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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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nass … Lange hält es nicht mehr«, sagte er. In seiner Stimme schwang echte Angst mit.
    »Na, darum geht es ja. Ich werde es für dich verbessern. Bitte vertrau mir einfach, und warte fünf Minuten«, bat ich.
    »Aber wofür willst du es haben? Sag es mir.«
    »Vertrau mir einfach, okay?«, erwiderte ich. Mein Herzschlag beschleunigte sich.
    Und noch bevor er weitere Einwände erheben konnte, zupfte ich ihm das Bild aus den Fingern und stand auf. Sein Gesicht nahm einen verzweifelten Ausdruck an. Es war, als würde er mich anflehen, ihm nicht das letzte Schöne wegzunehmen, das er noch besaß. Er sah aus, als hätte er kaum noch genügend Energie zum Sprechen.
    Ich drehte mich um und rannte durch die Hintertür in den Empfang. »Darf ich bitte den Kopierer benutzen?«, fragte ich Sandra eilig. Ich wollte nicht unnötig in die Länge ziehen, was für Pete eine Zeit unerträglicher Angst bedeuten musste. Sie feilte sich die Nägel und widmete den Dingen um sich herum kaum Aufmerksamkeit.
    »Aber sicher, Süße. Wenn es sein muss«, antwortete sie, ohne auch nur zu mir aufzublicken. Respektlos wedelte sie mit der Feile herum.
    Ich musste schnell arbeiten; schließlich blieben mir nur fünf Minuten, und wenn ich es vermasselte, würde ich den Rest meines Lebens mit Schuldgefühlen herumlaufen.
    Vorsichtig legte ich das Foto auf den Scanner, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass auf dem Vorlagenglas keine Fettflecke waren. Sekunden später erschien vor mir auf dem Display das Bild. Ich vergrößerte es leicht, intensivierte die Farben ein wenig und beschnitt es an den Rändern. Als ich auf Drucken klickte, zitterte meine rechte Hand ein bisschen. Gut. Das wurde gut. Ich würde es laminieren, damit es nicht weiter beschädigt wurde, es ihm zurückgeben und dann nach oben gehen. Ende der Geschichte.
    Dann hätte er das Bild für immer.
    Der Drucker schaltete sich ein, und nachdem ich ein paar Knöpfe gedrückt hatte, begann er zu surren. Ich wusste zwar nicht, wie man ihn bediente, aber so schwierig konnte das schließlich nicht sein.
    Die Kopie kam heraus. Jennys Gesicht prangte auf dem Fotopapier. Das Bild sah mindestens so gut aus wie das Original. Ich nahm es aus dem Ausgabefach und lächelte. So weit, so gut.
    Doch dann kam noch ein Exemplar. Und noch eins. Und wieder eins.
    O Gott!, dachte ich, wo ist bloß der Abbruchknopf an diesem Ding? Scheiße!
    Die Abzüge stapelten sich in dem Fach; sie kamen schneller und immer schneller. Nach etwa einer Minute mussten es bereits circa hundert Stück sein. Wie war das passiert?
    Jennys Gesicht sah mich spöttisch an. Immer und immer wieder.
    Ein paar Minuten lang stand ich einfach da, und das Papier quoll hervor. Die Blätter schoben sich bereits über den Rand des Faches und rutschten wie eine Miniaturlawine auf den Boden.
    Da verlor ich die Fassung. Und wenn ich die Fassung verliere, kann ich nicht mehr denken. Das Ganze dauerte jetzt schon mindestens fünf Minuten, das hieß, ich hatte mein Versprechen gebrochen.
    Ich sah die ganzen Knöpfe auf dem Gerät, aber mir erschloss sich überhaupt nicht, wozu sie gut waren. Lichter blitzten, eins grün, eins rot. Ein großer rosaroter Knopf sah aus, als könnte er die Sache beenden, also drückte ich ihn, doch nichts passierte. Also beugte ich mich über das Gerät und suchte panisch nach einem Kabel, das zur Steckdose führte, doch der Kopierer schien in den Boden eingelassen zu sein. Scheiße!
    Noch mehr Ausdrucke flatterten auf den Boden. Es schien immer schneller zu gehen. Klick, surr, klick, surr …
    Plötzlich hörte ich das harte Klacken von Absätzen auf dem gekachelten Boden, und die Tür hinter mir flog auf. »Was machst du denn da, Sienna?«, fragte Sandra. Sie stand in der Tür und musterte mich misstrauisch.
    Ich sagte gar nichts und fuchtelte bloß mit den Armen.
    »Auch andere Leute brauchen den Kopierer! Was ist denn hier los?«, fuhr sie fort. Sie hatte ihr Make-up so dick aufgetragen, dass es aussah, als könne es ihr wie ein Pfannkuchen aus dem mürrischen Gesicht fallen und mit einem feuchten Schmatzen auf dem Fußboden landen.
    Eigentlich dachte ich, dass ich die Ausdrucke gut versteckt hätte, aber der Kopierer spuckte immer mehr Bilder von Jenny aus.
    »Moment mal, was hat denn das ganze Papier auf dem Boden zu bedeuten? Ist dir klar, dass du hier nur zehn Kopien am Tag machen darfst? Wenn du mehr brauchst, musst du dir die Erlaubnis der IT-Abteilung holen. Das müssen ja Hunderte sein!« Die

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