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Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)

Titel: Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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hallten lauter.
    Es war nicht Asmodeo, der da trainierte.
    Ich sah die Silhouette einer jungen Frau. Sie traktierte den Boxsack mit Karateschlägen und –tritten. Die Frau war etwas kleiner als ich und bestand nur aus extrem definierten Muskeln. Sie bewegte sich schnell, mindestens so schnell wie Johannes, und ihre Bewegungen waren ansatzlos, ihre Schläge kamen wie aus dem Nichts.
    Ich war noch nie neidisch auf eine andere Frau gewesen. Aber eine derartige Traumfigur hätte jede nachdenklich gemacht.
    Sie hatte blondiertes Haar. Es umrahmte ihr delikat geschnittenes Gesicht mit den hohen Backenknochen und setzte es effektvoll in Szene. Sie trug eines der Unterhemden von Asmodeo, das sie auf ihrem Bauch zusammengeknotet hatte, sowie ein Paar seiner Boxershorts, die provisorisch mit einer Kordel um ihre schlanke Taille festgezurrt waren.
    Es war Sina, sie war fit wie ein Turnschuh und sah einfach umwerfend aus.
    Sina spürte meine Gegenwart, ließ ihre Arme sinken und drehte sich schwer atmend zu mir um.
    „Hallo“, begrüßte ich sie.
    Ich blickte in ihre dunklen Augen, die schwarzen Löchern glichen - ohne Wärme, wie von innen heraus erfroren. Sie lächelte, aber das Lächeln blieb auf der Oberfläche. Es glitt lediglich über das ewige Eis ihrer Augen hinweg.
    „Du bist Lilith“, stellte sie fest.
    Ihre Stimme war absolut weiblich, harmonisch und wesentlich heller, als meine eigene. Mit einem Handtuch tupfte sie sich den Schweiß vom Gesicht, auf dem ich etliche grünblaue Schwellungen und einen feinen Riss im Stirnbereich erkennen konnte. Ansonsten waren keine Spuren mehr von den Misshandlungen zu sehen, denen sie ausgesetzt gewesen war.
    „Danke, dass du mich gerettet hast“, sagte sie ohne Umschweife und legte sich das Handtuch um ihren Nacken.
    Ich winkte ab. „Das war doch selbstverständlich.“
    „Selbstverständlich?“, sie lachte trocken. „Das waren sechs schwerbewaffnete Geisteskranke, die ihr ins Jenseits schicken musstet, um bis zu mir zu gelangen.“
    „Schon, aber wir hatten mit denen noch eine eigene Rechnung offen“, entgegnete ich.
    Unwirsch schüttelte Sina ihren edlen Kopf. „Das tut nichts zur Sache. Niemand außer dir hätte mir geholfen. Ich wäre in diesem stinkenden Loch elend verreckt. Wenn ich dich nicht gerufen hätte…“
    „Wie bist du gerade auf mich gekommen?“, fiel ich ihr ins Wort. Diese Frage beschäftigte mich schon eine ganze Weile.
    Sina runzelte ihre perfekte Stirn. „Was meinst du?“
    „Wieso hast du ausgerechnet mit mir Kontakt aufgenommen und nicht mit einer anderen …unserer Art? – Mit jemandem, den du kennst?“
    Sina bemerkte mein Zögern, mich als Dämonin zu bezeichnen und lächelte abgeklärt. Ich konnte mir beim besten Willen nicht helfen, ich fand ihre ehrliche, offene Art sympathisch. Sie redete nicht um den heißen Brei herum, und auch jetzt antwortete sie schlicht und doch wahrheitsgemäß: „Du weißt es vielleicht noch nicht, Lilith, aber so viele weibliche Dämonen gibt es auf unserer Seite des Spiegels gar nicht“
    „Unserer Seite?“, fragte ich nach. Die Unterhaltung mit Asmodeo kam mir in den Sinn, als er mir von der anderen Dimension erzählt hatte, in der das Böse und das Chaos herrschten. Ich war mehr als neugierig, weitere Informationen zu erhalten.
    „Exakt. Wie bei Alice im Wunderland - es gibt zwei Seiten. Und in unserer Welt sind die männlichen Wesen bei Weitem in der Überzahl. Das macht uns aber im gleichen Zug zu etwas Besonderem.“ Sie lächelte und ihr Lächeln veranschaulichte deutlich, dass sie es genoss, etwas Außergewöhnliches zu sein.
    „Na ich weiß nicht, ob es unbedingt erstrebenswert ist, exotisch zu sein“, setzte ich an.
    Sina schürzte ihre Lippen. „Warum? Wärst du lieber ein Mann?“
    Ich musste lachen. „Unsinn. Das meine ich nicht. Aber manches wäre wesentlich einfacher, wenn ich gewöhnlich wäre. Du bist nicht die einzige, die von der Studentenverbindung verfolgt worden ist. Auch hinter mir waren sie bereits her. Und diese selbsternannten Dämonenjäger hätten kein Interesse an mir, wenn ich ein normaler Mensch wäre.“
    „… und auch für Asmodeo wärst du völlig uninteressant“, unterbrach sie mit spöttischem Unterton meine Gedankenkette.
    Überrascht horchte ich auf. Doch bevor ich sie fragen konnte, was sie mit ihrer Feststellung meinte, kam Mozart auf sie zu. Mir fiel auf, dass er sich anders verhielt, als gewöhnlich. Er näherte sich Sina ausgesprochen vorsichtig, indem er

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