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Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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statt der Rosinen, in die sie sich heute Abend verwandelt hatten, würde ich mich umdrehen und sie mit dem rechten Arm an mich ziehen. Ja, das wäre wunderbar. Ich könnte meinen Arm um ihre schmale Taille legen und sie über das Bettlaken ziehen, bis unsere Nasen sich berührten.
    Und vielleicht würde sie nicht mal kreischen: »He, Nick! Was zum Teufel soll das?«, und mir mit ihrer Socke auf den Kopf schlagen, sondern einfach still liegen bleiben und mir erlauben, meine Lippen auf ihren Mund zu drücken.
    Und weil die ganze Sache schon so lange vor sich hin köchelte, würde keiner von uns bei dem Kuss gleich durchdrehen – wir würden einfach nebeneinanderliegen und schauen, wie es sich anfühlte. Vielleicht würden ein paar Minuten verstreichen und ich könnte ihren Atem in meinem Gesicht spüren. Ganz sicher würde ich jede Sekunde auskosten, als läge in ihr der wahre Sinn des Lebens verborgen, als wäre das einer der Momente, für die die Welt sich dreht.
    Dann würde sie mich – wenn ich richtig Glück hätte – vielleicht auf die Unterlippe küssen und mir sagen, dass sie mich auch liebte und immer geliebt hatte …
    Allein die Vorstellung war so schön, dass sie mir in den Tiefen meiner Seele wehtat. Es tat wirklich weh. Es war eindeutig Liebe. Ohne jeden Zweifel. Das hier war es, wovon die Dichter sprachen, deren altmodische Verse mir meine Eingeweide zusammengezogen hatten, als ich picklig und vierzehn Jahre alt gewesen war und Fantasien hatte, in denen Miss Rogers, meine Lehrerin im Literaturkurs, eine tragende Rolle spielte. Das war es. Es war den Puls auf hundertachtzig bringende, herzzerreißende, schwindelig machende Liebe. Die Sorte, die jede einzelne Nervenendung berührt und einen fast in den Wahnsinn treibt. Die Sorte, der ich mich nicht leichthin ergeben konnte, weil sie schon teuflisch wehtat, bevor sie überhaupt anfing.
    Aber realistisch betrachtet war die Situation gerade die, dass die Liebe meines Lebens um halb vier morgens auf dem Rücken bei mir im Bett lag und ich so tat, als würde ich schlafen. Was war ich doch für ein Held. Komm schon, Spiderman, zeig dich. Wo zum Teufel bist du jetzt? Hallo? Jemand zu Hause?
    Die Dunkelheit kroch in sämtliche Winkel des Zimmers. Ich starrte in die Finsternis vor meinen Augen, aber es war, als hätte man mir eine schwarze Binde umgelegt. Ich sah nichts außer tintiger Tiefe.
    Doch dann plötzlich geschah es. Ich spürte eine weiche Hand, die sich unter dem Laken bewegte und sich um meine Taille schlängelte. Das ist kein Traum, Nick, kein Traum. Das geschieht wirklich, dachte ich. Meine Bauchmuskeln verkrampften sich augenblicklich: Sie fühlten sich an wie Felsen am Meer. Na, jetzt war es ja ziemlich offensichtlich, dass ich wach war, oder?
    Ich versuchte mich zu entspannen, aber es gelang mir nicht. Dann begriff ich, dass dieses Gefühl mir nicht schadete, also ließ ich es zu. Ich fragte mich, was sie vorhatte. Sie musste einfach geschlafwandelt sein … Sie hielt sich an meinem Bauch fest, schob sich hinter mich und legte ihre Beine unter meine. Wow.
    Wir waren Mr. und Mrs. Löffelchen beim Kuscheln in der Besteckschublade. Das war es. Mehr als ein Jahr nach unserem Kennenlernen hatte sie endlich das Eis gebrochen. Wusste sie, was sie da tat? Ich wollte es nicht verderben, daher blieb ich einfach völlig reglos liegen. Ihre Hand zu nehmen oder zu versuchen, sie zu küssen, wäre in diesem Moment vielleicht zu viel gewesen.
    Ihre Lippen berührten meinen Nacken nur ganz leicht, und es setzte mein Herz in Brand.
    Bleib ruhig. Still. Sag nichts. Ein lautes Seufzen stieg aus ihrer Kehle, als sie schließlich ihre Lippen von mir löste. Ihre Beine zitterten genauso sehr wie meine.
    Ich schlief keine Sekunde. Mir kam es vor, als hätte ich all meine Geburtstage auf einmal.
    Schließlich überlegte ich, wem ich zuerst davon erzählen sollte. Ross? Ja, es musste wohl Ross sein. Er verdiente einen Orden, weil er sich auf meine ganzen Herzensnöte eingelassen hatte. Ich würde ihn »einfach so« anrufen und ihm erzählen, dass Sienna und ich endlich alles geklärt hatten. Schließlich hätte ich ja immer schon gewusst, dass es eines Tages dazu kommen würde. Er würde sich vermutlich kaputtlachen, sich aber trotzdem für mich freuen.
    Ich könnte auch meine Mutter anrufen, dann würde sie mir vielleicht endlich glauben, dass ich nicht schwul war. (Sie hatte begonnen, mit mir über diese Sorge zu sprechen, als Amelia und ich uns getrennt hatten und

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