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Ein Zirkus für die Sterne

Ein Zirkus für die Sterne

Titel: Ein Zirkus für die Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry B. Longyear
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Kiste.
    »Hier ist der Polstrecker, Entenfuß. War verteufelt schwer, ihn zu finden.«
    Entenfuß runzelt die Stirn und geht an die Kiste. Genau in dem Moment kommt ein schreckliches Geheul und Gebrüll aus dem Innern, und das ganze Ding fängt zu wackeln und zu schaukeln an. Oben aus der Kiste kommt eine riesengroße, schwarzbehaarte Hand mit messerscharfen Klauen an den Fingern. Sie grapscht etwas in der Luft rum und verschwindet wieder. Entenfuß fragt Ansei: »Was ist das?«
    »Das ist dein Polstrecker, Entenfuß. Mach die Kiste nur auf, und du wirst sehen, wie ein Pole ordentlich der Länge nach gestreckt wird.«
    So, Entenfuß wippt mit dem Fuß, verschränkt die Arme und guckt den Knaben lange finster an. Dann nickt er. »Gute Arbeit, bloß … sieht so aus, als ob alle Polen in der Gegend genau die Größe haben, die ich mir vorstelle. Bring’s zurück!«
    Ansei hüpft wieder auf die Raupe und fährt weg. Und seit der Zeit wird er Streck genannt. Geh irgendwann mal zum Stallmeister und laß dir das Bild von dem Vier-Tonnen-Biest zeigen, das die Show auf dem Planeten Hassif bekommen hat. Das Vieh war zu bösartig und mußte getötet werden, aber solange es in der Tiershow war, hieß es »Klein-Heureka«. Keiner ist je dahintergestiegen, wie Streck es in die Kiste gekriegt hat.
     
    2. Mai 2144
     
    Heute abend haben wir die Show in Vortnagg, Pendiia, abgebaut und verladen und nach Wallabee, dem vierten Planeten im Gurav-System eingeschifft, der unsere nächste Station sein wird. Der Direktor hat mich mit der letzten Fähre reisen lassen, damit ich das Absegeln beobachten konnte. Ich muß gestehen, daß ich nicht schnell genug zu Fuß war, um die gesamte Operation zu sehen. Ich war der Überzeugung, daß ich die Vorstellung bis zum Ende genießen könnte, das war aber nicht der Fall. Bevor noch die Hälfte der Zuschauer aus dem Spielzelt war, durch ungeduldige Platzanweiser eilig aus dem Eingang getrieben, drängten schon Elefanten und Zeltarbeiter durch den Künstlereingang.
    Ich wurde mit dem Rest nach draußen geschoben und sah zu meinem Staunen, daß das Tierzelt mit der Menagerie, das Küchenzelt, die Sideshow und das Garderobenzelt schon abgebrochen waren. Als ich endlich wieder im Spielzelt war, waren die Zuschauer gegangen und dreihundert Zeltarbeiter, Elektriker, Monteure und Handwerker dabei, das Innere auseinanderzunehmen. Die faltbaren Rampen, die als Sitze dienten, wurden hydraulisch zusammengelegt und in wartende Wagen verpackt, während die Bühnen und die Manege zerlegt und von weiteren Wagen vereinnahmt wurden. Lichter gingen aus, als die Elektriker die schweren Lichtkästen entfernten, und gleichzeitig wurden die Elefanten dirigiert, um die Querstangen, die das Zeltdach neben den Masten – den Polen – trugen, aus der Verankerung zu ziehen. Bevor sie damit fertig waren, wurde es dunkel im Zelt, und ich begab mich schleunigst hinaus, weil ich kein Verlangen danach hatte, niedergetrampelt zu werden.
    Ich stand seitlich neben dem ehemaligen Haupteingang, nachdem der letzte Bulle und der letzte Wagen herausgekommen waren, und ich hörte den Zeltboß rufen: »Laßt es runter!« Eine Druckwelle, voll mit allen Düften des Zirkus, schoß unter dem Zelt hervor und trug die sechs Männer vor sich her, die vor der zusammenstürzenden Plane davonliefen. Noch bevor das große Meer aus Segeltuch auf dem Boden lag, sprangen die Arbeiter darauf und begannen damit, die Einzelteile loszuschnüren. In Windeseile waren die riesigen Planen gefaltet, aufgerollt und auf den Planenwagen verstaut. Die sechs Pole – die Zentralmasten – des Spielzeltes wurden umgelegt und zahllose Stangen von den Traktoren herausgezogen und in noch mehr Wagen verladen.
    Eine ganze Stadt schien verschwunden zu sein, und als ich auf dem leeren Platz stand und die Papierfetzen beobachtete, die von einem leichten Wind umhergeweht wurden, fühlte ich plötzlich eine Hand auf der Schulter. Ich drehte mich um und blickte in ein rauhes, schwarzes Gesicht. »Ich wette, daß das hier für dich das erste Mal war, oder?«
    Ich nickte. »Ich hab’ noch nie etwas Ähnliches gesehen …«
    Er hob die Hand und deutete auf die abfahrenden Wagen: »Beeil dich lieber. In etwa zwanzig Minuten werden die Wagen beladen und die Fähren weg sein.«
    »Kommst du nicht mit?«
    Er schüttelte den Kopf: »Ich bin Tick Tack, der Vierundzwanzig-Stunden-Mann. Ich muß zurückbleiben, um den Platz aufzuräumen und mich zu vergewissern, daß die Stadt damit

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