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Ein Zirkus für die Sterne

Ein Zirkus für die Sterne

Titel: Ein Zirkus für die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry B. Longyear
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Koffer, schlug sich auf die Knie und trocknete sich die Augen mit einem Taschentuch von der Größe eines Bettlakens. Sie deutete mit dem Kopf auf die beiden Liliputanerinnen: »Tina und Wina waren auf dem Platz neben dem Büro und zankten sich so laut sie konnten. Tina sagte: ›Du bist eine Lügnerin, Wina! Ich bin auch kleiner als du!‹, und Wina erwidert: ›Bloß, weil du so krumm gehst, Tina!‹ Der Direktor öffnet das Kassenfenster, guckt auf Tina und Wina runter … .›Kleinkariert‹, sagt er und schlägt das Fenster wieder zu.«
    Tyli hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut herauszulachen, aber es nützte nichts. Blubber schüttelte sich, und Na-Na lachte zweimal soviel wie die anderen. Tyli sah die beiden Zwerginnen an, und diese sahen sich gegenseitig an, immer noch mit finsteren Gesichtern. Die Finsternis lichtete sich, und beide lachten.

 
12
     
    Am Anfang zerrten die Mitglieder der Sideshow an Tylis Nervensystem. Fast alle Artisten waren verheiratet: Blubber mit dem Knöchernen Mann, Na-Na mit dem Dreibeinigen Mann und Tina und Wina mit anderen Liliputanern. Big Sue ging fest mit Hundegesicht Dick, dem Wolfsmann, während Schlanke Ranke Wanda Ogg, dem Fehlenden Glied, schöne Augen machte. Zuerst schienen diese Beziehungen grotesk, wenn nicht unmöglich. Doch drei Wochen später, als die Show auf dem Platz in Battleton war, war auch Tyli Artistin, und jeder sonst, ausgenommen die anderen Artisten, gehörte zur »anderen Welt«.
    Gelegentlich stellte der Wolfsmann, in Big Sues Schoß gekuschelt, philosophische Betrachtungen über »unsere Welt« an. »Ich weiß nicht, wie oft ich in einer Saison gefragt werde, warum ich mich freiwillig ausstelle. Das ist ungefähr halb so oft, wie ich gefragt werde, warum ich mich nicht umbringe.« Sue kratzte ihn dann hinter den Ohren. »Draußen in der anderen Welt bedeutet Aussehen alles. Hier ist es dasselbe. Der einzige Unterschied ist, daß wir in unserer Welt stolz auf unsere Erscheinung sein können – stolz auf das, was wir sind.«
    »Ach ja, Hundegesicht«, sagte Tyli, »ich wünsch’ mir beinahe, daß meine Nummer mehr wie deine wäre und kein Erzeugnis von abgestandenem Bier und Bleiche.«
    Der Wolfsmann lächelte und entblößte dabei seine überlangen Fangzähne. »Guck, Herzblatt, jeder von uns schummelt ein bißchen bei seiner Nummer. Sieh sie dir an …« – er tippte an seine Zähne - … »Kronen. Und ich mal’ mir auch die Nase schwarz an, und du solltest mich knurren und heulen hören!« Er nickte Big Sue zu. »Die Stahlstangen, die Sue zu Knoten schlingt, sind nur mit Draht verstärkte Gummischläuche. Wichtig ist nur, was der Kunde sieht.«
    Frühmorgens und spätabends, beim Auf- und Abbau der Show, fuhr Tyli einen von Entenfuß’ Raupenschleppern.
    Die Arbeiter nannten sie den »Verrückten Schneeball«, nachdem sie auf Fischgesichts Vorschlag hin ihre Nummer um ein Idiotengestammel bereichert hatte. Wahnsinn erhöhte die Attraktion und befreite zugleich davon, peinliche Fragen der Kunden beantworten zu müssen, von denen jeder einzelne ein Polizist sein konnte.
    Abends, wenn die Raupe verladen war, schleppte sie sich für gewöhnlich in die Schausteller-Fähre und fiel erschöpft in die Koje. Sie hatte wenig Zeit, um an Chaine und Diva oder die Polizei zu denken. Kurz vor dem Einschlafen versuchte sie manchmal, sich das Bild ihrer Mutter und ihres Vaters ins Gedächtnis zurückzurufen, aber die Erinnerung war zu weit weg. Als die Show die letzte Woche auf Doldra erreicht hatte, wußte sie, daß sie eine neue Heimat und eine neue Familie hatte.
    Trotz allem gab es eine Beziehung, die ihr rätselhaft vorkam.
    Die einzige Mahlzeit, die sie mit Entenfuß zusammen zu sich nehmen konnte, war das Mittagessen, und jedesmal, wenn sie mit Diane, Königin am Trapez, am Picknicktisch beisammensaßen, lachten und schwatzten Diane und Entenfuß – und nach einer Weile bemerkte Tyli, daß Diane ein wenig auf ihre Besitzrechte pochte. Sie beobachtete die schöne Trapezkünstlerin und den häßlichen Zeltarbeiter bei ihrer Unterhaltung und wunderte sich. Als sie den vorletzten Platz erreicht hatten, saßen Diane und Tyli beim Mittagessen, während die Planen des Küchenzeltes lose im Winde flatterten. Diane sah auf das flatternde Zelttuch und begann zu essen.
    Tyli runzelte die Stirn. »Willst du nicht auf Entenfuß warten?«
    Diane schüttelte den Kopf. »Bei dem Wind wird er mit dem Vertäuungstrupp beim Hauptzelt bleiben. Er wird nichts

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