Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
den Handgelenken?“ Johannes ergriff meine beiden Hände und betrachtete die aufgewetzten offenen Stellen, die in aggressivem Rot leuchteten.
Ich zog meine Arme sanft zurück. „Aus dem gleichen Grund, weshalb du heute Muskelkater hast. Ich habe dir doch erklärt, dass man Sachen mitnimmt.“
Johannes strich sich energisch sein Haar nach hinten. Er spuckte die nächsten Worte förmlich in den Raum. „Wofür ist das alles gut? Du siehst fix und fertig aus. Das macht doch keinen Sinn.“
„Ich denke, es sind Warnungen, die ich erhalte“, erklärte ich ihm betont sachlich.
„Warnungen? Wovor?“
„Vor ein paar Tagen habe ich gesehen, wie …wie eine Dämonin grausam umgebracht wurde. Und gerade eben konnte ich miterleben, wie eine andere Dämonin beinahe verschleppt worden ist. Sie konnte…, sie hat sich im letzten Moment selbst befreit.“
„Waren die Entführer diesmal wieder von der Studentenverbindung?“, erkundigte sich Asmodeo scharf.
„Was?“, brauste Johannes auf. „Du hattest eine Botschaft über Aktivitäten der Studentenverbindung und hast mir nichts gesagt? Das ist einfach unglaublich!“ Wütend wartete er auf meine Antwort.
Ich wollte zu einer Erklärung ansetzen, doch Asmodeo mischte sich ein. „Wir wollten dich nicht aufregen, dir ging es nicht gut, Johannes.“
Die Miene von Johannes verhärtete sich weiter.
„Du warst uns viel wichtiger“, sagte ich. „Zuerst haben wir uns um dich gekümmert. Alles andere erschien uns nebensächlich. Bitte entschuldige Johannes, es war nicht böse gemeint.“
Johannes funkelte mich zornig an, doch als ich zu Ende gesprochen hatte, verharrte er einen Moment. Er sammelte sich, nickte einmal und fuhr dann ruhiger, wenn auch genauso ernst, fort. „Aber wenn du solche Botschaften als Warnungen erhältst, dann heißt das für mich, dass du oder wir alle über kurz oder lang in Gefahr geraten werden, wenn wir nicht bereits in Gefahr sind. Sehe ich das richtig?“
Ich zuckte zweifelnd mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ob diesmal die Studentenverbindung im Spiel war. Die Männer trugen Anzüge und sahen aus wie Geschäftsleute.“
„Selbst ich kann mich in einen Anzug werfen“, entgegnete Johannes schroff. „Das beweist gar nichts.“
„Ich stimme dir zu, Johannes“, sagte Asmodeo. Er sah zornig aus. Zornig und entschlossen. „Jeder kann sich verkleiden. Und ich hasse es, bedroht zu werden. Irgendwie liegt mir die Opferrolle überhaupt nicht. Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir unsere passive Haltung aufgeben.“
„Was verstehst du unter passiv ?“, fragte ich, nur um sicherzugehen. Eigentlich wusste ich die Antwort ohnehin.
„Wenn die Studentenverbindung glaubt, sie kann uns jagen, begeht sie einen fatalen Denkfehler. Wir sollten uns in dieser Beziehung Klarheit verschaffen.“ Asmodeo sprach langsam und deutlich.
„Sollte sich herausstellen, dass sie einem von uns etwas antun wollen, werden wir sie aufsuchen und die Sache endgültig beenden. Es reicht mir.“ Auch Johannes war es bitterernst. Sein Gesichtsausdruck war kalt und bedrohlich.
Asmodeo nahm gedankenverloren sein Messer aus der Tasche, klappte es auf und prüfte mit dem Daumen die Klinge. In seinen Augen ballte sich tödlicher, gewalttätiger Zorn.
Eine unheilschwangere Stille waberte durch den Raum.
Ich schluckte schwer und sammelte die Papiere von Johannes ein, die kreuz und quer über dem Couchtisch verteilt lagen.
„Dann sind wir uns einig“, sagte ich.
Keiner der beiden Männer entgegnete mir etwas.
Johannes nahm mir den Stapel Unterlagen ab.
Ich deutete mit einer leichten Bewegung meines Kopfes auf die Akten und lenkte das Gespräch bewusst in eine andere Richtung. „Ich verstehe nicht, wie ihr in diesem Durcheinander überhaupt etwas finden könnt.“
Es dauerte, bis mir Johannes antwortete. „Das ist uns auch nicht gelungen, obwohl die Papiere anfangs sehr wohl geordnet waren.“ Auch dieses Thema schien problembehaftet zu sein.
„Bei der Abrechnung ist etwas faul“, sagte Asmodeo. „Ganz eindeutig wurden Gelder verschoben.“
Ich blickte beide nachdenklich an. „Und das ist so gravierend, dass ihr tagelang darüber brüten müsst? Ob die Gelder jetzt bei dem einen Posten stehen oder bei einem anderen, ist doch letztendlich nicht wichtig. Hauptsache, das Geld ist da.“
„Du sagst es“, gab mir Johannes Recht, um gleich darauf anzufügen: „Wenn das Geld noch vorhanden wäre, wäre es wirklich kein Problem. Doch das Geld ist
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