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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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hinwies, kam es mir vor, als hätte ich etwas Offensichtliches übersehen, das so riesig war, dass es mir eigentlich hätte ins Auge springen müssen.
    Plötzlich sah sie auf ihre Uhr. »Na, ich gehe jetzt wohl lieber«, sagte sie.
    Als sich ihr warmer Körper von mir löste, drang die Kälte augenblicklich durch meine Kleidung hindurch. Es war inzwischen sehr spät, und ich wusste, dass die Arbeit morgen eine einzige Qual sein würde. Um mich herum drehte sich alles.
    »Kannst du mir ein Taxi rufen?« Sie sah im Mondlicht zu mir auf.
    »Sicher. Du kannst aber auch im Gästezimmer schlafen, wenn du möchtest.«
    »Nein, danke, Nick. Ich sollte wirklich wieder nach Hause.« Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück, und ich folgte ihr. Dann hörte ich, wie sie sich auf mein Sofa setzte, während ich den Kühlschrank öffnete und etwas kaltes Wasser herausholte. »Eine Minute. Ich bestelle dir ein Taxi, Sienna«, rief ich in den Flur, aber ich hörte keine Antwort.
    Also begann ich, die Papiere auf der Küchentheke durchzugehen. Ich suchte nach einer Taxinummer, und meine eigene Unordnung frustrierte mich. Nach ein paar Minuten fand ich endlich eine Visitenkarte. Ich nahm das Telefon und ging ins Wohnzimmer. Zu meiner Überraschung lag Sienna auf dem Sofa und schlief tief und fest. Das ging aber schnell, dachte ich. Sie muss sehr erschöpft gewesen sein.
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte, deshalb stand ich ein paar Minuten lang nur da und betrachtete sie.
    Siennas schönes Gesicht wurde von dem blauen Bildschirmschoner des Fernsehers angestrahlt, und sie wirkte so friedlich.
    Ich musste an ihren Dad denken und fragte mich, ob es für ihn wohl okay sein würde, wenn sie am nächsten Morgen nicht da wäre. Aber da ich wusste, dass sein Sozialarbeiter immer vorbeikam, wenn Sienna zur Arbeit ging, nahm ich an, dass es sicher in Ordnung wäre. Es fiel mir ein wenig schwer, die Situation richtig einzuordnen. Doch ich konnte mich nicht überwinden, sie zu stören. Also ging ich nach oben, zog das Federbett von meinem Bett und trug es nach unten. Ich war sehr vorsichtig, damit ich nicht auf das Ende trat. Ich würde noch die Treppe hinunterfallen und mit gebrochenen Knochen am Fuß der Stufen landen – das hätte mir ähnlichgesehen.
    Sanft legte ich die Decke über sie. Ihr Brustkorb hob und senkte sich im Schlaf. Leise schlich ich mich nach oben in mein Schlafzimmer.
    Ich lag nur unter einem dünnen Laken. Obwohl mir wirklich kalt war, machte es mir überhaupt nichts aus, weil ich wusste, dass Sienna hier war und warm und sicher unter meinem Federbett lag – auch wenn ich nicht mit ihr darunterlag.
    Während ich einzuschlafen versuchte, dachte ich über mein Leben nach, darüber, was seit der Trennung von Amelia alles geschehen war. Und wie viel davon hatte ich Sienna zu verdanken? Allein sie um mich zu haben war ein solcher Segen, dass ich mich zwicken musste, um zu glauben, dass ich nicht träumte. Langsam glitt ich in den Schlaf. Meine Beine zuckten gelegentlich und holten mich damit wieder ins Bewusstsein zurück, bis ich mich endlich ganz im wohltuenden Nebel des Schlafes verlor.
    Ich schätze, es war so gegen drei Uhr morgens, als Siennas Silhouette plötzlich unter den Schatten an der Wand meines Schlafzimmers erschien. Ich konnte sie gerade eben erkennen. Das Klicken des Türschlosses hatte mich aus meinen Träumen gerissen, und mit einem blinzelnden Auge sah ich sie umherschweben wie ein Gespenst.
    Schlafwandelte sie? Ich blieb ruhig, spielte »Toter Mann« und fragte mich, was um alles in der Welt hier vor sich ging. Sie stand mehrere Minuten lang reglos vor mir. Mein Herz pochte so fest in meiner Brust, dass ich es hören konnte.
    Sollte ich etwas sagen? Zu ihr gehen? Ich hatte mal gehört, dass Schlafwandler um sich schlagen, wenn man sie weckt … Da registrierte ich eine Bewegung. Sienna saß auf der Bettkante und seufzte laut. Es war ein unglückliches Seufzen – so gut kannte ich sie. Dann war es wieder still und die Nacht ganz schwarz. Vorsichtig, um mich nicht zu wecken, breitete sie das Plumeau über das Bett und glitt unter die schwere Decke. Ihr langes Haar raschelte auf dem Kissen, eine Strähne strich mir über den Hals.
    Sienna
    Wir hatten fast ein Uhr morgens, und der Apfelwein hatte seine Wirkung voll und ganz entfaltet. Ich genoss dieses schöne benebelte Gefühl zwischen angeheitert und betrunken. All meine Sorgen schienen weit weg zu sein. Hier gab es nur noch Nick und mich, nichts anderes war

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