Eindeutig Liebe - Roman
Lautstärke ihrer Stimme hatte sich immer mehr gesteigert, und nun kniete sie sich auch noch hin und versuchte, die Blätter aufzusammeln. Ihr Schmuck klirrte, und von ihrem aufdringlichen Parfüm wurde mir übel.
»Ich habe wohl den falschen Knopf gedrückt, ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte«, stotterte ich. Mein Gesicht glühte.
Sie stand auf und betrachtete einen der Ausdrucke, musterte das kleine Bild einer Frau, die sie nicht kannte, in der linken oberen Ecke des Blattes. »Wer zum Teufel ist das? Der Verlag kann doch nicht deine kleinen Privatprojekte finanzieren, Sienna. Ist dir klar, dass ich das melden muss? Das ist mein Job.«
Langsam wurde ich wütend. »Ich habe doch schon gesagt, dass ich einen Fehler gemacht habe. Wie hält man denn nun das Ding an?«
Während der Drucker noch mehr Bilder von Jenny ausspuckte, schob sie mich zur Seite und drückte eine Taste. Ein letztes Blatt flog heraus, Nummer 451. Stille. Sandra blickte mich mit geschürzten Lippen und hochgezogenen Augenbrauen an. Ich war mir sicher, dass sie das personifizierte Böse war.
Ich öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, als ich ein lautes Hämmern an der hinteren Glastür hörte.
»He! He! Ich will mein Foto wiederhaben!«, erklang eine wütende Stimme. Wir beide sahen nervös durch die Tür. Es war Pete. Wir konnten ihn zwar nicht sehen, aber ich wusste natürlich, was er wollte.
»Was zum Teufel ist da los?«, fragte Sandra, als das Hämmern lauter wurde.
»Oh je. Es tut mir so leid. Nur eine Sekunde, ja?« Ich wollte den Deckel des Scanners anheben, um das Foto herauszunehmen, aber ehe ich überhaupt eine Chance hatte, erschien wie aus dem Nichts Dave, unser Sportreporter.
»Mann, da draußen ist ein Irrer!«, rief er aufgeregt, und ein Teil seines boygroupmäßigen Ponys fiel ihm ins Gesicht. Schnell schob er die Haare weg.
Mein Magen machte einen Satz.
»Der Penner ist völlig durchgedreht und schmeißt mit Bierdosen oben auf die Fenster!«, erzählte er enthusiastisch, als wäre das das Aufregendste, was je im Verlag passiert war. »Eine Scheibe von Ants Büro ist bereits kaputt – Ant ist außer sich, Leute! Die rufen jetzt den Sicherheitsdienst! Alle sind oben und gucken zu! Vielleicht müssen sie sogar die Polizei rufen.« Er klatschte in die Hände.
Ich sah auf die Uhr. Noch bekannte ich mich für diesen entsetzlichen Verlauf der Dinge nicht verantwortlich. Wir hatten zwanzig vor eins.
»He! Ich will mein Scheißfoto zurück!«, hörte ich Pete rufen. Er war noch lauter geworden. Wieder ertönte ein lauter Knall, und man hörte das Glas scheppern. Es klang, als werfe er seine Bierdosen gegen die Fenster am Empfang.
Sandra betrachtete das Foto auf dem Blatt, das sie in der Hand hielt, und sah mich wütend an.
»Hast du dem Tanzenden Pete das Foto weggenommen, Sienna?« Sie kniff die Augen zusammen.
Tanzender Pete , was für ein alberner Name! Ich begann zu zittern. »Himmel, nein, natürlich nicht. Ich wollte ihm helfen!«, protestierte ich, aber ich merkte selbst, wie schwach das klang.
Nur ich konnte diesen Schlamassel beenden, also rannte ich aus dem Raum hinaus und in den Empfangsbereich. Meine Absätze klapperten auf den Fliesen. Das Foto lag noch immer im Scanner.
Da stand er, dicht gegen das Glas gepresst, und schäumte fast vor Wut. Ich bekam Angst. Schnell drückte ich den Knopf, und er stürmte auf mich zu, kaum dass die Glastüren sich öffneten.
»Du Miststück! Gib mir mein Foto zurück!«, brüllte er und schüttelte die Faust.
Ich zog ihn nach draußen und um die Ecke, weg von der Menschenmenge, die in unserem Stockwerk wahrscheinlich aus den Fenstern guckte.
»Beruhige dich, Pete«, flüsterte ich und versuchte, ihn ein wenig zu beschwichtigen. Seine Lippen zuckten, Tränen liefen ihm aus den Augen. An seinem Kinn glänzte ein wenig Sabber – vom vielen Brüllen. »Hör zu, es ist alles in Ordnung. Am Drucker ist etwas schiefgegangen. Ich habe versucht, etwas für dich zu tun, etwas mit deinem Foto zu machen … Bleib einfach ruhig, ja? Ich gehe es jetzt holen. Setz dich einfach nur auf die Bank, und atme ein paar Mal tief durch. Bitte.« Mittlerweile zitterte ich wie Espenlaub.
Er kniff die Augen zusammen, und sein Blick durchbohrte mich. Ein paar Sekunden lang standen wir uns schweigend gegenüber. »Beim Drucker? Was machst du denn mit einem Drucker? Na los, hol es. Aber ich schwöre dir, wenn du nicht gleich zurückkommst, dann schlag ich die Türen ein und hole es
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