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Ein Zirkus für die Sterne

Ein Zirkus für die Sterne

Titel: Ein Zirkus für die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry B. Longyear
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einige Verletzungen des Kinder-Export-Statuts.«
    Nach dem Ende der Nachmittagsvorstellung kam Tyli, noch ganz geblendet und mit klingenden Ohren, aus dem Haupteingang des Spielzeltes. Emile zupfte sie am Ärmel. »Los, Tyli, wir müssen uns auf den Rückweg machen.«
    Sie runzelte die Stirn und schaute ihren Freund an. »Was? Ich hab’ nicht zugehört.«
    »Wir müssen zurück. Alle Kinder gehen nach Hause.«
    »Kann sein. Aber war das nicht toll?« seufzte sie.
    »Tyli!« Beim Klang der Stimme ihres Onkels Chaine erstarrte Tyli. Sie sah ihn beim Eingang auftauchen, das Gesicht hochrot und vor Ärger verzerrt.
    »Diesmal bringst du mich besser um, Onkel Chaine, denn wenn du’s nicht tust, bring’ ich dich um!«
    Ihre Stimme war kalt und ruhig. Chaines Hand zitterte einen Augenblick, dann ballte er sie zur Faust und ließ sie sinken. »Du undankbares Balg! Wegzulaufen, ohne deine Arbeit zu machen, und das, nachdem Diva und ich dich aufgenommen, für dich gesorgt und dir Kleider umgehängt haben …«
    Tyli hielt ihre schwieligen Hände hin. »Sieh sie dir an, Onkel! Ich habe für alles, was ich von euch bekommen habe, hundertmal mehr bezahlt. Ich habe nicht darum gebeten, auf der Adoptionsliste ausgesucht zu werden und auf eurer Farm Sklavendienste verrichten zu müssen.« Tränen quollen aus ihren Augen. »Ich habe meine Eltern nicht darum gebeten, in eurer dämlichen Revolution zu sterben!«
    Chaine griff sie beim Arm und drehte sie zum Ausgang hin. »Glaubst du, jeder würde ein Balg wie dich adoptieren? Und das bei deinem Alter?« Sie kamen aus dem Geschiebe der Menge heraus, und Chaine spie auf den Boden. »Umbringen willst du mich? Der einzige Grund, weswegen ich dich nicht auf der Stelle durchgeprügelt habe, waren die vielen Leute. Aber wenn ich dich nach Hause bringe …« Heftig schüttelte er ihren Arm und drückte hart zu. Tyli biß sich auf die Lippe, um nicht laut aufzuweinen.
    »Ich schwöre, Onkel, wenn du mich noch einmal schlägst, bringe ich dich um.« Die Worte stürzten unter ihren Tränen hervor: »Ich schwör’s, Onkel!«
    Chaines Augen wurden schmal. »Was, du …« Er spürte, wie sich eine sehr schwere Hand auf seine Schulter legte. »Was?« Die Hand drehte ihn um, und Chaine blickte auf das Kinn eines menschlichen Berges. Tyli schlug die Hände vor das Gesicht, um ihre tränenverschmierten Wangen zu verbergen. Der große Mann lachte.
    »Aber, Herzblatt, sei nicht so schüchtern, stell mich deinem Freund vor!«
    Tyli schnüffelte und deutete mit dem Kopf auf Chaine. »Das ist mein Onkel Chaine – nicht wirklich mein Onkel. Er …« Sie wimmerte unter Chaines Griff. »Er ist mein Vormund. Onkel, das ist Entenfuß Tarzak. Er ist der Zeltboß dieser Show.«
    Chaine nickte kurz. »Woher kennen Sie Tyli?«
    Entenfuß lächelte. »Wieso, Herzblatt hat heute morgen eine Raupe für mich gefahren, um eine Freikarte für die Nachmittagsvorstellung zu kriegen.« Sein Blick fiel auf Tylis Arm. »Sie scheinen einen ganz soliden Griff zu haben, Chaine.« Der Zeltboß streckte seine Hand aus. »Es ist ein Vergnügen, einen Mann zu treffen, der weiß, wie man Frauen behandelt und mit Kindern umgeht.«
    Chaine zuckte mit den Schultern, ließ Tylis Arm los und ergriff die Hand des Zeltbosses. Tyli sah es mit Schrecken. Chaine war sehr stolz auf seinen Zugriff, und sie beobachtete, wie die beiden versuchten, sich gegenseitig beim Händequetschen zu übertrumpfen. Chaines Gesicht wurde noch roter, doch Entenfuß grinste nur. »Es ist … ein Vergnügen … Ihre Bekanntschaft zu machen, Entenfuß.« Chaines Knie begannen nachzugeben.
    Ein dreimaliges dumpfes Krachen und das völlige Entweichen der Farbe aus Chaines Gesicht zeigten das Ende des Wettkampfes an. Entenfuß ließ die Hand des Farmers los und schlug ihm auf die Schulter. »Jawohl, Chaine, die Leute auf Doldra sind wirklich nicht übel!« Chaine wankte leicht, und Entenfuß sah hinüber zum Wagenpark, wo einige Arbeiter Karten spielten. »Heda, Karottennase!«
    Einer der Zeltarbeiter stand auf und kam an. »Was gibt’s, Entenfuß?«
    Der Zeltboß schlug Chaine ein weiteres Mal herzlich auf die Schulter und schickte ihn, alle viere von sich gestreckt, in den Staub. »Mr. Chaine sieht ein wenig blaß aus. Ich dachte, du bist so nett und bringst ihn auf die Krankenstation.«
    Karottennase sammelte Chaine aus dem Staub auf. »Klar, Entenfuß. Oje, Mr. Chaine, Sie sehen aber wirklich ganz blaß aus – fühlen Sie sich nicht gut? Kommen Sie nur

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