Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
auf die Enter-Taste der Fernbedienung und rief die zweite Seite auf.
Wichtigste Person : Chester Rydall, Vorstand
Was wir über ihn wissen : New Yorker, smart, Sinn für Luxus
Chester sah mich an, als erwarte er, dass ich ihm die Pointe gleich verriet, weil er den Witz der Präsentation offenkundig nicht verstand.
»Der Grund, weshalb diese Seite hier so wichtig ist«, fuhr ich fort und zwang mich, Chester ernst anzusehen, »ist folgender: Sie sind das Gesicht der Marke, und damit werden Sie und das, was Sie verkörpern, automatisch selbst zur Marke. Wenn wir Sie verstehen, verstehen wir auch die Marke und umgekehrt. Und wenn ich wir sage, meine ich nicht nur Milton Advertising, sondern die ganze Welt.« Ich spürte, wie ich mit jeder Sekunde mehr zu glühen begann. Alle Blicke waren auf mich gerichtet, nur leider nicht in positiver Weise.
Chester lächelte, und ich räusperte mich erneut. Es gab kein Zurück. Mir blieb nur noch eine Möglichkeit: Augen zu und durch.
Eilig rief ich die nächste Seite auf.
Investmentfonds für Frauen »Und hier«, sagte ich, »ist das Konzept, das wir heute diskutieren wollen. Ein Investmentfonds für Frauen. Denken wir einen Moment lang darüber nach, ja?«
Alle starrten mich ausdruckslos an. Es war wie einer dieser Albträume, in dem man mitten in einer Prüfung steht und sich die Fragen ändern, sobald man sie beantwortet hat. Oder wenn man beim Schulball auftaucht, nur um festzustellen, dass man vergessen hat, sich etwas anzuziehen.
»Also«, fuhr ich, mittlerweile am Rand der Verzweiflung, fort, während ich mir einige der Zahlen und Fakten aus der Mappe von Jarvis ins Gedächtnis rief, »es gibt ungefähr eine Million Investmentfonds. Wahrscheinlich sogar noch mehr. Es gibt sie wie Sand am Meer. Und Investmentfonds sind nicht gerade das, was man als wahnsinnig spannend bezeichnen würde, oder? Aber ein Investmentfonds für Frauen? Das ist etwas anderes. Etwas Besonderes. Das ist … wagemutig. Innovativ. Das sprengt Grenzen.«
Aus Marcias Richtung ertönte ein Schnauben. Ich kochte vor Wut. Während ich mich innerlich wappnete, ging ich zu Seite vier über.
Üblicher Markt für Investmentfonds :
Weltgewandte Investoren mit hohem Einkommen
Es war nicht viel, aber wenigstens standen auf dieser Seite mehr als vier Worte. Langsam las ich sie vor. Und dabei hatte ich lediglich Helens Stimme im Ohr, die mir sagte, was für ein heißes Babe ich war. Ein heißes Babe? Gott, ich wünschte, ich wäre heute Morgen nicht zur Arbeit erschienen. Während ich duldsam vor dem Spiegel gestanden hatte und Helen sich das Hirn zermarterte, welche ihrer zahllosen Handtaschen ich mitnehmen sollte, hatte das Schicksal in Wahrheit bereits meinen Untergang geplant. Ehrlich gesagt waren Handtaschen sogar in gewisser Weise der rote Faden, der sich durch diese Horrorgeschichte zog: auf Marcias Einkaufsliste standen mindestens drei Stück.
»Also«, sagte ich zögerlich, während mir die erste Regel wieder einfiel, die Max mir über Werbung gesagt hatte: die Kunden erwarten grundsätzlich, dass du die Antworten weißt, obwohl sie in Wahrheit diejenigen sind, die sie haben, also stell ihnen Fragen, denn irgendwann wird einer damit rausrücken. »Wie viele Leute in diesem Raum haben schon einmal Geld in Investmentfonds gesteckt?«
Langsam hoben Chester und seine zwei Kollegen die Hände, ebenso wie Anthony und Max.
Schätzungsweise blieben mir zwanzig Sekunden, bevor sie den Sicherheitsdienst riefen.
»Tja, das ist sehr interessant«, fuhr ich fort und holte tief Luft. »Alle Männer hier im Raum. Alles Besserverdiener …« Ich errötete zart, da ich nicht genau sagen konnte, ob es schlau gewesen war, an diesem Punkt das Gehalt unseres potenziellen Kunden ins Spiel zu bringen.
Ich fing Anthonys Blick auf, der fragend eine Braue hob, worauf sich die Röte auf meinem Gesicht noch vertiefte.
Eilig ging ich zur nächsten Seite über.
Farben? Logo?
Hell, nicht billig, nicht schickimicki.
Ich starrte die Worte an, spürte, wie mir sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich. Es war vorbei. Endgültig vorbei. Langsam schaltete ich den Projektor aus. Ich würde eine Entschuldigung vorbringen und aufgeben müssen. Ich hatte nichts zu sagen, keine Strategie zu präsentieren.
Ich nahm meine Handtasche – Helens Handtasche –, wohl wissend, dass mich alle anstarrten, dass meine Kar riere bei Milton Advertising in wenigen Sekunden beendet wäre. Und was Projekt Hochzeit anging – es würde schon
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