Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
fühlte sich nicht von ihr angezogen – das Gegenteil war der Fall. Er schien sie auf gewisse Art und Weise beinahe abzulehnen. Er verhielt sich zwar höflich und freundlich, doch er bewahrte eine deutliche Distanz zu ihr.
Mir war fast so, als sei es ihm alles andere als recht, dass sie seinen Fitnessbereich nutzte. Seine nächsten Worte bestätigten mein Gefühl, denn er sagte: „Am späten Nachmittag kommt übrigens noch ein Handwerker vorbei, der in dem Gästeappartement eine Trainingsecke mit Boxsack aufbauen wird. Das hatte ich ohnehin schon lange vor, und dann kannst du, solange du hier bleibst, ungestört bei dir trainieren.“
Sina bemerkte Asmodeos Haltung ihr gegenüber allem Anschein nach nicht oder es war für sie ohne Belang. Sie lächelte ihn erneut an, bedankte sich nochmals und machte sich dann auf den Weg in die Einliegerwohnung, die zu Asmodeos Firma gehörte.
Über die Schulter hinweg rief sie uns zu: „Ich habe Hunger, kann uns jemand etwas bringen?“
Und Asmodeo antwortete: „Wenn du umgezogen bist, können wir in die firmeneigene Kantine gehen. Sie ist gleich hier auf dem Gelände. Ich habe einen Dreisterne-Koch beschäftigt, der uns zaubert, was immer wir haben wollen.“
„Prima, ich beeile mich“, meinte sie, bevor sie verschwand.
3
Asmodeo hatte nicht zu viel versprochen. Sein Gourmet-Koch hatte uns wirklich gezaubert, was wir haben wollten.
Wir saßen in seiner Kantine. Vor mir stand eine wunderbar duftende, riesige Currywurst mit Pommes und Cola. Ich hatte seit gestern Mittag nichts mehr gegessen und mein Körper verlangte dringend nach Nahrungszufuhr.
Asmodeo hatte ein großes T-Bone-Steak vor sich liegen und auf einem extra Teller waren gebackene Bohnen, Bratkartoffeln und zwei Spiegeleier angerichtet. Er trank genüsslich von seinem Pils und wischte sich anschließend den Schaum von der Oberlippe. Auch er sah ausgehungert aus.
Und vor einer frisch gestylten, neu eingekleideten Sina stand ein Rohkostsalat. Sie hatte auf ein Zitronensaftdressing ohne Öl und mit nur wenig Meersalz bestanden. Dazu trank sie ein stilles Mineralwasser.
„Willst du von meiner Currywurst etwas abhaben?“, fragte ich. „Von dem bisschen Salat kannst du doch niemals satt werden.“
Sina runzelte kurz die Stirn. „Das ist sehr nett von dir, aber ich esse prinzipiell kein Fleisch. Deine Currywurst schreit förmlich vor Cholesterin und gesättigten Fettsäuren. Das pappt einem die Adern zu. Und was die Wurst nicht schafft, schaffen der Berg Pommes auf deinem Teller und die gezuckerte Cola bestimmt. Diese Nahrung verklebt dir auf Dauer deine Gefäße, glaub mir.“
Ich musste lachen. „Aber meine Currywurst schmeckt sicher besser als dein Grünzeug!“
Sina lachte mit. Mit spitzen Fingern griff sie sich eine lange Pommes von meinem Teller und knabberte sie weg.
Schweigend widmeten wir uns unserem Essen. Um uns herum herrschte reger Betrieb. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Asmodeo aßen ebenfalls zu Mittag. Sie grüßten ihren Chef höflich und zuvorkommend und beäugten mich mit unverhohlener Neugierde.
Sina hatte zumindest auf die Männer eine vollkommen andere Wirkung. Sie starrten sie an – wie hypnotisiert - und konnten ihre Blicke nicht von ihr wenden.
Sina erweckte den Eindruck, als wäre die Reaktion der Männer die normalste Sache der Welt. Asmodeo nahm ebenfalls keine Notiz davon.
Nach einem kurzen Smalltalk kündigte uns Sina an, dass sie müde sei und sich für einige Stunden in ihr Appartement zurückziehen würde. Als sie uns verließ und durch die Kantine ging, um die Treppe ins Gästeappartement zu nehmen, folgten ihr die Augen aller Männer im Raum.
Genau genommen fast aller Männer.
Asmodeo hatte nur Augen für mich.
4
„Du bist dir schon im Klaren darüber, dass du das nicht tun musst, Lilith?“
„Ich halte es aber für dringend notwendig.“
„Das ist absolut lächerlich. So viel Aufhebens wegen einem alten Lumpen.“
„Das Kostüm war nagelneu, Vanessa.“
„Unsinn. Ich hatte es bereits zweimal getragen. Das Kostüm war reif für die Kleidersammlung.“
„Du hast es mir geliehen und jetzt ist es ruiniert. Johannes hat darauf bestanden, dass es dir ersetzt wird. Und wir sollen uns einen schönen Nachmittag machen. Er hat in diesem Punkt keine Widerrede zugelassen.“
„Hat er?“
„Das waren seine exakten Worte. Und mit den Worten hat er mir dieses nette, kleine Goldkärtchen gegeben.“
Vanessa nahm die
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