Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
verschwunden. Und wenn es sich nur um eine geringe Summe handeln würde, die – sagen wir einmal – abhanden gekommen ist, würde ich auch nicht zweimal hinsehen. Aber hier geht es um dreistellige Millionenbeträge.“
Überrascht riss ich die Augen auf. „Ich wusste gar nicht, dass du dermaßen viel Geld hast.“
„Ein Mann ist so interessant, wie das Geheimnis, das er zu hüten vermag.“ Asmodeo grinste.
„Dieser Ausspruch stammt sicher von Dumas“, stellte Johannes trocken fest.
„Und genau deshalb ist er zweimal richtig“, entgegnete Asmodeo.
Ich versuchte, mir eine dreistellige Millionensumme in Geldscheinen vorzustellen – vergeblich. „Aber Millionenbeträge können sich doch nicht einfach in Luft auflösen. Ich merke schon, wenn mir zwanzig Euro fehlen.“
„Genau das denke ich auch“, sagte Johannes. „Und trotzdem scheint das Geld spurlos verschwunden zu sein. …Und das bringt den Konzern in Gefahr. Deshalb muss ich mit Clement persönlich sprechen, am besten noch bevor die Aufsichtsratssitzung stattfindet.“
„So wie ich das sehe, geht unsere Zeit hier in Noirmoutier langsam zu Ende, nicht wahr?“, fragte ich wehmütig.
Asmodeo tätschelte mir tröstend das Knie und lächelte mich aufmunternd an. „Ein, zwei Wochen bleiben uns bestimmt.“
Johannes stand auf, streckte sich und seine gute Laune kehrte zurück. „Und diese letzten Tage möchte ich mit euch wirklich genießen“, erklärte er. „Bislang war unser Aufenthalt durch meine Krankheit doch sehr verschattet. Ich habe euch viel abverlangt.“
„Red‘ keinen Blödsinn“, entgegnete Asmodeo grinsend.
Johannes grinste ebenfalls. „Wie wär’s, wenn wir den herrlichen Tag dazu benutzen, nochmals Trapschießen zu gehen und am Abend lade ich euch in das piekfeine Restaurant direkt neben der Festung ein?“
Seine gute Laune war ansteckend. Dennoch hatte ich ein Problem mit seinem Vorschlag. Es gab noch eine vierte Person, an die ich dachte. „Das Restaurant lässt Mozart niemals hinein. Und er muss schon allein bleiben, während wir Tontaubenschießen sind. Ich will ihn nicht auch noch am Abend alleine lassen. Können wir nicht woanders zum Essen gehen?“
Asmodeo schmunzelte. „Liebe Lilith, Johannes wird uns ein Séparée mieten und bei dem Preis, den er dafür bezahlt, bekommt der Hund einen eigenen Stuhl, wenn er das möchte.“
Ich sah von Asmodeo zu Johannes, dessen Augen dunkel leuchteten. „Ich möchte ausgehen und dabei selbst laufen. Ich habe wochenlang davon geträumt.“
„Manchmal ist es schön, wenn Träume in Erfüllung gehen“, antwortete Asmodeo und ich war mir sicher, dass ich mich verhört hatte, als ich meinte, einen besorgten Unterton in seiner Stimme wahrzunehmen.
23
Beim Trapschießen lieferten sich Asmodeo und Johannes ein Kopf-an-Kopf–Duell, bis schließlich Asmodeo die Partie für sich entschied. Ich hielt wacker mit, wenn ich auch mit dem Revolver wesentlich besser umgehen konnte, als mit der großen sperrigen Flinte. Wir verbrachten sonnige unbelastete Stunden, ließen die Seele baumeln, hatten einfach nur Spaß.
Das Essen im Restaurant war göttlich. Ich weiß nicht, was Johannes dem Inhaber bezahlt hatte, aber wir erhielten tatsächlich einen Nebenraum für uns alleine sowie eine extra Bedienung, die sich den ganzen Abend nur um uns kümmerte. Asmodeo bekam sogar seinen silbernen Kandelaber, ohne den seiner Auffassung nach kein standesgemäßes Essen serviert werden konnte.
Wir ließen den Tag auf unserer Terrasse ausklingen, tranken eine Flasche des sündhaft teuren Champagners, unterhielten uns über Unsinn, lachten viel und zogen uns gegenseitig auf.
Hundemüde und glücklich krochen wir schließlich in unsere Betten. Selbst zum Träumen waren wir zu erschöpft.
24
Mitten in der Nacht schrillte das Handy von Johannes.
Seine Mutter war bei einem Autounfall ums Leben gekommen.
Teil II - ZUHAUSE
Kapitel 6 - Heimgekehrt
1
Der weiße Andalusier-Hengst blähte seine Nüstern, während er auf das Hindernis zugaloppierte. Seine silbrige Mähne wehte im Wind. Kraftvoll zeichneten sich seine Muskeln unter dem Fell ab, die Sehnen und Adern traten deutlich hervor. Er war ein wunderschönes, ein überaus edles Tier.
Clement Hohenberg saß wie angegossen im Sattel. Er beherrschte mühelos jede Bewegung des stolzen Pferdes.
Als der Hengst absprang, beugte sich Clement im Sattel leicht nach vorne. Das Pferd und sein Reiter flogen regelrecht über
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