Ein zauberhafter Liebesschwindel - The Importance of being Married / 01 The Wild Trilogy
sein anderer Arm von der Lehne des Rücksitzes und berührte meine Schulter, bevor er ihn um mich legte und mich näher zu sich hinzog. Ehe ich mich's versah, spürte ich seine Lippen auf meinem Mund, während sich seine Arme noch enger um mich schlossen und ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren konnte als weiter aus- und einzuatmen.
In diesem Moment blieb das Taxi stehen, und Anthony löste sich zu meiner Bestürzung von mir.
»Wir sind da«, flüsterte er. »Lass mich mit nach oben kommen.«
»Nach oben?«
»Nach oben«, bestätigte er, zog mich wieder in seine Arme und küsste mich. »Ich will nicht gehen.«
»Du … willst nicht gehen?« Überrascht hob ich eine Braue.
»Nein, auf keinen Fall.«
Das war keine gute Idee. Ich wusste, dass es keine gute Idee war. Ich war nicht eine von der Sorte. Absolut nicht. Ich würde Nein sagen. Das war die einzige vernünftige Antwort.
Das Problem war nur, dass mir der Sinn überhaupt nicht nach Vernunft stand. Noch nie im Leben hatte ich mich unvernünftiger gefühlt.
»Vielleicht auf eine Tasse Kaffee …«
»Kaffee. Ja …« Anthony grinste. Mit einer einzigen Bewegung hatte er den Taxifahrer bezahlt, war aus dem Wagen gestiegen, hatte die Tür zugeschlagen und ihm zu verstehen gegeben, dass er schleunigst losfahren solle.
Am Ende tranken wir keinen Kaffee. Offen gestanden kamen wir nicht einmal in die Nähe der Küche. Stattdessen gingen wir geradewegs in mein Zimmer. Und meine Kleider behielt ich auch nicht lange an. Genauso wenig wie Anthony. Auf einmal war ich tatsächlich Jessica Wild – und zwar nicht nur dem Namen nach. Anthony Milton küsste mich, und ich erwiderte seine Küsse, als wäre es das Normalste auf der Welt. Unabhängigkeit war eine feine Sache, begehrt zu werden hingegen besaß echtes Suchtpotenzial.
»Wow«, sagte Anthony etwa eine Stunde später, zog eine Schachtel Zigaretten heraus und bot mir eine an, die ich jedoch ablehnte. Er zündete sich eine an und ließ mit einem Seufzer den Rauch entweichen. »Wow, das war echt wahnsinnig.«
»Wahnsinnig?« Nervös biss ich mir auf die Lippe. Wa hnsinnig gut oder wahnsinnig schlecht ?
»Allerdings. Und wenn ich mir vorstelle, dass du mich wegschicken wolltest …« Anthony schüttelte den Kopf.
»Also … hat es dir gefallen?«, fragte ich vorsichtig.
Anthony lachte. »Du machst mich echt irre, Jessica Wild«, sagte er. »Natürlich hat es mir gefallen. Für mich bist du einer der undurchsichtigsten Menschen, denen ich je begegnet bin.«
»Und das ist gut?« Ich wünschte, ich wäre nicht plötzlich so unsicher, würde mich nicht so verletzlich fühlen. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie solchen Sex ge habt. Es war unglaublich gewesen, wie im Film oder wie es in Romanen immer beschrieben wird – leidenschaftlich und aufregend statt (wie sonst immer) irgendwie enttäuschend. Doch nun hörte ich nur Omas Stimme. Niemand liebt ein Flittchen , hatte sie immer zu mir gesagt, wenn ich ihr von der ersten großen Liebe meiner Schulkameradinnen erzählt oder ganz vorsichtig den Wunsch geäußert hatte, mich mit einem Jungen zu verabreden. »Sieh dir an, was aus deiner Mutter geworden ist, wenn du mir nicht glaubst. Geschwängert und im Stich gelassen. Kein Wunder, dass sie nicht klargekommen ist. Wahrscheinlich ist sie mit Absicht in diesen Laster gefahren.« Ich hasste es, wenn sie das sagte. Diese Andeutung, meine Mutter hätte mich absichtlich allein zurückgelassen. Trotzdem hatte sie recht. Mit Flittchen nahm es meist ein böses Ende.
»Sehr gut.« Anthony beugte sich herüber und küsste mich, ehe er eine weitere Zigarette herauszog und sie anzündete. Ich rümpfte die Nase und unterdrückte einen Hustenanfall, während ich mich an seine Brust schmiegte. Es gab keinen Grund, mich verletzlich zu fühlen, sagte ich mir. Oma hatte sich geirrt. Sie war eine verbitterte alte Frau gewesen, die nicht wusste, wovon sie redete.
»Ich habe mich heute Abend prächtig amüsiert«, sagte Anthony leise.
»Ich mich auch«, flüsterte ich.
Anthony nahm einen Zug von seiner Zigarette und strich mir übers Haar. Ich gestattete mir, mich an ihn zu schmiegen und meine Hand über seine Brust und seinen flachen Bauch wandern zu lassen. Anthony Miltons flachen Bauch. Würde ich nicht hier liegen und es selbst erleben, würde ich es in hundert Jahren nicht glauben.
»Wo ist das Badezimmer?«, fragte er. »Am Ende des Flurs?«
Ich nickte und wünschte, er möge nicht gehen. Am liebsten wäre ich
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