Eine andere Art von Ewigkeit: Lilith-Saga: 2 (German Edition)
Asmodeo blickte ungläubig darauf. Wieder atmete er geräuschvoll und trank einen großen Schluck aus seinem Whiskeyglas. Johannes nahm die Zündhölzer und legte sie auf seinen Haufen.
„Siehst du?“, sagte ich zu Asmodeo.
Asmodeo packte die Karten und mischte sie neu. Er war sichtlich um Fassung bemüht.
„Bist du eigentlich schon mal angeln gewesen?“, erkundigte er sich bei Johannes.
„Nein“, antwortete dieser. „Mein Vater und mein Großvater hatten für solche Sachen keine Zeit.“
„Weißt du, ich bin als Kind oft angeln gegangen“, fuhr Asmodeo im Plauderton fort. „Komischerweise hat es mir meine Mutter beigebracht, denn mein Vater war ebenfalls zu beschäftigt.“
Johannes blickte von seinen Karten auf und runzelte die Stirn. „Wieso fragst du mich, ob ich schon einmal geangelt habe?“
„Na ja, ich hätte Lust, zu angeln. Aber alleine macht das keinen richtigen Spaß. Und unsere rothaarige Wilde hier, ist einfach zu laut. Die vertreibt nur die Fische“, meinte Asmodeo und grinste mich an, als hätte er mir damit eins ausgewischt.
„Deshalb verlierst du doch beim Poker“, verwies ich betont sachlich auf die nicht zu leugnende Tatsache.
Asmodeo ignorierte mich. „Es gibt hier in der Nähe eine hervorragende Stelle, wo man sehr gut angeln kann. Es ist ein Holzsteg, der weit ins Meer hinausführt und den wir problemlos befahren können. Was meinst du?“
„Wir fangen die Fische und Lilith muss sie zubereiten“, lachte Johannes.
Asmodeo lachte ebenfalls. „Genauso habe ich mir das vorgestellt.“
„Ich mir auch“, warf ich ein. „Und wir zünden den Grill mit den Streichhölzern von Johannes an, weil du hast dann ja keine mehr.“
Asmodeo quittierte meine Bemerkung nur mit einer hochgezogenen Augenbraue.
„Wir gehen morgen angeln, abgemacht?“, vergewisserte er sich und Johannes antwortete: „Das klingt gut. Das machen wir.“
Asmodeo mischte weiter sorgfältig die Karten. Dann sah er auf und blickte Johannes direkt ins Gesicht. „Ab morgen muss ich anfangen, mit Lilith gewisse Dinge zu trainieren. Dinge, die sie unbedingt kennen und beherrschen muss.“
Diesmal antwortete Johannes nicht sofort, sondern nickte nur. „Und du kannst ihr diese … Dinge …beibringen?“, fragte er schließlich.
„Ja“, sagte Asmodeo schlicht. „Das kann nur ich, niemand sonst.“
Johannes nippte ausgiebig an seinem Whiskeyglas. Er fixierte Asmodeo. „Ich habe mich schon gefragt, wann du damit anfängst, …ihren Horizont zu erweitern.“
Asmodeo räusperte sich und begann, für sie beide Karten auszuteilen. Das Thema war beendet.
Johannes griff in die Seitentasche seines Rollstuhls und zog ein ledernes Etui heraus. Wortlos reichte er es Asmodeo, der es öffnete und sich eine lange dicke Zigarre herauszog. Mit seinem Einhandmesser schnitt er eine Kerbe hinein und dann reichte er das Etui und das Messer an Johannes weiter. Bald umhüllten sie beide dicke, miefige Rauchwolken. Es war einfach unerträglich.
„Wie könnt ihr euch das nur freiwillig antun? Ihr stinkt. Wehe, ihr geht damit ins Haus!“
Keiner der beiden antwortete mir. Sie waren in ihre Karten vertieft und würden bis zum letzten Streichholz miteinander unerbittlich ringen. Das konnte Stunden dauern.
Ich fühlte die Müdigkeit in mir hochsteigen. Für ein anständiges Mädchen war es jetzt an der Zeit, ins Bett zu gehen.
„Gute Nacht, Jungs“, sagte ich. „Wenn ihr etwas braucht, wagt ja nicht, mich zu rufen.“
„Gute Nacht, Lilith“, antwortete mir Johannes mit seinem unwiderstehlichen Jungenlächeln, das ich schon so lange nicht mehr auf seinem Gesicht gesehen hatte.
Asmodeo wandte sich mir ebenfalls zu und meinte: „Schlaf gut und genieße deine Träume .“
Ich ging ins Haus. Mozart folgte mir wie ein Schatten. Er würde vor meinem Bett schlafen und sich nicht von der Stelle rühren, bis ich aufwachte.
Asmodeo hatte von meinen Träumen gesprochen und ich brannte voller Ungeduld darauf. Als Dämon hatte Asmodeo die Fähigkeit, mit mir gemeinsam zu träumen. Er würde auch heute Nacht zu mir kommen und mich mitnehmen. Irgendwohin, wo wir noch niemals gewesen waren und wo wir zusammen glücklich sein konnten. Es gab für uns keine Begrenzung, wir konnten in frühere Epochen reisen oder aber an phantastische Orte. Unsere Träume waren mehr als Träume. Sie waren real. So real, wie ein weiteres Leben.
Und für einen Moment, für einen winzig kleinen Moment, würde ich alles hinter mir lassen. Die
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