gott.« Helens Augen weiteten sich.
»Was?«, fragte ich besorgt. »Sieht es so schlimm aus?«
»Nicht übel«, meinte sie kopfschüttelnd. »Gar nicht mal so übel.«
Sie drehte mich an den Schultern herum. Ich hob den Kopf und schnappte nach Luft. Es war wunderschön. Es ließ mich wunderschön aussehen. Wie eine richtige Braut.
Der Vorhang wurde zurückgezogen, und Vanessa streckte den Kopf herein. »Oh. O ja. Oh, Sie haben es gefunden«, flüsterte sie. »Oh, wie ich diesen Moment liebe. Es ist nicht so, dass die Braut ihr Hochzeitskleid findet, müssen Sie wissen – nein, das Kleid findet seine Trägerin.«
»O Gott«, wiederholte Helen.
Ich sah mich wieder im Spiegel an. Ich sah absolut unglaublich aus. Wirklich unglaublich. Doch als ich mein Spiegelbild ansah, spürte ich, wie ich blass wurde. Ich begann zu zittern. Es fing mit meinen Händen an. Dann ging es auf meine Arme über, und schließlich begann mein gesamter Körper zu beben.
»Was ist los?«, fragte Vanessa erschrocken. »Was ist denn mit Ihnen?«
Ich fühlte mich hundeelend. So als würde ich gleich ohnmächtig werden. Die Wände kamen immer näher, alles wurde dunkel um mich, bis auf das Bild vor meinen Augen – eine Braut in einem weißen Kleid, so voller
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