Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Querschnittslähmung von Johannes, die Gefahr, in der wir uns befanden und den Raben, dessen blutrote Augen von Tod und Vernichtung sprachen.
Manchmal hatte es Vorteile, einen Dämon zu lieben.
6
Ich träumte, so wie immer. Ich stand vor dem großen eisernen Tor, das mir stets verschlossen blieb. Der Nebel war derartig dicht, dass ich meine Hand nicht vor Augen sehen konnte. Aber ich fühlte mich sicher.
Gleich würde Asmodeo durch die Schwaden auf mich zukommen. Er würde mich bei der Hand nehmen und wir würden gemeinsam reisen.
Meine Vorfreude, mein Sehnen, taten beinahe schon weh.
Dann, endlich, hörte ich das Geräusch der sich nähernden Schritte. Ich versuchte, die Gestalt im Nebel ausfindig zu machen. Ich wollte schnellstmöglich bei Asmodeo sein.
Jetzt konnte ich eine Bewegung erkennen. Ein Wesen schälte sich heraus, das ich im milchigen Halbdunkel nicht genau sehen konnte. Aber das brauchte ich auch nicht. Ich wusste genau, wer dort auf mich wartete.
Beinahe blind streckte ich meine Arme aus und suchte nach Asmodeo. Als ich seinen Körper ertasten konnte, umarmte ich ihn stürmisch und hielt ihn mit all meiner Leidenschaft fest.
Meine Lippen suchten seine. Gleichzeitig griff ich nach seiner Hand und wollte sie zu meinem Gesicht führen, wollte von ihm berührt und liebkost werden.
Seine Hand war weich, nicht hart.
Ich stutzte.
Aber dann küsste er mich und ich gab mich seinen Lippen hin.
Sein Kuss war schmerzhaft und hitzig. Er enthielt nicht die leiseste Spur von Liebe. Er weckte keinerlei Gefühl in mir. Ich konnte sein Verhalten nicht einordnen, ich konnte mir die Umstände nicht erklären.
Ich wollte ihn nicht mehr küssen.
Er machte weiter. Er nahm auf mich keine Rücksicht, sondern begann, an meinem T-Shirt zu reißen. Reflexartig versuchte ich, mich nach hinten wegzudrücken, aber seine Umarmung war eisenhart. Ich konnte mich nicht lösen.
Ich versuchte, ihn wegzustoßen, aber er fing meine Hand ab. Er schlug mir ins Gesicht.
Die Angst, die mit einem Mal in mir ausbrach, war kalt und lähmend.
Das war nicht Asmodeo.
Alle Kraft verließ mich. Ich war alleine im Nebel, in der Dunkelheit, mit einem Wesen, das mir überlegen war. Niemand würde mir helfen. Ich war in eine ausweglose Falle geraten.
Die Gestalt zögerte, sie spürte, dass ich aufgab. Sie packte mich und begann, mich fortzuzerren. Tiefer in den Nebel hinein.
Die Gestalt hatte gewonnen. Ich würde Asmodeo und Johannes nie wiedersehen. Ich würde sie auf unserer Insel zurücklassen und Asmodeo müsste die Bürde alleine tragen, sich um Johannes zu kümmern.
Willst du das wirklich mit dir machen lassen? Willst du Johannes und Asmodeo tatsächlich im Stich lassen?- Glühende Wut kochte in mir über und ließ mich alles vergessen. Ich sprang hoch und trat mit aller Kraft zu.
Ich spürte wie mein Fuß traf.
Der Griff lockerte sich.
7
Ich riss meine Lider weit auf und fand mich keuchend und zitternd in meinem Bett wieder. Mein Gesicht brannte an der Stelle, an der ich geschlagen worden war.
Die bernsteinfarbenen Augen von Mozart schienen in der Dunkelheit zu leuchten.
„Es ist alles in Ordnung“, versicherte ich dem Hund.
Er legte sich zurück und bald hörte ich seine regelmäßigen Atemzüge, als er einschlief.
Mindestens ein weiteres Wesen hatte die Fähigkeit, in meine Träume zu gelangen. Ich war auch dort nicht mehr sicher.
Ich hatte Mozart angelogen.
Nichts war in Ordnung.
8
Die junge Asiatin trug einen weißen Mundschutz, während sie hochkonzentriert den Kleber für die künstlichen Fingernägel auftrug. Elisabeth Le Maas-Heller hatte sich zurückgelehnt, ihre Hände ruhten vor ihr auf dem Tisch und sie beobachtete die Frau aus halbgeschlossenen Augen durch ihre Wimpern hindurch.
Cunningham hüstelte verlegen.
„Ja?“, sagte sie.
Er wies verstohlen auf die Kosmetikerin.
„Sie ist taub. Einer ihrer unschätzbaren Vorteile“, beantwortete sie seinen stummen Impuls.
Cunningham nahm auf einem Hocker Platz, den er schräg neben Elisabeths Behandlungsstuhl stellte.
Die junge Frau begann, die künstlichen Fingernägel aufzukleben. Sie arbeitete präzise und mit hoher Professionalität.
Cunningham versuchte, seine Nervosität zu kaschieren. Haltsuchend sah er sich im Zimmer um, bis sein Blick auf das makellose Bronzeschild fiel, das rechts neben der Tür angebracht war.
Ankleide
stand darauf geschrieben.
Er fragte sich, ob die Bezeichnung Kosmetikraum nicht passender
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