Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
interessiert. »Um herauszufinden, wie es sich so entwickelt?«
Anthony schüttelte den Kopf. »Ich bin immer nur so lange mit ihnen zusammen geblieben, wie es mir richtig erschien. Wieso muss man sich immer gleich fest binden? Wider besseres Wissen und Gewissen? Würdest du das gern, Jessica?«
»Mich binden? Ich … o nein, ich meine, ich …« Ich lächelte und spürte, wie ich rot wurde. Ich hatte mein ganzes Leben damit zugebracht, einer Bindung aus dem Weg zu gehen in dem festen Glauben, dass ich sowieso nie heiraten würde.
Er musterte mich eindringlich und nahm meine Hand. »Würdest du dich an jemanden binden, von dem du weißt, dass er nicht perfekt ist? Oder würdest du nicht lieber doch warten, bis der Richtige kommt?«
Ich schluckte. »Oh, ich glaube, ich würde auch warten.« Meine Brust fühlte sich mit einem Mal ganz eng an. Er sah so unglaublich gut aus. Nicht, dass ich mich von einem hübschen Gesicht in die Knie zwingen lassen würde. Für so etwas war ich eine viel zu starke Persönlichkeit. Ich flirtete nur, so wie ich es Helen versprochen hatte.
Anthony grinste und ließ meine Hand los. »Genau das meine ich. Die Leute sehen mich und behaupten gleich, ich sei ein Schürzenjäger. Aber gerade das bin ich nicht – ich bin ein unverbesserlicher Romantiker. Alles, was ich mir wünsche, ist, dass die Richtige kommt.«
»Wirklich?« Meine Neugier war geweckt. »Du bist also nicht nur auf der Suche nach einem Abenteuer?«
Die Rechnung wurde gebracht. Anthony zückte ohne Umschweife seine Kreditkarte und hob die Hand, als ich Anstalten machte, die Hälfte zu bezahlen.
»Auf keinen Fall«, sagte er und sah mir in die Augen. Als der Kellner außer Hörweite war, gestand er leise: »Weißt du, ich will doch einfach nur, was alle wollen. Jemand Besonderes, den ich lieben darf. Ist das naiv?«
»Ich weiß es nicht. Ich meine, äh, nein, nein, ganz und gar nicht«, antwortete ich zögerlich. Natürlich ist es naiv, dachte ich. Unverbesserlich naiv sogar. Zumindest glaubte ich das … ich gab mir im Geiste einen Tritt. Natürlich war es naiv. Ich ließ mich viel zu sehr von ihm einwickeln. Die Vorstellung, da draußen könnte jemand ganz Besonderes herumlaufen, der nur auf einen wartet, war bei nüchterner Betrachtung doch völlig schwachsinnig. Auf Vorstellungen wie dieser bauten Leute ihr Leben auf und fragten sich Jahre später, wieso sie so bitter enttäuscht worden waren.
»Ich auch.« Anthony lächelte. »Auch wenn ich sicher bin, dass mich so mancher Therapeut als hoffnungslosen Fall einstufen würde. Weil ich versuche, einen Ersatz für die Liebe meiner alten Mutter zu finden.«
»Deiner alten Mutter?«
»Toten Mutter.«
Meine Augen weiteten sich. »Gott, das tut mir leid. Das wusste ich nicht.«
Anthony zuckte die Achseln. »Woher auch? Halb so wild. Meine Eltern sind schon vor einiger Zeit gestorben. Ehrlich gesagt haben wir uns nicht sonderlich nahegestanden.«
»Nein?«
Anthony schüttelte den Kopf. »Sie waren beide sehr ehrgeizig. Und fanden, dass ich mehr aus mir machen sollte.«
»Mehr?«, wiederholte ich ungläubig. »Aber du bist doch so erfolgreich.«
»Das ist sehr nett von dir«, sagte Anthony nachdenklich. »Aber leider haben sie den Aufstieg von Milton Advertising nicht mehr erlebt. Sie … sie waren schon Jahre vorher gestorben.«
Ich nickte langsam. Mit einem Mal spürte ich eine Verbundenheit mit Anthony, als bestünde auf einer bestimmten Ebene ein tiefes Verständnis zwischen ihm und mir.
»Meine Eltern sind auch gestorben«, sagte ich leise. »Zumindest meine Mutter. Als ich noch klein war. Meinen … meinen Vater habe ich nie kennen gelernt.«
»Wirklich?« Ein mitfühlender Ausdruck trat in Anthonys Augen. »Du Arme. Arme, arme Jess.«
Ich spürte einen Kloß im Hals. »Nicht arm«, wehrte ich eilig ab. »Meine Großmutter hat mich großgezogen. Eigentlich war es ganz nett bei ihr. Ich hatte großes Glück.«
»Wie ist sie gestorben? Deine Mutter, meine ich.«
»Autounfall«, antwortete ich leise. »Ein Lastwagen hat sie auf der Autobahn gerammt. Sie hatte keine Chance, hat meine Großmutter gesagt.«
Anthony nickte mit ernster Miene. »Das tut mir aufrichtig leid, Jess. Das ist entsetzlich.«
»Wohl schon«, bestätigte ich errötend.
»Und was ist mit der Liebe? Hast du schon den Richtigen gefunden, Jessica Wild?«
Plötzlich wurde ich furchtbar verlegen. Hilflos zuckte ich die Achseln und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Das war viel zu
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