Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
erwartende Rendite wird alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen. Da würde es mir sehr entgegenkommen, sie mit niemandem teilen zu müssen.“
Clement lachte erneut.
Julian stimmte verhalten in Clements Fröhlichkeit ein. „So gesehen, haben Sie natürlich Recht und ich denke, dass sich Ihre Familie sicherlich mit Ihnen freuen würde.“
„Meine Familie?“ Clement war schlagartig betont reserviert. Er warf Julian einen prüfenden Blick zu.
„Ihr Bruder Johannes hat mich vorhin angerufen“, beeilte sich dieser, zu erläutern. „Er hat mir versichert, dass er persönlich zur Aufsichtsratssitzung erscheinen wird. Er klang sehr interessiert und hat sich nach Einzelheiten zu den Aktivitäten des Konzerns erkundigt.“
„So, hat er?“ Clement nahm einen weiteren Schluck Wasser, während er aufmerksam seinen Hengst musterte. Es entstand eine unnatürliche Pause.
Nach einer Weile wandte er sich erneut Julian zu. Sein Lächeln wirkte gezwungen. „Mit mir hat Johannes ebenfalls telefoniert und ich habe den gleichen Eindruck gewonnen. Bleibt zu hoffen, dass sein Engagement von Dauer ist. Es wäre sicherlich bereichernd , wenn ich mit ihm zusammenarbeiten könnte.“
Julian überspielte sein Unbehagen, welches sich bei Clements Worten eingeschlichen hatte, indem er selbst zur Mineralwasserflasche griff und sein eigenes Glas auffüllte. Er kam nicht dazu, zu trinken.
„Übrigens, Herr Becker“, fuhr Clement Hohenberg in diesem Moment fort. „Eines habe ich vorhin vergessen. Herr Dr. Müller braucht neue Diamanten. Sie wissen, die einzigen, die für seine Versuche taugen, sind die Steine aus der van de Kerkhoff-Mine. Kümmern Sie sich bitte darum, dass er erhält, was er benötigt.“
Julian nickte dienstbeflissen, stellte sein Glas ab und beeilte sich, aufzustehen. Er schüttelte Clements Hand und machte sich auf den Weg, um die Anweisungen seines Chefs in die Tat umzusetzen.
Clement blieb allein zurück. Er verfolgte seinen Assistenten mit den Augen bis dieser im Haupthaus verschwand. Sein Blick schwenkte zurück zu seinem Pferd und weiter bis zu der Mauer, vor der das Tier vorhin verweigert hatte. Sie war aus rotem Backstein gefertigt, kaum höher als die Hindernisse, die der Hengst mit Leichtigkeit übersprungen hatte. Im Gegensatz zu den bunt bemalten Stangen, die bei einer Berührung herabfielen, war sie jedoch massiv, weshalb der Schimmel instinktiv davor zurückschreckte.
Hindernisse sind dazu da, überwunden zu werden – dachte Clement, als er auf das Pferd zuging, es losband und seinen linken Fuß in den Steigbügel setzte.
Clements Handy klingelte. Nur widerwillig zog er seinen Stiefel zurück, holte sein Mobiltelefon aus der Außentasche der ledernen Reitjacke und klappte es auf.
Es war Cunningham, der ihn höflich begrüßte. Der Unterton in dessen Stimme ließ Clement aufhorchen.
„Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass es einen Unfall gegeben hat.“
„So? Einen Unfall?“
„Ja.“ Cunningham hüstelte. „Einen Autounfall mit schwerwiegenden Folgen. Ihre Stiefmutter ist bedauerlicherweise verstorben.“
„Was ist mit meinem Vater?“
„Herr Dr. Hohenberg hat wie durch ein Wunder überlebt. Ihm fehlt nichts.“
Clement strich über die silberne Mähne seines Pferdes.
„Wie geht es Herrn Hetmann?“, fragte er emotionslos.
„Nun“, Cunningham hüstelte erneut. „Herr Hetmann hat uns durch sein Versagen sehr enttäuscht. Wir werden nicht mehr das Vergnügen haben, ihn zu treffen… - übrigens auch niemand sonst.“
„Wenigstens das ist erfreulich.“
„Wir werden aber Herrn Hetmanns Aufgabe gerne einem anderen Spezialisten übertragen, wenn Sie das wünschen.“
„Das ist nicht nötig. Richten Sie Frau Le Maas-Heller meine herzlichen Grüße aus. Ich werde mich selbst der Sache annehmen. Letztendlich ist es eine Familienangelegenheit, nicht wahr?“
„Selbstverständlich, wie Sie wünschen, Herr Hohenberg.“
Ohne sich zu verabschieden, klappte Clement das Handy zu und verstaute es in seiner Jackentasche. Er schwang sich auf den Andalusier und ritt im Schritttempo auf die Mauer zu und einmal um sie herum. Er brachte sein Pferd zum Galopp und entfernte sich etwa fünfzig Schritt von dem Hindernis. Der Schimmel gehorchte ihm willig, unterwarf sich seinen Befehlen.
Clement ritt einen sanften Bogen und steuerte direkt auf die Mauer zu. Er bereitete das Tier auf den Sprung vor, doch er spürte das Zögern des Pferdes unter sich. Es wollte erneut
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