Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
an und sein Bein zischt auf meinen Brustkorb zu.
Ich blocke ihn mit den noch immer zusammengebundenen Armen ab. Mein Karate ist perfekt.
Ich trete ihm direkt in den Unterleib und als er stöhnend nach vorne klappt, schwinge ich mit voller Gewalt mein Knie nach oben und treffe seinen Kopf. Er wird nach hinten gerissen und bleibt kraftlos liegen.
Ich springe über ihn hinweg und renne in Richtung der Hauptstraße. Als ich die Lichter vor mir sehe, verlangsame ich meinen Lauf, zwinge mich zu einer ruhigen Gangart.
Ein Taxi steht mit eingeschaltetem Schild vor einem Haus. Ich öffne die Tür des Wagens und steige ein. Im Wagen riecht es muffig nach altem Frittierfett, Zigarettenrauch und künstlichem Tannenduft, der von einem unter dem Rückspiegel hängenden Spender ausströmt.
Der Fahrer ist ein älterer Mann. Er trägt eine schwarze Lederjacke, gerade liest er in einer dicken Illustrierten.
Er blickt erschrocken auf. „Ist dir was passiert, Mädel?“, erkundigt er sich mit Blick auf mein Aussehen und meine gefesselten Hände. „Soll ich dich zum Arzt oder zur Polizei fahren?“
Ich schüttele den Kopf. „Nein“, sage ich. „Bitte fahren sie los. Ich will nach Hause.“
Der Fahrer zögert, während er mich näher betrachtet. Er scheint abzuwägen, ob er meinem Wunsch entsprechen soll. „Ich will nicht unverschämt erscheinen, aber kannst du bezahlen, Kleine?“
„Nenn mich nicht Kleine, ich heiße Sina“, sage ich, während ich umständlich einen der Brillantohrringe von meinem Ohr nehme und dem Fahrer mit beiden Händen gebe. „Der müsste reichen, oder?“
Der Taxifahrer nimmt ihn und wiegt ihn in der Hand. „Sina, Sina, damit bringe ich dich bis nach Paris, wenn es sein muss.“ Er zückt ein Taschenmesser, klappt es auf und zerschneidet meine Handfesseln. Dann startet er den Wagen.
Ich lasse mich zurücksinken, reibe meine blutigen Handgelenke. Trockenes Schluchzen erschüttert meinen ganzen Körper.
Ich bin gerettet – für diesmal.
22
Die Teller krachten auf den Küchenboden und zersprangen klirrend. Porzellanscherben schlitterten durch den Raum.
Johannes und Asmodeo schraken hoch und eilten zu mir, um nachzusehen, was passiert war. Sie fanden mich zitternd und schluchzend an den Kühlschrank gelehnt.
Meine Handgelenke bluteten.
Ich war unfähig zu sprechen.
Asmodeo geleitete mich zu einem Sessel ins Wohnzimmer. Fürsorglich hatte er einen Arm um mich gelegt und ich stützte mich an ihm ab, bis ich sicher saß. Johannes holte mir ein frisches Glas Perrier aus dem Kühlschrank. Beide nahmen neben mir Platz, so dass ich in ihrer Mitte war, musterten mich sorgenvoll und warteten, bis ich mich beruhigt hatte.
Mein Hals war trocken wie Papier und das Blut rauschte in meinen Ohren. Ich zitterte heftig, als sich das Adrenalin in meinem Körper abbaute. Nur allmählich normalisierte sich mein Zustand.
„Ich habe Kontakt gehabt“, sagte ich knapp. Ich packte das Wasserglas mit beiden Händen, um zu vermeiden, dass ich den Inhalt verschüttete und trank es in gierigen Schlucken halb aus. Dennoch hatte ich das Gefühl, immer noch den sauren Geschmack der Caipirinhas im Mund zu haben.
„Kontakt? Was denn für Kontakt? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen!“ Johannes war sichtlich aufgebracht. Er rutschte nah an mich heran, als wollte er mich beschützen und betrachtete mich aus nächster Nähe.
Asmodeo räusperte sich verhalten. „Wir - ich meine Lilith und ich, …Wesen, die Fähigkeiten haben, wie Lilith und ich…, wir können untereinander in Kontakt treten – verstehst du, Johannes?“
Johannes blickte Asmodeo vollkommen verwirrt an, als hätte der ihn in einer unbekannten Fremdsprache angesprochen. „Nein, das begreife ich nicht“, antwortete er heftig. „Hier war doch niemand außer uns.“
„Dämonen, Johannes, können mich an ihren Erlebnissen teilhaben lassen“, fing ich an, musste aber unterbrechen, als mich eine letzte Welle der Erschöpfung abermals heftig zittern ließ, so dass meine Zähne laut aufeinanderschlugen und ich meinte, mich übergeben zu müssen. Ich wartete, bis der Anfall vorbei war. Dann setzte ich erneut an. „Ich kann, wenn ich es erlaube, sehen, was sie sehen, fühlen, was sie fühlen. Manchmal sind es Vorkommnisse, die im gleichen Moment geschehen und manchmal sind es Erinnerungen, die mitgeteilt werden“, erklärte ich. Das Zittern war endgültig vorüber. Erleichtert atmete ich durch.
„Und warum blutest du dann an
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