Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
als zu riskieren, dass Sie sie später anderswo erfahren. Kurz gesagt – wir engagieren uns für Sie. Mit ganzem Einsatz – angefangen von der heutigen Präsentation bis zur Entwicklung Ihrer Marke, sofern Sie uns damit betrauen sollten. An dieser Stelle wandte er sich Chester zu - »was ich aufrichtig hoffe.«
Die Spannung im Raum war förmlich mit Händen greifbar. Alle Augen waren auf Anthony gerichtet. Ich wusste, dass er in Wahrheit rein gar nichts gesagt hatte – zumindest nichts von substanziellem Wert –, aber seine Worte hatten trotzdem gut eingeschlagen. Selbst ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass ich ihn an Chesters Stelle engagieren würde.
Wortlos setzte Anthonoy sich. Niemand sagte etwas.
Sekunden später räusperte sich Chester erwartungsvoll; trotzdem ergriff niemand das Wort. War das Taktik?, fragte ich mich. War das der Versuch, den Kunden zu verunsichern, ihn aufs Glatteis zu führen? In diesem Moment spürte ich einen Tritt gegen meinen Knöchel. Ich fuhr herum und stellte fest, dass Marcia mich finster musterte. »Die Präsentation«, zischte sie. »Du bist dran.«
Meine Augen weiteten sich. Jetzt? Ausgerechnet jetzt musste ich die lausigste Präsentation aller Zeiten halten? Nach dieser Vorlage? Verlegen lächelnd stand ich auf, worauf mir Marcia die Fernbedienung in die Hand drückte.
»Schönen guten Tag«, sagte ich, räusperte mich, gefolgt von einem verzweifelten Husten. Schönen guten Tag? Was war das denn bitte? War ich ein Handlungsreisender aus dem 18. Jahrhundert, dass ich mich so geschwollen ausdrückte?
»Guten Morgen, meine ich«, korrigierte ich mich eilig. »Ich bin Jessica Wild, und ich werde heute einige grundsätzliche Gedanken über unsere Interpretation der Lancierung von Jarvis Private Banking äußern.«
Ich zauberte ein strahlendes Lächeln auf mein Gesicht, um die grauenhafte Angst zu kaschieren, die mir die Knie schlottern ließ.
»Du bist viel zu bescheiden, Jessica«, bemerkte Anthony ermutigend. »Ich bin sicher, du hast mehr als ein paar grundsätzliche Gedanken, an denen du Chester und seine Kollegen teilhaben lassen möchtest.«
Ich wurde blass. »Stimmt. Ja, natürlich.« Schon jetzt verfasste ich im Geiste mein Kündigungsschreiben und fragte mich, welche Alternativen ich hatte.
Zögernd drückte ich eine Taste auf der Fernbedienung, worauf meine Präsentation zum Leben erwachte. Ich hatte vor, so lange wie möglich bei der ersten Seite zu verharren - die mit dem Titel –, weil sie ohne jeden Zweifel die beste von allen war. Wenn sie erst einmal verschwunden war, würde das Schicksal seinen Lauf nehmen.
»Jarvis Private Banking«, verkündete ich so autoritär, wie ich nur konnte. Ich sah zu Max hinüber, der die Akte von Jarvis Private Banking studierte, mit so ernster Miene, dass sich wieder diese konzentrierten kleinen Fältchen um seine Augen legten. Eilig wandte ich den Blick ab und spürte, wie mir der Schweiß ausbrach. Fieberhaft dachte ich daran, was Anthony gesagt hatte, versuchte, mir etwas einfallen zu lassen, wodurch diese Präsentation weniger schlimm als absolut grauenhaft werden könnte. Irgendetwas, um die Situation wenigstens halbwegs zu retten.
»Was … äh, welche Werte assoziieren wir mit Jarvis Private Banking?«, fragte ich schließlich und ließ die Frage für einen Moment im Raum hängen. Alle musterten mich erwartungsvoll, während mir dämmerte, dass ich nicht die leiseste Ahnung hatte, welche Werte das sein könnten. Also beschloss ich, eine weitere Frage nachzulegen.
»Welche Werte sind die zentralsten? Und welche Werte müssen über den neuen Investmentfonds transportiert werden?«
Mittlerweile glühte ich endgültig. Ich hob die Hand und wischte mir die Schweißperlen von der Stirn. »Qualität«, presste ich mühsam hervor, »Qualität und … Exklusivität.«
Ich warf dem leicht verdattert wirkenden Chester einen Blick zu.
»Qualität, Exklusivität und … Luxus«, schloss ich. »Luxusprodukte, Luxusservice. Für all jene, die sich … Luxus wünschen.«
Ich lächelte, aber es war kein frohes Lächeln. Sondern Ausdruck reiner Verzweiflung.
Und dann bemerkte ich Marcias Mund. Sie feixte. Kein Zweifel. Als sie meinen Blick auffing, wurde ihre Miene schlagartig wieder ernst, aber mir war nicht entgangen, wie sich ihre Mundwinkel gehoben hatten. Sie fand das alles furchtbar witzig. Für sie war es ein Riesenspaß, mich hier stehen zu sehen und zu beobachten, wie ich mich zum Narren machte.
Ich drückte
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