Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
schoss es mir durch den Kopf. Ich sollte die Interessierte mimen, dann würde er sich geschmeichelt fühlen und alles andere vergessen – Konzepte und wovon er auch immer sonst noch redete.
»Das Konzept. Und die Recherche. Jess, was ist denn nur los mit dir? Das ist dein Account. Ist dir überhaupt klar, wie wichtig all das ist? Für uns und für dich?«
»Absolut«, antwortete ich. Er sah gereizt aus, ja, sogar regelrecht verärgert. Vielleicht sollte ich ihm ja doch ein paar Fragen stellen. Vielleicht musste ich ein wenig meinen Jessica-Wiiiild-Charme spielen lassen. »Ich freue mich einfach nur, weil es genau das ist, worüber ich mit dir reden wollte.« Ich lächelte und schmollte so gut ich nur konnte. »Über die optische Umsetzung und das Konzept. Übrigens hat Anthony mir vorhin erzählt, wie ihr beide die Agentur auf die Beine gestellt habt. Das klingt absolut irre. Du bist so talentiert, Max. Weißt du was? Ich würde gern noch deine Version der Geschichte hören.«
»Was?« Max starrte mich verblüfft an.
»Deine Version. Davon, wie ihr die Firma gegründet habt. Du weißt schon, allen Widerständen zum Trotz, nach Fish & Chips stinkend, während ihr die Klienten an Land gezogen habt …«
»Na ja, aus deinem Mund klingt das natürlich sehr romantisch, aber in Wahrheit war es ein hartes Stück Arbeit.«
»Harte Arbeit und die Aufgabe, ein paar Prostituierte zu irgendwelchen Gefallen zu bewegen«, sagte ich und lächelte mit einem, wie ich hoffte, verschmitzten Funkeln in den Augen.
»Prostituierte wozu bewegen?«, fragte Max. »Soweit ich weiß, gab es keine Prostituierten, die irgendjemandem Gefallen getan haben.«
»Nein, nicht ihr, sondern der Kerl, der euch verklagen wollte.« Ich verdrehte die Augen. »Anthony hat mir alles darüber erzählt.«
»Hat er?«, bemerkte Max süffisant. »Tja, dann hätte er dir ebenso gut erzählen können, dass sich das Mädchen leider geirrt hat. Dass wir herausgefunden haben, dass sie jemand anderen gemeint hat. Und dass der Termin mit dem richtigen Mann folglich eine der dunkelsten Stunden in der Geschichte von Milton Advertising war.«
Ich runzelte die Stirn. »Das hat er nicht erzählt, nein.«
»Tja, das konnte er auch nicht, denn das hätte ja seine ganze tolle Geschichte versaut.« Max verdrehte die Augen. »Aber lass uns nicht vom Thema abschweifen. Ich glaube, du warst gerade bei der Recherche und dem Konzept für unser Projekt Handtasche .«
»War ich?«
»Ja, warst du. Also?«
»Also.« Verärgert stellte ich fest, dass keine von Ivanas Taktiken bei Max Wirkung zeigte. »Also, ich habe mir das Konzept eben als Ganzes vorgenommen. Du weißt schon, die Vorgaben für die Recherchen überlegt …«
»Als Ganzes.« Max sah skeptisch aus.
»Ja«, gab ich trotzig zurück. »Ich meine, ich habe über das größere Bild nachgedacht. Du weißt schon, die wesentlichen Faktoren.«
»Und die wären?«
Unbehaglich verlagerte ich das Gewicht auf meinem Stuhl und zog meine Strickjacke aus, während sich schlagartig meine Blase wieder meldete.
»Es sind die Schlüsselelemente dieser Kampagne«, brachte ich zögerlich hervor.
»Ich hatte mir ein paar mehr Details erhofft«, meinte Max und kniff die Augen zusammen. Seine Frustration war unüberhörbar.
»Details?« Ich schlug die Beine übereinander. »Was für Details?«
Max stand auf. »Okay, ich weiß nicht, was hier läuft, aber ich weiß, dass wir definitiv nicht weiterkommen. Wie wär's, wenn ich dir sage, was meiner Meinung nach die Kernpunkte sind, und du mir dann sagst, ob du das genauso siehst.«
»Tolle Idee.« Ich biss mir auf die Lippe und bemühte mich, mich auf seine Worte zu konzentrieren.
»Okay.« Max' Miene wurde ernst. »Also, wir müssen umfassende Recherchen anstellen. Ganz allgemein, aber vielleicht auch mit ein oder zwei Kerngruppen. Wir müssen exakt festlegen, wie das Verhältnis zwischen Print- und Web-Werbung sein soll, ob wir auf direkte Ergebnisse fokussieren oder ob wir die Steigerung des Markenbekanntheitsgrades in den Mittelpunkt stellen wollen. Die Parameter des Logos, vorgezogene Aufnahme …« Während Max weitersprach, ertappte ich mich dabei, wie ich wieder und wieder bis zehn zählte in der inbrünstigen Hoffnung, die Zeit möge schnell vergehen.
»Der Schlüssel ist … die Leute dazu zu bringen, sich zum Kauf zu verpflichten, stimmt's?«, erklärte er schließlich. Ich nickte unsicher. Mittlerweile war meine Stirn mit winzigen Schweißperlen
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