Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
Hoffnung, voller Erwartungen. So naiv, so verletzlich.
»Bitte, aufmachen«, flehte ich, während ich am Oberteil herumzuzerren begann. Vanessa kam herbeigeeilt und zog den Reißverschluss auf.
»Ist alles in Ordnung? Soll ich Ihnen ein Glas Wasser holen?«
Ich nickte und streifte erleichtert das Kleid ab. »Wasser«, flüsterte ich. »Wasser wäre gut.«
Vanessa verschwand, und Helen musterte mich besorgt. »Was ist los? Du hast toll darin ausgesehen.«
»Ich… ich weiß auch nicht«, antwortete ich kläglich. Ich stand in Unterwäsche da. Langsam sank ich auf den Boden, zog die Knie an und schlang die Arme darum.
»Du weißt es nicht?«, fragte Helen.
»Ich … was, wenn das alles ein Riesenfehler ist? Ich meine, wenn es nicht funktioniert?«
»Mach dich nicht lächerlich«, erklärte sie. »Du hast nur kalte Füße. Alle haben das kurz davor. Reiß dich einfach zusammen.«
»Okay. Das werde ich. Ich …« Ich spürte, wie sich erneut ein Kloß in meinem Hals bildete.
»Jess?«
Ich versuchte zu lächeln, doch stattdessen kullerten dicke Tränen über meine Wangen.
»Jess, was ist los?«, fragte Helen. »Was hast du denn?«
»Nichts. Ich meine … es geht mir gut. Wirklich.« Ich wischte mir mit dem Handrücken die Tränen ab. »Schließlich heiraten doch jeden Tag irgendwelche Leute, oder? Es ist keine große Sache.«
»Nicht für dich, nein«, erwiderte sie und runzelte die Stirn. »Jess, komm schon, es ist eine finanzielle Transaktion. Und wenn es zwischen euch auch noch gut läuft, dann ist das doch umso besser.«
Ich nickte. »Stimmt. Du hast recht.«
»Außerdem sieht er sehr gut aus«, hob Helen hervor. »Und du hast eine Menge Spaß mit ihm, also läuft doch alles prima, oder nicht?«
»Wohl schon«, stimmte ich zu. »Du findest also nicht, dass eine Hochzeit so wichtig ist?«
»Natürlich nicht«, beruhigte mich Helen. »Nicht für dich.«
»Das sagst du ständig«, meinte ich knapp. »Wieso soll es für mich keine große Sache sein?«
»Weil du nicht an die Ehe glaubst«, antwortete Helen kopfschüttelnd. »Ich meine, du hast doch immer geschworen, dass du deine Unabhängigkeit nie aufgeben würdest. Du hast immer gesagt, du müsstest darauf achten, dass du nicht zu kurz kommst. Und genau das tust du auch, wenn du Anthony jetzt heiratest. Das ist keine Ehe im herkömmlichen Sinne, also musst du sie auch nicht so betrachten. Verstehst du?«
»Ich verstehe«, antwortete ich zögerlich. Helen hatte recht – das hier war keine normale Heirat. All die Dinge, die Max gesagt hatte, waren irrelevant. Ich glaubte sowieso nicht an die wahre Liebe – ich war viel zu clever für diesen Unsinn. Ich musste mich nicht verlieben und versprechen, mit jemandem durch dick und dünn zu gehen, in guten wie in schlechten Tagen, in Krankheit und Gesundheit. Ich brauchte die Gewissheit nicht, dass ich geliebt wurde – von ganzem Herzen und mit allen Schikanen. Wirklich nicht.
»Also ist alles in Ordnung?«, fragte Helen.
Ich schluckte. »Absolut«, antwortete ich – eher um mich selbst zu überzeugen als irgendjemand anderes.
»Und wenn es nicht funktioniert, kannst du dich immer noch scheiden lassen«, fuhr Helen fort, gerade als Vanessa zurückkam.
»Scheidung«, murmelte ich. »Klar.« Mir wurde wieder übel. Scheidung. Meine Großmutter hatte immer gesagt, Scheidung sei nur ein anderes Wort für Versagen. Deshalb sei es besser, gar nicht erst zu heiraten.«
»Scheidung?«, wiederholte Vanessa verwirrt. »Wer lässt sich scheiden?«
»Niemand«, antwortete Helen schnell.
»Ich«, platzte ich heraus, »falls es nicht funktioniert. Falls ich versage und meine Ehe nicht funktioniert.«
»Sie? Versagen? Wie kommen Sie denn auf so was?«, fragte Vanessa.
»Weil es realistisch ist«, antwortete ich tonlos.
»Wissen Sie«, sagte sie und musterte mich, »Hochzeiten können manchmal ziemlich anstrengend sein. Aber Sie werden sehen: Am Ende wird alles gut.«
Ich sah sie zweifelnd an. »Da bin ich mir nicht so sicher.«
»Und ich bin sicher, dass es so schlimm gar nicht ist«, beharrte Vanessa und legte mir die Hand auf die Schulter, ehe sie vor die Stange mit den Kleidern trat, die ich anprobiert hatte. »Jeder hat irgendwann mal Zweifel.«
»Genau«, bestätigte Helen. »Aber du musst aufhören, ständig so viel nachzudenken.«
Ich schüttelte den Kopf. All die vagen Gedanken und Zweifel, die mir im Kopf herumgegeistert waren, erschienen mir plötzlich beängstigend real. »Die Wahrheit ist, dass
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