Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
und ruhte mich auf einem der großen Granitquader aus. Aus meinem Rucksack zog ich eine Wasserflasche und trank. Danach gab ich auch Mozart zu trinken, indem ich ihm das Wasser in meiner hohlen Hand reichte.
Schließlich zückte ich mein nagelneues Super-Handy, welches mir Asmodeo besorgt hatte, weil es nicht geortet werden konnte, und wählte die Nummer meiner Oma.
Wider Erwarten hatte ich guten Empfang und Gerti hob ab. Sie freute sich sehr, meine Stimme zu hören. Wir hatten uns das letzte Mal vor drei Tagen gesprochen. Aber sie hatte sehr viel um die Ohren gehabt und hatte mich zu meiner großen Erleichterung nicht allzu sehr vermisst.
„Stell dir vor, Lilith“, sprudelte es aus ihr heraus. „Ich habe die erste Fotoserie nach Italien geschickt und Guiliano ist völlig begeistert davon.“
„Ich habe nichts anderes erwartet, Gerti. Du bist und bleibst die beste Fotografin der Welt“
Meine Oma lachte. „Guiliano war der gleichen Meinung. Er lässt jetzt alle Vorbereitungen für die Ausstellung treffen.“
Ich freute mich natürlich mit meiner Oma und war maßlos stolz auf sie. Guiliano war der Vater von Asmodeo. Seine verstorbene Frau, Asmodeos Mutter, und meine Oma waren sehr gute Freundinnen gewesen. Und deshalb verband Guiliano und meine Gerti ebenfalls eine alte Freundschaft. Eine sehr alte Freundschaft. Meine Oma hatte Asmodeo schon als Baby gekannt.
Als Asmodeo die finanzielle Unterstützung für das Institut für Antriebstechnik an der Universität in meiner Stadt übernommen hatte, hatte sein Vater meine Oma gebeten, den Fortschritt der Forschungen in Fotos zu dokumentieren. Und Gerti war überglücklich gewesen, wieder in ihrem Beruf arbeiten zu können, den sie jahrelang meinetwegen vernachlässigt hatte.
„Wie geht es Johannes?“, wechselte Gerti das Thema.
„Johannes ist bereits auf dem Weg der Besserung. Allerdings“, ich zögerte, „das mit dem Laufen, das funktioniert nicht gut.“
„Es ist schon ein großes Glück, dass Johannes diesen schweren Autounfall überhaupt überlebt hat, Lilith“, mahnte sie eindringlich. „Da dürft ihr jetzt nicht ungeduldig sein, wenn es mit seiner Genesung etwas dauert.“
Wir hatten meiner Oma nicht den wahren Grund für Johannes Verletzung genannt. Wir hatten sie schlicht und einfach angelogen. Niemand außer uns dreien kannte die Wahrheit. Die Familie von Johannes wusste nicht einmal, dass er krank war. Sie dachten, er würde sich auf einer ausgedehnten Studienreise befinden.
„Und wie steht’s mit unserem Haus, Gerti?“, lenkte ich ab.
„Ach, das wird bald fertig sein. Du kennst ja Handwerker. Die brauchen immer wesentlich länger, als sie angeben. Aber das war mir von vorneherein klar, es regt mich überhaupt nicht auf. Ich warte einfach geduldig ab, bis sie soweit sind. Mir kommt es auf ein paar Tage hin oder her nicht an.“
„Hauptsache, es wird wieder so wie früher.“
„Na, ich hoffe doch, es wird etwas moderner und besser. Ich will dir schließlich keine abgewrackte Ruine hinterlassen, wenn ich mal das Zeitliche segne.“
„Bei deiner Gesundheit überlebst du mich doch allemal, Gerti.“ Ich mochte es nicht, wenn sie davon sprach, dass sie irgendwann sterben würde.
„Ach, Lilith. Das habe ich dir überhaupt nicht erzählt. Ich habe gestern eine Mitteilung von einer Versicherungsgesellschaft erhalten. Und stell dir vor, dein verstorbener Opa hatte allem Anschein nach eine zusätzliche Police auf das Haus abgeschlossen, von der ich überhaupt nichts wusste.“
„Eine zusätzliche Police?“ Das klang seltsam. Nach den Erzählungen meiner Oma über ihren früh verstorbenen Mann wusste ich, dass er seine Unterlagen stets akribisch in Ordnung gehalten und Gerti in alles eingeweiht hatte.
„Die Firma hat mir die Riesensumme gleich bar auf mein Konto überwiesen.“
„Und was hast du mit dem vielen Geld vor?“
„Nun, ich wollte dich eigentlich überraschen. Du weißt, dass ich von einem Wintergarten träume. Und den lasse ich jetzt gleich mit anbauen. Außerdem brauche ich ein neues Auto. Unser Karmann Ghia hat durch den Brand doch mehr gelitten, als ich dachte. Ihn herzurichten, käme wesentlich teurer, als einen Neuwagen zu kaufen. Den großen Rest des Geldes lege ich aber für dich zurück, Lilith. Du wirst im Studium sicher einen Zuschuss brauchen können.“
Das war typisch für sie. Sie sorgte sich stets um mich.
„Das muss nicht sein, Gerti, das weißt du, oder?“, beeilte ich mich zu sagen.
„Das weiß
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