Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
rief ich wie aus der Pistole geschossen. »Es war doch nicht deine Schuld. Ich bin halb auf der Straße gegangen.«
»Du bist wirklich toll«, meinte er lächelnd. »So, so, in Soho unterwegs gewesen, was? Heißt das, du wohnst in der Innenstadt, oder ist Soho einfach nur dein Freitagabend-Jagdrevier?«
»Mein Jagdrevier?« Ich sah ihn verblüfft an, ehe ich mich zu einem Lächeln zwang. »Es ist das Jagdrevier meiner Mitbewohnerin. Wir wohnen in Islington.«
»Islington!« Anthony nickte nachdenklich. »Da gibt es eine Menge netter Bars. In diese Ecke wollte ich immer schon mal.«
»Es ist wirklich nett dort«, stimmte ich zu. »Wenn man die Atmosphäre mag.«
»Und welche wäre das?«
Die Röte auf meinem Gesicht wurde eine Spur tiefer. In seiner Stimme lag ein flirtender Unterton, und ich kam mir vor wie ein Schulmädchen. Wenn er jetzt einen albernen Witz erzählen würde, bekäme ich bestimmt einen Lachkrampf. »Oh, na ja, es ist eben sehr viel los dort. Viele Leute.«
»Ich liebe es, wenn viele Leute unterwegs sind«, meinte er Anthony verschmitzt lächelnd. »Du nicht?«
»Klar.« Ich nickte. »Ich meine, in Maßen …«
Der Kellner brachte die Rechnung, die Anthony einen Moment lang betrachtete. »Weißt du was?«, sagte er dann mit einem verschwörerischen Funkeln in den Augen.
»Was?«
»Ich amüsiere mich gerade so gut. Was hältst du davon, wenn wir uns einfach noch eine Flasche bestellen? Wir könnten hier sitzen und reden, ich würde eine Zigarette dabei rauchen, und du könntest mir von den Leuten in Islington erzählen.«
»Noch mehr Wein?«, fragte ich mit aufgerissenen Augen. »O nein. Nein. Ich kann nicht. Ich meine, ich habe jetzt schon viel zu viel getrunken. Und um zwei habe ich einen Termin mit Max, um meinen Projektplan mit ihm zu besprechen. Ehrlich gesagt sollte ich zusehen, dass ich wieder ins Büro komme.«
»Max?« Anthony hob eine Braue. »Max kann warten. Schließlich gibt es Wichtigeres im Leben als Arbeit. Es ist ein Geheimnis, das nur wenige kennen, Jessica Wild, dass die Leute, die am härtesten arbeiten, meistens am Ende für Leute arbeiten, die wissen, wie man sich amüsiert.«
»Ach so?«
»Ich bin der lebende Beweis dafür«, fuhr Anthony fort. »Also, noch ein bisschen Wein? Vertrau mir, das ist der bessere Schachzug, um die Karriere voranzutreiben, als in Max' Büro zu sitzen und über die Details deines Plans zu reden.«
Ich sah ihn an und biss mir auf die Lippe. Ich wusste, dass ich gehen sollte, dass Max auf mich wartete. Andererseits - wäre es so schlimm, ihn ein bisschen warten zu lassen? Ständig arbeitete ich nur. Und jetzt war ich mit Anthony Milton hier. Ich amüsierte mich. Und ich wollte nicht, dass es aufhörte.
»Noch ein bisschen Wein«, sagte ich und spürte den Kick, ausnahmsweise einmal nicht brav zu sein. »Gute Entscheidung«, lobte Anthony und gab dem Sommelier ein Zeichen.
Kapitel 13
Max verließ gerade sein Büro, als Anthony und ich in die Agentur zurückgetaumelt kamen. Soweit ich mich erinnern kann, bin ich noch nie irgendwohin getaumelt, aber es bestand kein Zweifel: Mit gesenkten Köpfen und aus unerfindlichen Gründen ununterbrochen kichernd, durchquerten wir die Lobby. Mir wurde bewusst, dass ich in den letzten Jahren viel zu ernst geworden war. Ich musste dringend ein bisschen lockerer werden. Leute kennen zu lernen machte einen Heidenspaß. Flirten machte einen Heidenspaß. Und am helllichten Tag Alkohol zu trinken, machte ebenfalls einen Heidenspaß.
»Und wie war das Mittagessen?«, erkundigte sich Max. Der Anflug eines schlechten Gewissens keimte in mir auf. Anthony winkte uns kurz zu und verschwand in seinem Büro.
»Mittagessen? Gut. Gut war es.« Ich nuschelte leicht und strahlte Max an. Sein Haar war zerzaust – wie immer um diese Uhrzeit, weil er grundsätzlich mit den Händen durchfuhr, wenn er sich konzentrierte und es von einer Seite auf die andere strich, so dass es fast senkrecht in die Höhe stand. Er trug ein gestreiftes Hemd und einen marineblauen Pulli mit V-Ausschnitt, der seine breiten Schultern wirklich vorteilhaft zur Geltung brache. Ich überlegte kurz, ob ich ihn auf diesen Umstand aufmerksam machen sollte, entschied mich jedoch dagegen. Max war auch viel zu ernsthaft, dachte ich.
»Klar«, sagte er. »Aber ich dachte, dass wir um zwei einen Termin hatten.«
Ich nickte vage. Am liebsten hätte ich die Hand ausgestreckt und sein Haar glatt gestrichen, um zu sehen, auf welcher Seite es besser aussah,
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