Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
zurück. »Du wolltest es ja nicht anders. Also: Wir haben vor etwa zehn Jahren angefangen. Aber das weißt du ja bestimmt. Was du vielleicht nicht weißt, ist, dass das Büro von Milton Advertising in den ersten drei Monaten über einer Fish&Chips-Bude war.«
»Über einer Fish&Chips-Bude?«
»Wir haben fürchterlich gestunken. Vor jeder Präsentation mussten wir unsere Anzüge auslüften, damit wir nicht nach altem Öl müffelten.«
Ich lachte. Der Wein wurde serviert, und Anthony erzählte weiter.
»Max und ich arbeiteten für konkurrierende Firmen, haben aber beide eine neue Herausforderung gesucht. Wir haben so viele Kunden wie möglich beschwatzt, mit uns zu kommen, sind über der Frittenbude einzogen und haben versucht, genug Geld zu verdienen, um davon leben zu können. Wir haben großen Wert darauf gelegt, uns als Werber zu verkaufen, die das, was sie machen, auch ernst nehmen. Unsere Klienten zu vertreten, aber auf eine seriöse Art, indem wir auf ihre Bedürfnisse eingehen und alles richtig machen, bis ins letzte Detail.«
»Du meinst Dinge wie Grammatik und so«, meinte ich.
»Grammatik?« Er sah mich leicht verunsichert an.
»Ja, korrekte Grammatik«, erklärte ich ernsthaft. »Vor etwa einem Monat stand ein Artikel in der Advertising Today darüber, wie viele Grammatikfehler man heutzutage in Anzeigen findet. Dass Apostrophe falsch gesetzt werden oder die Leute größer wie statt größer als schreiben.«
»Genau!« Anthony knallte sein Glas auf den Tisch. »Ganz genau, Jess. Grammatik. Details. Die Dinge hundertprozentig genau richtig machen. Hundertzehnprozentig. Umwege in Kauf nehmen.«
»Und deine Strategie ist aufgegangen.«
»Allerdings. Ich würde sagen, unser Portfolio spricht für uns. Wir sind gewachsen, Stück für Stück, und innerhalb kürzester Zeit hatten wir ein anständiges Büro neben einem Bordell in Soho.«
»Neben einem Bordell?« Ich riss die Augen auf, als mir Ivanas Anweisung wieder einfiel. »Ich meine, das ist ja Wahnsinn!«
»Das war es, das kann man wohl sagen.« Anthony grinste. »Wir hatten eine Menge Spaß mit den Mädels. Und dass sie da waren, hat sich als Vorteil für uns erwiesen. Einer meiner ehemaligen Kollegen hat gedroht, uns zu verklagen, weil wir Kunden abgeworben haben. War eine knifflige Situation. So lange, bis wir … na ja, herausgefunden haben, dass er Stammgast in besagtem Etablissement war. Als ich ihm klargemacht habe, dass ich Bescheid weiß … nun ja, hatte sich das Problem erledigt.«
»Das gibt's nicht!«
»Doch. Ich sage dir, das waren Zeiten. Blankes Adrenalin, jeden Tag. Friss oder Stirb , das war das Motto bei jeder Präsentation.«
»Du hast dich gut geschlagen«, erklärte ich und spürte, wie sich der Wein warm in meinem Magen ausbreitete. »Inzwischen führst du eine der Londoner Top-Agenturen.«
Anthony lächelte. »Allerdings.«
Unser Essen wurde serviert, und während wir aßen und tranken, erzählte Anthony, wie er die Firma weiter vorangetrieben hatte, wie sie die wichtigsten Kunden an Land gezogen hatten und so erfolgreich geworden waren. Am Ende hatte ich das Gefühl, dass es sich wie das Natürlichste auf der Welt anfühlte, an seinen Lippen zu hängen, und mit jedem Ohh und Ahh, das aus meinem Mund kam, schien ich mich mehr zu entspannen und Spaß an der Unterhaltung zu haben. Mir war warm und wohlig, und dann dieses hinreißende Zwinkern in Anthonys blauen Augen, wann immer er mich ansah.
»Das ist alles so beeindruckend«, schwärmte ich, als unsere Teller abgeräumt wurden. »Ich meine, so viele Leute reden davon, ihr eigenes Geschäft zu eröffnen, aber so wenige tun es auch.«
»Du bist wirklich nett.« Anthony zuckte die Achseln und sah mich an. »Weißt du, es macht echt Spaß, sich mit dir zu unterhalten, Jess. Du bist ein interessanter Mensch. Und du hast Qualitäten, die man nicht auf den ersten Blick sieht.«
»Habe ich das?« Ich lächelte verschämt und überlegte kurz, ob ich sagen sollte, dass ich bei diesem Mittagessen bislang nichts von mir gegeben hatte, was als qualitativ anspruchsvoll bezeichnet werden könnte, besann mich jedoch eines Besseren.
»Ja, hast du.« Er sah mir eine Sekunde länger in die Augen, als es unbedingt notwendig gewesen wäre, was mich leicht zum Erröten brachte. Dann verlangte er die Rechnung und strahlte mich an. »Also, noch mal danke, dass du mir das mit Freitagabend nicht nachträgst. Mein Benehmen war unmöglich, und es tut mir aufrichtig leid.«
»O nein!«,
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